Monatsarchiv für November 2015

Nov 29 2015

Viel besser als gute Vorsätze oder nach Goethe: Wer ewig strebend sich bemüht …

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Sich selbst auf intelligente Weise Freiraum zu lassen, ist ein mächtiger Motor. Das schreibt Stephen Guise auf Seite 100 seines Ratgebers „Viel besser als gute Vorsätze: Wie Sie mit Mini-Gewohnheiten Maxi-Erfolge erleben“.* In einer Gesellschaft, in der man ständig nach Verbesserungen trachtet, finden Impuls- und Ratgeber reißenden Absatz. Es gibt da die Fraktion, die Zähl- und Messbares verbessern will, und eine andere, leisere, die nach Erkenntnissen Ausschau hält und offen ist für Intuition.

Der generelle Ansatz von Guise folgt der Weisheit, dass man nicht einen riesigen Berg auf einmal erstürmen kann, sondern ihn klugerweise in kleine Hügel abträgt und dann ein überschaubares Pensum wohl dosiert angeht und auch schafft. Das ist sehr anschaulich beschrieben, je nach Gemüt an manchen Stellen sehr „klein in klein“, auch mit Wiederholungen wird nicht gegeizt. Beate Brandt hat das Buch aus dem Amerikanischen übersetzt, der Autor brachte es in seiner Heimat 2013 im Selbstverlag heraus.

Der eingangs zitierte Satz hallte in mir lange nach. Was ist eine „intelligente Weise“, wer definiert, was mit „intelligent“ gemeint ist, kann ich mir Intelligenz vorgaukeln, um nicht genau hinschauen oder etwas anpacken zu müssen? Wo beginnt Freiraum auszuufern und in Öde zu enden? Jeder kennt vermutlich das Gefühl, nicht mehr zu wissen, was hinten und vorne ist, weshalb man überhaupt etwas zur Priorität erheben soll und warum das Leben trotz guter Vorsätze nicht so läuft, wie es sollte.

So legte ich „Seelenspur“** neben die Philosophie über das Vorwärtskommen durch Mini-Gewohnheiten. „Seelenspur“ ist eine Anthologie, zu der booksun, ein Stuttgarter Verlag, aufgerufen hatte. 80 Teilnehmer beteiligten sich an den Projekt, 41 davon finden sich nun gedruckt wieder in dem gut aufgemachten Band mit dem Untertitel „Wegeweisende Geschichten aus Alltag, Traum und Trance“, herausgegeben von Eva Cäcilia Otth. Verleger Peter Simon Fenkart rät in seinem Vorwort, die Geschichten mit Bedacht zu lesen: „Achten Sie darauf, welche Impulse sie bei Ihnen auslösen. Denn Ihre eigene innere Stimme wirkt mit beider Interpretation.“ Stimmt! Das tut sie bei jeder Begegnung im Alltag, bei jedem Film (ob im Kino oder im Fernsehen) sowie bei jeder Lektüre.

Hier besteht der „intelligente Freiraum“ sicher darin, womit man sich umgibt, womit man sich konfrontiert. Und dann der eigenen Intuition vertrauen zu lernen ist sicher nicht nur ein Fortschritt, sondern auch ein beglückendes Reife-Erlebnis. Obwohl die beiden Bücher völlig konträr anmuten, sind sie empfehlenswert und beißen sich keineswegs, wenn sie nebeneinander im Regal platziert werden.

* Viel besser als gute Vorsätze. Wie Sie mit Mini-Gewohnheiten Maxi-Erfolge erleben. 158 Seiten, Paperback, VAK Verlags GmbH, ISBN 978-386731164-9, € 12,95.
** Seelenspur. 2015, gebunden, 189 Seiten, ISBN 978-3941527157, € 19,95. Das Inhaltsverzeichnis ordnet die AutorInnen ihren Beiträgen leider nicht zu, ihre Kurz-Vita ist – meist mit Foto – unter http://seelenspur.ch/ abrufbar.

Eine aktuelle Empfehlung jenseits der Ratgeberliteratur ist ein Buch über moderne Liebesanbahnung von Ursula März: „Für eine Nacht oder fürs ganze Leben“:
Sich eine „bessere Hälfte“ anzulachen, kann ganz schön anstrengend sein. Warum sich also nicht helfen lassen? Dafür gibt es Agenturen oder Partnerbörsen im Internet. Wenn bei Verabredungen die Chemie stimmt, heißt das jedoch noch lange nicht, dass der ersehnte Funke überspringt beziehungsweise sich eine Verbindung „Für eine Nacht oder fürs ganze Leben“ anbahnt. Von fünf Dates unter dieser Spannung erzählt Ursula März in ihrem Buch mit diesem Titel.
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