Nov 06 2017
Mit Pseudonym frei schreiben, was Spaß macht
Sanne Hipp ist ein Pseudonym. Ihre Romane erfreuen sich einer wachsenden Fan-Gemeinde, ohne dass sie jedermann oder jederfrau enthüllt, was sie publiziert.
Seit wann schreibst Du und seit wann veröffentlichst Du?
Sanne Hipp: Da ich immer starkem Zeitdruck ausgesetzt war, hatte ich keine Zeit für ein Hobby gefunden. Bis zu dem Zeitpunkt, als die Kinder ausgezogen waren. Ich suchte etwas, das kreativ ist und nur Spaß macht. Da belegte ich einen Fernkurs zum „Schreibhandwerk“, und es war das erste Mal, dass ich mich weiterbildete, ohne dass es mit meinem Beruf zu tun hatte. Bald fragte ich mich: Was möchtest du gerne schreiben? Da ich beruflich damals sehr im Stress war, war es für mich klar: was Einfaches, was einen leicht in die Handlung zieht und von der Arbeit „runterbringt.“ Und da ich eine frauenliebende Frau bin, stand für mich fest: mein (erstes) Genre wird der lesbische Liebesroman. Januar 2013 habe ich begonnen zu schreiben, und vier Monate später meinem ersten Roman publiziert, ohne eine Ahnung vom Plot oder von der Figurenentwicklung zu haben. Das Layout, die Covergestaltung habe ich in professionelle Hände abgegeben. Das Ganze wurde trotzdem ein Erfolg. Der Roman hat sich mehrere tausend Mal verkauft.
Wie viele Pseudonyme hast Du Dir zugelegt?
Hipp: Mittlerweile sind es drei. Es könnten durchaus vier werden ?, falls ich eines Tages das Genre des Krimis bedienen wollte … Ich habe mir vorgenommen, für jedes Genre ein eigenes Pseudonym zu verwenden. Die Leserin sollte beim Kauf schließlich eine gewisse Verlässlichkeit haben.
Ist es schwer, das Schreiben zu verheimlichen – vor Nachbarn, beim Bäcker/Metzger, im Kreis der KollegInnen?
Hipp: Vor Nachbarn und Freunden verheimliche ich das Schreiben nicht, die merken ja, wenn ich morgens nicht mehr ins Büro gehe. Die meisten wissen, dass ich schreibe, aber nicht was. Freunde kennen mein Pseudonym, die Verwandtschaft nur zum Teil, oder nur ein Pseudonym. Denn das zweite ist völlig anonym.
Was empfiehlst Du anderen, die auch unter Pseudonym veröffentlichen wollen?
Hipp: Einen Impressum-Service zu beauftragen, für den Fall, sie publizieren selbst. Damit ist das Impressum vor Gericht hieb-und stichfest, da der Klarname und die Adresse hinterlegt sind, wenn es mal zu juristischen Auseinandersetzungen kommen sollte, falls jemand ohne mein Wissen Texte kopiert, etc. Publikationen über einen Verlag sind kein Thema, das geht auch mit Pseudonym.
Du probierst gerade aus, wie nützlich ein Ausstieg auf Zeit ist. Kommen da nicht Fragen, wie Du Dein Sabbatical verbringst?
Hipp: Das Sabbatjahr ist für mich eine zeitliche Befristung, in der ich prüfe, ob ich vom Schreiben leben kann. Ohne ein monatliches Festgehalt zu leben, bedeutet nun erst einmal eine Umstellung, die man sich leisten können muss. „Einfach pausieren, Abstand gewinnen, neu sortieren“ ist meine Antwort bei Kollegen und weitläufigeren Bekannten, die mich danach fragen, warum ich aus meinem Beruf ausgestiegen bin. Ich muss nicht jedem und jeder meine Beweggründe und mein Genre verraten.
Unerkannt zu publizieren bedeutet doch auch, auf Lesungen verzichten zu müssen, oder?
Hipp: Ich verzichte sehr gerne auf Lesungen. Da ich beruflich immer im Rampenlicht stand, sei es durch Organisation und Führung von Meetings, dem Abhalten von Vorträgen etc., hatte ich es auch irgendwann satt, immer eloquent vorne stehen zu müssen und Dinge „zu verkaufen“, die gar nicht meine sind. Ich genieße es jetzt, am Schreibtisch zu sitzen und einfach zu schreiben. Dass meine Bücher sich verkaufen, ist für mich Bestätigung genug.
Wo behinderte das Pseudonym mehr, wo bedeutet es größere Freiheit?
Hipp: Mein Pseudonym behindert mich nicht. Im Gegenteil. Ich brauche auf nichts Rücksicht zu nehmen. Kann darüber schreiben, was mir durch den Kopf geht, oder mir schlichtweg einfach nur Spaß macht. Das ist ungewohnt für mich und eine riesengroße Freiheit! ?
Sanne Hipp auf Facebook: https://www.facebook.com/susann.ho.9
Website: https://sannehipp.jimdo.com/
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