Mai 03 2012

Wer arbeitet noch am richtigen Platz und mit angemessenen Methoden?

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

Nahezu Vollbeschäftigung in Baden-Württemberg – so wird eine Arbeitslosenquote von aktuell ca. vier Prozent gerne interpretiert. Doch wir dürfen sicher sein, dass aus dieser Statistik einiges heraus- und damit schöngerechnet ist.

Die Verschwendung von Arbeitskraftpotential findet in Deutschland seit Jahrzehnten statt! Nehmen wir doch nur das Stichwort „Mobbing“. Erst am 16.4.2012 machte der SPIEGEL damit als Titel auf. Es hat sich kaum etwas geändert seit meinem Buch über „Mobbig – kostspielige Kränkungen am Arbeitplatz“ (1998, Universum Verlag). Nach wie vor geht man dem Übel nicht an die Wurzel, Chefs dürfen schwach und führungsunfähig sein. Daran hat auch die Mode, Abläufe zertifizieren zu lassen, nix geändert. Bei Überlastung oder Fehlbesetzung, Disorganisation oder Motivationstief hilft es in der Regel nicht, sich irgendwelchen Managementmustern zu verpflichten, solange diese Mängel nicht behoben werden.

Vielleicht beispielgebend: Über Tugenden im Öffentlichen Dienst hat sich Christoph Bartmann, Leiter des New Yorker Goethe-Instituts in seinem jüngsten Buch über „Leben im Büro. Die schöne neue Welt der Angestellten“ (Hanser Verlag) Gedanken gemacht. Er plädiert für „mehr Sachlichkeit und mehr Seriosität in unseren Büros“. Seine Haltung entdeckt ein Interview des Deutschlandradios, nachzulesen unter http://bit.ly/yLwocG >> „Das Management ist sklerotisch geworden“. „Sonntag aktuell“ zitiert Bartmann (geb. 1955 in Bad Mergentheim) am 15.4.2012: „Ich rufe auf zum Protest. Eine Occupy-Bewegung für die Schreibtische und Flure dieser Welt!“

Die Betrachtungen der Arbeitswelt dürfen nicht außer acht lassen, dass viele Menschen das arbeiten müssen, wozu sie weder geschaffen noch ausgebildet sind. Dass viele Begabungen und Ausbildungen nicht genutzt werden, weil jeder holzschnittartig auf seinem Speziellen besteht. Besonders für junge Leute ist das schlimm.

An Fachkräftemangel glaube ich nicht. Es fehlen Mut und Geduld, Menschen einzuarbeiten, die nicht auf Anhieb haargenau ins Schlüsselloch passen. Dies alles betrachte ich als Verschwendung von wertvollem Potential. Dazu passt der Satz, den beliebig abzuwandeln ich empfehle: >>Ein Mensch von hohen, seltenen Geistesgaben, genötigt, einem bloß nützlichen Geschäft, dem der Gewöhnlichste gewachsen wäre, obzuliegen, gleicht einer köstlichen, mit schönster Malerei geschmückten Vase, die als Kochtopf verbraucht wird.<< aus Irvin D. Yalom. Die Schopenhauer-Kur. Roman.

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Apr 23 2012

Auslese: Wer wird Journalistin/Journalist?

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Frau sehen anders. Seit jeher achten Feministinnen darauf, dass der Frauenblickwinkel zur Geltung kommt. Zum Beispiel im Gemeinderat, wenn es um Stadtplanung geht. Keine dunklen Ecken in Unterführungen, lauffreundlicher Straßenbelag, keine Hindernisse für Kinderwägen usw. Auch Seilschaften waren in der Frauenbewegung immer ein Thema. Die Vernetzung von Funktionsträgerinnen, Frauenorganisationen und –interessen ist unabdingbar.

Woher jemand kommt, was seinen Alltag und seine Erfordernisse prägt, beeinflusst den Blick auf die Welt. Deswegen sollten in der Politik alle Berufe/Schichten repräsentiert werden und keine Überzahl an beispielsweise UnternehmerInnen oder BeamtInnen mit ihrem Erfahrungsschatz die Weichenstellungen dominieren.

Und was ist mit dem Blickwinkel der Medien? Wer wird JournalistIn, RedakteurIn, ReporterIn? Bei mir hieß es einst: „Glück gehabt. Nach Dir sind fast nur noch jene zu einem Volontariat gekommen, deren Eltern/Väter in entsprechenden Positionen waren.“ Wenn also der Onkel schon leitender Redakteur oder Stadtarchivar war …

Mir scheint, diese Praxis hat sich verfestigt. Eliten wollen von Eliten in den Medien gespiegelt werden, bevorzugen deren Blickwinkel auf jene, die „anders“ sind und nicht zu der tonangebenden Kaste gehören. Das hat nun auch Klarissa Lueg, TH Darmstadt, in ihrer Dissertation “Habitus, Herkunft und Positionierung: Die Logik des journalistischen Feldes” nachgewiesen. Laut Ihrer Studie besuchen Journalistenschulen vor allem Berufsanwärter aus einer „hohen Herkunftsgruppe“. Kinder von Facharbeitern etwa kämen gar nicht vor. Diese Auslese thematisierte Rudolf Stumberger: Plebejer müssen draußen bleiben > http://heise-online.mobi/tp/artikel/36/36575/1.html?from-classic= Kein Wunder, dass anwaltschaftlicher Journalismus á la Günter Wallraff so viele Jahre die exotische Ausnahme blieb!

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Apr 10 2012

In der Welt zu Hause – die Heimat bleibt im Blick

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Kultur

Die Absicht, mit diesem Blog eine Brücke zu schlagen zwischen Deutschland, Florida und zurück, bekommt Unterfütterung durch ein Portrait von Susanne Nielsen, das das Magazin “Florida Sun” jüngst veröffentlichte: http://bit.ly/IqkATj

Meine „Scholle“, nämlich der Vordere Schurwald im Schwäbischen, wird in Kürze durch ein Heimatbuch bereichert, das am 10. Mai der Öffentlichkeit im Schanbacher Rathaus vorgestellt wird: http://bit.ly/HxxTy0 – Das “Aichwalder Blattwerk” (so der Titel des Oral-History-Werkes, zu dessen Veröffentlichung ich einiges beitragen durfte) erzählt deutlich das Zusammenspiel von Privat & Politik, von Scholle & Weltenlauf.

Dass Heimat ein starker Faktor ist (egal, wohin es jemanden verschlägt), belegt nicht zuletzt Susannes Spurensuche in Rinteln, der Geburtsstadt ihres Vaters Otto Schmidt: http://bit.ly/IduZ15 – Unlängst beim Heritage day 2012 in Florida (in der Nähe von Tampa) trug Susanne sogar die Rintelner Tracht und wurde dafür allseits sehr bewundert.

Dies ist das 100ste Posting in diesem Blog, der im April 2009 startete. Immer wieder beschäftige ich mich mit „Wurzeln und Wirken“ und kann nicht anders als überzuleiten zur Kontroverse dieser Tage, die wir der letzten Tinte von Günter Grass verdanken. Egal, wie man zum Inhalt dieses Gedichts (ist es überhaupt eines?) stehen mag, interessant ist die Aufregung darum allemal! Wäre sie flacher, wenn der Papst vor der Bedrohung des Weltfriedens durch israelische Atom-Waffen gewarnt hätte? Oder der Sänger Adriano Celentano (Italien), der Box-Weltmeister Vitali Klitschko (Ukraine) oder … Konjungieren Sie es durch! Spüren Sie nach, welchen „Sound“ die Herkunft des in Ihrer Fantasie eingesetzten Protagonisten den Worten verleiht!

Zum Weiterlesen sei die „Kleine Verteidigung des heftig attackierten Friedensgedichtes“ von Prof. Dr. Thomas Anz, Gründer und Herausgeber von literaturkritik.de, empfohlen: http://bit.ly/Hwz9RQ

Hier wird das Grass-Gedicht sehr gründlich erörtert: http://gabrielewolff.wordpress.com/

 

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Mrz 16 2012

Journalistische Blüten – schmunzeln erlaubt

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Kultur

Blüten im Journalismus ergeben sich oft aus Zeitdruck, der immer auch ein finanzieller Druck ist, denn der eigene Verlag/Sender muss mit seiner Berichterstattung der Konkurrenz zuvorkommen, ihr die Kundschaft abjagen. So ist es nicht verwunderlich, wenn gewissenhafte Recherche zu kurz kommt oder um der „unschlagbaren Story“ willen bewusst vernachlässigt wird. In Ordnung ist das nicht, denn es bringt die Branche ins Zwielicht. Doch das Sprichwort „Die Sonne bringt alles an den Tag“ siegt in der Regel früher oder später. Jüngst bei einem Rauchalarm, der als Feuerdrama inszeniert wurde, vergnüglich nachzulesen hier > http://bit.ly/AycsnN

Das erinnerte mich an das „Debüt am Mühlenfeuer“ von Egon Erwin Kisch (1895 – 1948), bekannt geworden als „rasender Reporter“. Er gilt als Erfinder der literarischen Reportage, an der Lektüre seines Werks kommt praktisch kein lernwilliger Journalist vorbei. Sein Bericht über das Mühlenfeuer hätte alle gelangweilt, weil die Fakten nur das Übliche hergaben, hätte er nicht einige Gestalten in dem Text auftreten lassen, die das Ereignis erst interessant machten. Dafür bekam er Lob, doch wie er in seinem „Marktplatz der Sensationen“ (als Lektüre sehr zu empfehlen!) schreibt, spornte ihn dieses Erlebnis an, später der Wahrheit umso intensiver nachzuspüren. Dank Kisch’ Geständnis über das Fantasieprodukt in der Brandnacht weiß man, dass es keine schlechten JournalistInnen sein müssen, die (gelegentlich) in Konflikt mit ihrer Doppelbegabung – berichtender Journalist / poetischer Schriftsteller – geraten. Die notorischen SensationsheischerInnen sind damit allerdings nicht gemeint! Mehr zu Kisch im Schattenblick > http://bit.ly/yb5g76
Die Bewunderung für Kisch’ Lebenswerk hat allerdings den Stachel in meiner Brust nicht ausmerzen können. Immerzu fragte ich mich bei allem, was ich aus seiner Feder las, ob es bis ins kleinste schlüssig ist und wo er geflunkert haben könnte. Vielleicht ist aber das sein größtes Vermächtnis: immer mit einem Schuss Mißtrauen zu lesen, was einem vorgesetzt wird!

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Mrz 05 2012

Ehrensold & Klarsfeld – wo bleibt die Verhältnismäßigkeit?

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Es friert mich, wenn ein Mensch, der einen Bundeskanzler ohrfeigte, als Kandidatin für das höchste Amt vorgeschlagen wird. Aber in Zeiten, in denen unsere Steuergelder für einen „Ehrensold“ zuzüglich Wichtigkeitsspesen (Dienstwagen mit Chauffeur, Sekretärin) verschleudert werden, kann es ja nur zu widersinnigen Auswüchsen kommen!

Immer wieder taucht die Gewaltfrage auf. Über die lohnt es sich zweifellos nachzudenken. Möge die Diskussion um die Verhältnismäßigkeit nicht abreißen! Denn Verhältnismäßigkeit ist nichts Statisches; sie erscheint immer wieder in einem anderen Licht.

Hintergründe zu Beate Klarsfeld gibt es hier > http://bit.ly/w6pxvU

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Feb 18 2012

Abdanken und nett aussehen

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Das höchste Amt im Staat ist wieder frei. Wer wird die oder der NEUE sein? Klar, dass nun endlich eine Frau nicht nur eine Chance verdient hat, sondern wirklich auch mehrheitlich gewählt werden sollte. Der Journalistinnebund macht in seinem Blog dazu Vorschläge: http://watch-salon.blogspot.com/

Randnotiz: Nach einer Rücktrittsgalerie googelte ich vergeblich. Falls jemand doch eine Fotostrecke verschiedener Rücktritte in den Tiefen des Webs finden sollte, freue ich mich über Nachricht.

Ob Horst Köhler oder Christian Wulff: die Männer standen hinterm Rednerpult, ihre Ehefrauen standen ohne „Schutzwall“ den Blicken der Nation völlig freigegeben in angemessener Reichweite. Da bekommt das Wort STANDVERMÖGEN eine prickelnde Bedeutung. Die Frauen konnten sich an keinem Papier (die Männer lasen ab) festhalten, hatten nichts anderes zu tun, als eine gute Figur zu machen. Allenfalls durften Sie den Dank ihres Gatten für Rückenstärkung und Repräsentationsgeschick entgegennehmen. Und dann einen guten Abgang hinlegen.

An der Auswahl der Kandidatin wird man erkennen, ob man es mit einer Bundespräsidentin wirklich ernst meint.

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Feb 12 2012

Memoiren wahrheitsgetreu oder ausgeschmückt?

Autor: . Abgelegt unter Literatur,Sonstiges

„Warum soll man die Wahrheit suchen, wenn jeder mit seiner gut leben kann?“ Ich weiß nicht mehr, von wem der Satz stammt, doch er bezog sich auf den Roman Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik von Emma Braslavsky. Ein hervorragendes Buch, das ich so schnell nicht vergesse. Hier eine anschauliche Rezension darüber > http://bit.ly/x9UCmH

Das Buch erwähne ich deshalb, weil ich immer wieder gefragt werde, ob Memoiren denn wahr sein müssen. Ob man sich wirklich bis ins Kleinste erinnern können muss. Ob es unschicklich oder unlauter ist, etwas auszumalen oder wegzulassen, unwissentlich falsch darzustellen oder einfach zu übertreiben. „Es kommt darauf an“, leite ich gerne die Gewissenserforschung ein.

Dazu machte eine persönliche Erfahrung, die mich schmunzeln ließ. Wie ich bereits am 25. September 2011 in diesem Blog ausführte, ebnet eine „Zeittafel“ den Zugang zu Erinnerungen. (Sie finden diesen Beitrag, wenn Sie in das Suchfeld „Zeittafel“ eingeben.) Eines Tages sandte ich einige Fragmente aus meiner Zeittafel meinem Vater. Vielleicht könne er etwas ergänzen und finde etwas, das zu korrigieren wäre.

Und so kam es, dass eine feste Redewendung meiner Mutter plötzlich auf den Prüfstand kam. Sie hatte von mir als einjährigem Kind behauptet, dass ich bei Ruhestörungen nachts immer „senkrecht im Bett stand“. Ich hatte das Bild vor Augen: hochgeschreckt und von den Eltern gehalten, während unter uns die anderen Hausbewohner eine lautstarke „Party“ veranstalteten. Diese Szene darf als zentraler Punkt in unserer Familiengeschichte gesehen werden, denn ohne diese nächtliche Pein, die uns häufig zusetzte, hätten meine Eltern nie das Abenteuer „Hausbau“ auf sich genommen. Die Lärmenden konnten damals nicht beruhigt werden, denn es handelte sich um Lehrlinge des Braugewerbes, die aufgrund des Biers, das ihre Lebensgrundlage war, nachts zur Höchstform aufliefen und für Beschwichtigungen unerreichbar blieben.

Mein Vater meinte nun mehr als 50 Jahre später: „Das kann nicht stimmen, denn mit in dem fraglichen Alter konntest du noch nicht stehen.“ Verblüfft musste ich ihm Recht geben. Futsch war das schöne Bild mit „senkrechten Baby im Kinderbettchen“! Entweder die Formulierung meiner Mutter war lediglich im übertragenen Sinne zu verstehen oder ich erinnere mich nicht exakt an sie. Wie dem auch sei, es wird immer mehrere Möglichkeiten geben, eine Begebenheit, Örtlichkeit oder Handlung aufzufassen und zu formulieren.

Der ungeklärte Tod der Großmutter regt in dem o. g. Roman von Emma Braslavsky sechs Enkel zu Spekulationen an, die sehr unterhaltsam sind. Wir alle bekommen damit vorgeführt, dass jede und jeder sich seine Version der Geschichte zurechtlegt – unabhängig davon, wie sehr er oder sie der Wahrheit nahekommen will oder ob dies überhaupt zu bewerkstelligen ist.

Es gibt Menschen, die schreiben ihre Vergangenheit oder die ihrer Familie nieder, um dabei in alle Verästelungen vorzustoßen und Einzelheiten sowie den alles zusammenhaltenden Bogen offen zu legen. Andere wiederum haben diesen Anspruch nicht. Sie möchten erzählen. Dabei hangeln sie sich an ihren Erinnerungen entlang und räumen ein, dass ihre Fantasie manches Detail aus der Luft griff (weil es so gewesen sein könnte) oder Naheliegendes ergänzte (das nicht mehr exakt zu ermitteln ist) oder etwas ins Fiktive drehte (damit die Geschichte einen gewünschten „Dreh“) bekam.

Die Möglichkeit, Ungenaues oder Fabuliertes kenntlich zu machen, mag man nutzen oder auch nicht. Wie man damit die Vorstellung der Enkel und anderer RezipientInnen beeinflusst, steht auf einem ganz anderen Blatt. Grundsätzlich gilt (auch für jene, die ihre Zielgruppe fest umrissen haben): man schreibt für sich und muss mit dem Ergebnis zufrieden sein. (Und einige leisten sich dazu einen Coach oder Ghostwriter, um sich die Arbeit zu erleichtern.)

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Feb 05 2012

Frauen-Lippen & Männer-Urin – wen juckt’s?

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Kultur

Wo möchte ich reinpinkeln? Es geht nicht um Nachttopf oder Thermoskanne, sondern um Kunst. Um teure Kunst. Erschwerender Umstand in diesem Fall: Kunst in Anlehnung an Pop und Rock’n Roll.

Ein Urinal ist ins Gerede gekommen. Es geht also nicht um die Damen-Toilette. Um Frauen geht es trotzdem. Aber der Reihe nach.

Das Rolling-Stones-Museum wurde 2011 eröffnet –  in Lüchow. Man erinnert sich: Lüchow war immer im Gespräch wegen Demonstranten („Quertreibern“) politischer Art. Von dem Image hätte man nun ins Positive ablenken können mit dem Museum, in dem mehr als 5000 Exponate Stones-Fans und andere BesucherInnen in ihren Bann ziehen (können).

Aber nun mokieren sich andere QuertreiberInnen. Am publikumswirksamsten vielleicht Luise F. Pusch. Die Sprachwissenschaftlerin widmete den „Kisses“ – so heißen die Urinale auf der Herrentoilette in dem Stones-Museum – in ihrem Blog „Laut und Luise“ eine deftige Glosse > www.fembio.org/biographie.php/frau/blog am 3.2.2012 > unbedingt lesen, da ich die Argumente hier nicht wiederhole. Die Männer pinkeln in geschminkte Münder – geiler Kunstgriff, oder?

Mir kräuselten sich die Lippen, mit angesäuertem Gesicht machte ich mich auf die Suche und empfehle > das NDR Kulturjournal vom 23.05.2011, zu finden auf der Seite www.stonestreff.com/rolling_stones_museum_videos.html. Auf dieser Seite gibt es noch mehr Videos zu dem Thema. Je nach Neigung kann man/frau sich vertiefen.

KUNST DARF ALLES schallt es irgendwo von den Wänden. Die Wände meines Redaktionsbüros werfen allerdings eine zweiteilige Frage zurück: Welche Motive würden Damenklos attraktiver machen und würdest Du da hinein ausscheiden wollen, was Dein Körper nach den Verdauungsprozess absondert – egal, was die Keramik-Künstlerin dafür in Rechnung gestellt hat?

Nun bin ich – Satire hin oder her – zur Anschaulichkeit ein paar Beispiele schuldig: Ich versuche es mit Torte … igitt. Ich versuche es mit Buch … auch daneben. Ich versuche es mit … Ach, da fällt mir schon nix mehr ein, denn das ganze Spiel ist so abartig, dass es meine Phantasie nicht beflügelt. Es stupft sie allerhöchstens für ein paar Sekunden an und landet schnell an einer Schranke. Da dieses Thema nicht lebenswichtig ist, akzeptiere ich diese Schranke. Ich will nicht weiter drüber nachdenken. Aber ich wäre nie darauf gekommen, dass man(n) Männern SOWAS anbietet!

Danke für die Spitze Feder von Luise F. Pusch gegen diese Zumutung! Ich schlage vor, demonstrativ die Damen-Toilette des Museums für jene Männer zu öffnen, die andere Wege gehen wollen. Meinetwegen mit einem einladenden Gästebuch für Kommentare! Über die künstlerisch gestaltete Form des Kugelschreibers könnte man noch reden. Die gefühlte Zwickmühle sollte schon unvergesslich griffig sein!


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Jan 25 2012

Zukunftsgeschichten

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Literatur

Auch wenn der Januar weit fortgeschritten ist, beguenstigt es die Jahresaufbruchstimmung, Zukunftsgeschichten auf den Schirm zu heben. Zumal diese hier a) ein Lese- und b) ein Hoererlebnis sind.

Mit b) moechte ich beginnen, weil das mit Susanne Nielsen zu tun hat, jene Susanne, die im Namen dieses Blogs verewigt ist. Susanne macht in West-Florida Radio – dies neuerdings ohne Studio, dafuer als Produktion im Internet. So kommt man weltweit in Genuss, ihre Bruecke von Florida in die restliche (deutschsprachige) Welt anzuhoeren, ohne vorher reisen zu muessen. Die Sendung – deren zweiteiligen Rueckblick auf Ereignisse in 2011 ich mitgestaltete – ist abrufbar unter  http://germanradioshow.blogspot.com/ (auf den Pfeil klicken!). Die langjaehrige Tradition der Sendung ist nachzulesen unter http://www.wochenpostusa.com/2011/Funksendung.htm

Die Entwicklung der Sendung von der regionalen Ausstrahlung in Westflorida hin zu einer Internetverbreitung weltweit verfolge ich mit gespannter Aufmerksamkeit, denn Medien, ihre Umbruchsituationen und Qualitaetsstandards  beschaeftigen mich regelmaessig in diesem Blog.

a)    Zukunftsgeschichte Nr. 2 verdanken wir Birgit Gebhardt und der edition Koerber-Stiftung. Ihr Buch traegt den Titel 2037 – Unser Alltag in der Zukunft (409 Seiten, 2011, 16 Euro, ISBN 978-3-89684-086-8). Die Autorin ist Trendforscherin in Hamburg. Sie entwirft hier Szenarien anhand von drei ProtagonistInnen und ergaenzt diese Episoden jeweils mit einem Faktenteil. Denn – so die Koerber-Stiftung – „die genaue Beoachtung der Gegenwart eroeffnet Perspektiven, die plausible Prognosen erlauben.“

Ich empfehle das Buch, da es unterhaltsam und erhellend zugleich ist. Sowohl Skeptiker als auch Fortschrittsglaeubige kommen auf ihre Kosten! Ob alle Protagonisten glaubwuerdig entworfen sind, kann man bei dieser Art von Lektuere getrost vernachlaessigen. Denn wichtig ist vielmehr die Auseinandersetzung mit dem, was uns bluehen koennte. Das befluegelt die Phantasie in einem positiven Sinn!

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Jan 15 2012

Willkommen in 2012 > Medien, stellt Euch!

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

Ein gutes 2012 wuensche ich den LeserInnen meines Blogs! Ich gehe mit dem Thema schwanger, dass die Medien in einer reflexionsbedingten Aenderung begriffen sind, die noch einige Zeitungsartikel und andere Medienbeitraege beschaeftigen werden. Juengstes Beispiel ist das Spiel von BILD mit dem Bundespraesidenten. Sogar Guenter Wallraff hat sich dazu zu Wort gemeldet. Jetzt fordert die taz den BILD-Chefredakteur zur Transparenz heraus. (Ehrlichkeit waere wohl utopisch.)

Damit geht der Wunsch in Erfuellung, die Medien moegen sich selbst als Player und Thema begreifen und nicht laenger leugnen, dass sie auf das Geschehen einwirken. Auch dann, wenn sie sich noch so sehr um Neutralitaet bemuehen sollten. In grauer Vorzeit gab es beruehmte Chronisten und Reporter, die ihre Berichte in der Ich-Form abfassten. Das war fuer sie kein Freibrief zur Subjektivitaet. Vielmehr waren sie sich bewusst, dass bereits ihre Anwesenheit die Szenerie  beeinflusste.

Das erinnert mich an eine ganz fruehe Begebenheit in meinem JournalistInnenleben: In Schwaebisch Gmuend wurde “Septemberweizen” (1980) von Peter Krieg im Kino KKF gezeigt. Ein Film, der betroffen macht und auch heute noch sehenswert ist. Die Filmemacher standen nach der Auffuehrung dem Publikum Rede und Antwort. Ich sollte nicht nur ueber diese Veranstaltung fuer die Gmuender Tagespost berichten, sondern den Artikel auch mit einem Foto illustrieren.

Ein Blitzlicht passte nun ganz und gar nicht zu dem ernsten Thema und den tief bewegten Zuschauern. Ich wuerde damit die Stimmung stoeren und Atmosphaere in diesem kleinen Kino um einige Momente veraendern. Das war mir klar. Aber Auftrag ist Auftrag. Also entschuldigte ich mich fuer die Fotografiererei, und setzte mich nach den Aufnahmen wieder in die Reihe unter all die Diskutanten. An diesem Abend habe ich nicht nur viel gelernt ueber das Spiel mit der Lebensmittelverteilung auf der Welt, sondern auch ueber den Job, in den ich ja erst hineinwachsen wollte.

Es ist nicht immer angenehm, als JournalistIn unterwegs zu sein. Nicht nur dann, wenn man unbequeme Fragen stellen soll und will und dabei auf Gegenwind stoesst. Sondern auch dann, wenn es offensichtlich ist, dass einige befremdende Momente durch eben jenen Job verursacht werden, den man leidenschaftlich gerne zum Wohle der Zukunft Aller gewissenhaft erfuellen moechte. Aber man hat keine Chance, unsichtbar zu agieren. Die Arbeit ist oeffentlich. Und sie ist fuer die Beteiligten an der betreffendend Szenerie nicht neutral, sondern ein nicht einschaetzbarer Aspekt. Damit beeinflusst sie den Augenblick oder einen laengeren Zeitabschnitt, vielleicht eine Aeusserung, voruebergehend womoeglich eine Haltung und ggf. noch Anderes. Und diesen Einfluss gilt es nun ehrlich einzugestehen und zu reflektieren. Das ist einer von mehreren notwendigen Schritten, um sich und der eigenen Zunft besser auf die Schliche zu kommen – in einem positiven und konstruktiven Sinne!

Nach dem Kino-Abend bestaerkten mich positive Rueckmeldungen, weiterhin einfuehlsam und ruecksichtsvoll in meinem Beruf zu bleiben. Eigenschaften, die mit der Hatz ums beste Foto und die tollste Story nahezu unvereinbar sind. Mir war es vergoennt, andere Felder des Journalismus zu bestellen, wo Ellbogenarbeit nicht ausschlaggend war. Aber die Entscheidung fuer diese Richtung war eine bewusste. Und genau so viel Bewusstheit wuensche ich allen Sektoren und Ebenen in dieser Profession!

Hintergrund: Fort mit Kommunikationsbarrieren – Erwaegungen zur Rolle des Journalismus in der digitalen Medienwelt >> www.nzz.ch/nachrichten/kultur/medien
/fort_mit_kommunikationsbarrieren_1.14038105.html

Septemberweizen kann man uebrigens im Internet ansehen unter > http://video.google.com/videoplay?docid=-1699783853400670784 > Der Film erhielt den Deutschen Filmpreis 1981 und den Adolf Grimme Preis 1981.

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