Archiv für die Kategorie 'Kultur'

Apr 16 2024

Die Kittelschürzen-Story

Autor: . Abgelegt unter Kultur

Dr. Susanne Nielsen, Kunsthistorikerin, lässt Kleider aus den 50er und 60er Jahren wieder aufleben. Sie werden nachgeschneidert und gelegentlich als Leinwandgemälde ausgestellt.

Foto: Archiv Susanne Nielsen*

Zur ersten Ausstellung im Jahr 2009 suchte sie einen Text zur Kittelschürze. Ihre Mutter trug einst eine sehr elegante (siehe Foto), die nicht zum Arbeiten gedacht war, sondern Leserinnen einer Modezeitschrift überzeugen sollte. Dagegen kannte ich meine Mutter im Alltag nur mit Kittelschürze, mit der sie Pflicht und Kür in Haus und Garten erledigte. So lieferten meine Erinnerungen einen Rückblick auf diese Jahre, in denen ich dieses Kleidungsstück nicht mochte, weil ich es mit Aufopferung und Nichtwertschätzung von Familienarbeit verband.

Das Rascheln des Kleides pdf

Diesen Text las ich jetzt ins Germanradio ein, dessen Chefin Susanne Nielsen ist. Sie packte die Gelegenheit für ein Interview beim Schopf und so unterhalten wir uns in dieser Sendung über Schicksale und die Kittelschürze > > german radio show

Mein aktueller Text unterschied sich von jenem von 2009, denn ich hatte dazugelernt, wodurch sich auch meine Haltung zu dem Kleidungsstück ein wenig änderte. Bereits im Ersten Weltkrieg sprach man in Amerika von Professionalität, Hygiene und Modernität, die es ihren Trägerinnen verleihe. wikipedia behauptet: „Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Kittelschürze zunehmend eine modische Funktion, wurde sie doch teilweise anstelle eines Kleides getragen und hatte als erotisches Requisit insbesondere bei italienischen Filmen eine bedeutende Rolle.“ Nicht zu vergessen die Rolle als Berufskleidung – etwa im Handel oder der Medizin-Branche.

Die Kittelschürze – so stell(t)e ich fest – ist ein dankbares Thema mit vielen Facetten. Ich sammle dazu inzwischen Informationen und Geschichten (senden an info@memoreporting.com) Als von Experimenta, Magazin für Literatur, Kunst und Gesellschaft, der Aufruf kam, über Weiblichkeit zu sinnieren, spannte ich den Bogen von der Kittelschürze bis zur Menstruation, die ja noch immer in der Tabu-Zone steckt (März-Ausgabe, ab S. 23) > experimenta.pdf

Nun bin ich gespannt, welche Bereicherungen ich noch zu Kittelschürze & Co. erfahre.

* Ausstellung „Die Kleider meiner Mutter“ Emerge Gallery and Art Center, Greenville, NC, USA,  5.- 25.1.2024, Projekt/Acryl Bild Susanne Nielsen, Kleid Theresia Thielke, Text “Das Rascheln des Kleides” Renate Schauer 

Kommentare deaktiviert für Die Kittelschürzen-Story

Nov 20 2023

Liebe, globalisierungsfähig

Autor: . Abgelegt unter Kultur

Ist Liebe das Einzige, das globalisierungsfähig ist? Rüdiger Heins glaubt fest daran. Zum zweiten Mal hat er eine Anthologie herausgebracht. Mit ihr kann man sich an 365 Tagen in eine Welt der Liebe entführen lassen, die sich mannigfach darstellen lässt – sei es die Sehnsucht danach, das aktuelle Glück oder die Trauer um eine verlorene Liebe. An der Spurensuche haben sich fast zweihundert Autorinnen und Autoren beteiligt. Der Schriftsteller, Regisseur und Verleger Rüdiger Heins ist Mitglied des PEN-Zentrums und Gründer und Studienleiter des INKAS – Institut für Kreatives Schreiben. Er beantwortete für diesen Blog einige Fragen.

365 Tage Liebe“ – zum zweiten Mal hast Du dazu eine Anthologie herausgegeben. In nur fünf Monaten waren die Beiträge versammelt. Beim ersten Buch dauerte es vier Jahre. Wieso ging es diesmal so rasch?

Weil ich mit der ersten Ausgabe der Anthologie eine Menge Erfahrungen gesammelt habe, konnte ich diese in die zweite Ausgabe übertragen.  Außerdem hatte ich bereits sehr früh ein Team zusammengestellt: Lektor:innen, Korrekturleser:innen, Grafiker:innen, Testler:innen und Marketing Mitarbeiter:innen.

Liebe ist ein sehr unspezifisches Thema. Vieles kann man darunter verstehen – jene zu einem Lebewesen oder auch zu einem Land, einer Kultur, einem Hobby, einer Leibspeise. Worauf beziehen sich die Menschen in der Anthologie hauptsächlich?

Natürlich auf zwischenmenschliche Beziehungen! Liebe findet immer in einer Wechselwirkung mit Menschen statt. Genaugenommen ist das Gegenüber eine Projektionsfläche der Liebe, die tief in uns verborgen ist.

Das Tagesdatum bestimmt die Gliederung des Buches. Welche Überlegungen stecken hinter dem Verzicht auf ein Inhalts- und AutorInnenverzeichnis, das hätte platzsparend kleingedruckt Orientierung bieten können?

Einfach platzsparende Überlegungen. Die Anthologie hat bereits jetzt schon über 300 Seiten. Ein Autor:innenverzeichnis hätte den Rahmen gesprengt. Die finanzielle Situation spielte natürlich auch eine Rolle.

In Zeiten des Umbruchs kostet Zuversicht mehr Mühe als zuvor. Was könnte die Triebfeder für mehr Offenheit sein?

Die Menschen brauchen in diesen wirren Zeiten mehr denn je Liebe! Die Triebfeder für mehr Offenheit ist Vertrauen zueinander gewinnen. Vertrauen im Miteinander und die Dinge in Liebe geschehen zu lassen.

Was ist Dein nächstes Projekt?

Ich arbeite an einem neuen Handbuch zum kreativen- und literarischen Schreiben. Ein Roman will noch etwas Zuwendung, bevor er ins Lektorat geht und ein Lyrikband ist angefragt. Im Augenblick drehe ich einen Film über meine schriftstellerische Arbeit.

Vielen Dank für Deine Zeit!

Kommentare deaktiviert für Liebe, globalisierungsfähig

Okt 10 2023

Liebe & mehr > Lesung am 25.11.2023

Autor: . Abgelegt unter Kultur

Wir stecken in den Vorbereitungen:

„365 Tage Liebe“ – Rüdiger Heins, Mitglied des PEN-Zentrums, stellte diese Anthologie mit seinem Team zum zweiten Mal zusammen und nahm Beiträge von uns darin auf. Aus diesem

Anlass laden wir zu einem abwechslungsreichen Text-Reigen ein, der thematisch einen weiten Bogen von der „Liebe“ bis zu „Mensch-Maschine“ spannt.

Wir – das ist die Gruppe 7punkt3, aktiv im Kurs „kreativ schreiben“ an der VHS Schorndorf.

Samstag, 25.11.23, 18.00 bis 20.30 Uhr

VHS Schorndorf, Großer Saal, Eingang Stadtbücherei

Gebühr: 9,50 EUR (Abendkasse) – Keine Anmeldung erforderlich.

Kommentare deaktiviert für Liebe & mehr > Lesung am 25.11.2023

Mai 31 2023

… weil ich das Brennen nicht missen möchte

Autor: . Abgelegt unter Kultur

365 Tage Liebe – was ALLES das bedeuten kann, ist unerschöpflich. Die Zeit eines Lebens reicht nicht aus, um dieses Thema auch nur annähernd zu ergründen.

Doch schließlich spiegelt es die Literatur! Es gibt etliche Bücher, die ich in Ehren halte, auch wenn sie schon etliche Jahre auf dem Markt sind. Dazu gehört „Wenn ich einst alt bin, trage ich Mohnrot“ von Elisabeth Schlumpf. Gleich im ersten Gedicht begründet die Autorin den Titel: „… weil ich das Brennen nicht missen möchte in meinen Gliedern, in meinem Herzen“. Im Regal gegenüber steht „Die Töchter Egalias“, ein Roman über den Kampf der Geschlechter von Gerd Brantenberg von 1977. Diese norwegische Autorin versetzte mich einst als junge Frau über ihr fiktionales Matriarchat in Erstaunen.

Diese beiden Beispiele zur “Liebe” haben bei mir reichhaltige Gesellschaft – Prosa und Lyrik. Gerne stelle ich demnächst „365 Tage Liebe“ vor. Rüdiger Heins hat es herausgegeben (Edition Maya). Und Mitglieder der Gruppe „7punkt3“, die ich bei ihrem schriftstellerischen Reifen begleiten darf,  haben sich an der Anthologie beteiligt. Erste Kostproben kann man am 29.7.2023 in der Klingenmühle bei Welzheim hören! (https://klingenmuehle.com)

Kommentare deaktiviert für … weil ich das Brennen nicht missen möchte

Nov 11 2022

Vom Schmälern der Komfortzonen und der Sehnsucht nach Kultur

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Kultur

Das Leben ist anstrengend geworden. Ständig Licht aus- und anmachen, sobald man das Zimmer wechselt, kalte Türklinken, kalte Klobrillen. Was das Virus begann, setzt die Energie-Krise fort: die Komfortzonen sind auf dem Prüfstand. Diesmal nicht nur umweltschädigende Kreuzfahrten und dergleichen, sondern auch das sorglose Aufdrehen des Wasserhahns beim Zähneputzen. Wann wird da mal nur noch ein Rinnsal fließen, wann vielleicht eine Rationierung den Verbrauch drosseln müssen?

Der Stoff wird den Schriftstellerinnen und Schriftstellern angesichts der angespannten Lage nicht ausgehen. Doch ist das Kulturwesen inzwischen an Leiden gewöhnt. Gleichzeitig haben sich die Beweise gehäuft, dass die Sehnsucht nach Kultur nicht unterdrückbar ist. Eventhunger. Das Wort klingt irgendwie blöd. Aber zusammenkommen will man schon, nicht nur einzeln bzw. einsam ein Buch lesen oder im Fernsehen gute Filme/Sendungen herausfiltern. Kultur nährt also – sehr gerne unter ebenso Interessierten.

Ist sie auch einfach herzustellen? Das war sie noch nie! Man hat es den Künstlern seit jeher nur gerne unterstellt, weil sie es ja angeblich zu ihrer Freude machen und dabei nicht auf finanziellen Profit schielen. Wer was für die Seele tut, muss ja nicht unbedingt daran verdienen, oder? Tja, diese Gratis-Irrationalität hält sich erstaunlich lange.

Vom Honorar eines Buches beispielsweise wird keine Autorin satt. Das war schon immer so. Lesungen als „Zusatzgeschäft“ bessern die Finanzen etwas auf, wenn der existenzsichernde „Nebenjob“ (wie taxifahren, Firmen putzen oder im Supermarkt Regale füllen) den Zeitaufwand dafür überhaupt erlaubt. Ja, es stimmt: Kultur ist Luxus – vor allem für deren Schöpfer/Urheberin! Daher ist es immer wieder erstaunlich, welche bemerkenswerte bis hervorragende Werke das Licht der Welt erblicken! Um ein Kind großzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf – wie ein afrikanisches Sprichwort sagt. Um ein Buch marktreif zu machen, bedarf es nicht weniger Geistes- und Handarbeiter!

Gespannt erwarten wir „365 Tage Liebe“. Für Ende November ist diese Anthologie angekündigt. Sie enthält Beiträge von Teilnehmerinnen des Schorndorfer Kurses „Kreativ schreiben“.

Kommentare deaktiviert für Vom Schmälern der Komfortzonen und der Sehnsucht nach Kultur

Jun 17 2022

Online Reize setzen

Autor: . Abgelegt unter Kultur,Literatur

“Kunst darf wirken”, unterstreicht der aktuelle Newsletter der kkl-Redaktion und kündigt das nächste Thema an, zu dem Beiträge willkommen sind. Die drei Buchstaben stehen für „kunstkulturliteratur“, ein online-Magazin, gegründet von Martina Faber und Jens Faber-Neuling. Gestartet ist es im Januar 2021. Das Thema wechselt monatlich. „Der Inhalt darf Tiefe aufweisen um Spuren zu hinterlassen“, heißt es. Zu dem Projekt wollen wir Genaues erfahren.

Frage: 17 Themen bis jetzt. Welches Thema hatte die wenigsten Einsendungen, welches die meisten?

Jens Faber-Neuling: Die anfänglichen Ausschreibungen Januar und Februar 2021 am wenigsten. Das Thema „Nähe“ #kkl15 am meisten.

Wie viel Prozent der Einsendungen eignen sich nicht zur Veröffentlichung und was passiert mit diesen?

Jens F-N: Unterschiedlich, bis zu 30 Prozent. Die nicht veröffentlichten Einsendungen werden gelöscht.

Einige Texte erscheinen auch in der Facebook-Gruppe – wie werden die ausgewählt?

Jens F-N: Wir teilen hier jede Veröffentlichung und markieren die Künstlerin und Künstlern.

Veröffentlicht wird nur online – ist auch Print geplant?

Jens F-N: Derzeit nicht

Kennt Ihr Verlagslektoren, die in kkl nach AutorInnen suchen?

Jens F-N: Wir haben schon einige Verbindungen nach Anfragen hergestellt.

Habt Ihr schon früher Anthologien herausgegeben oder begleitet?

Jens F-N: Ja, aus unseren damaligen Verlegertätigkeiten.

„Kunst spiegelt, bewegt und setzt Ursachen!“ So der Untertitel Eures Magazins. Was meint Ihr mit „… setzt Ursachen“?

Jens F-N: Wir gehen davon aus, dass Kunst, Literatur auch auslöst. Das geschriebene Wort, sowie ein Bild kann gestalten, beeinflussen, Reize setzen, also Ursachen von Wirkungen darstellen.

Worauf zielt Ihr ab mit den Interviews auf YouTube?

Jens F-N: Wir stellen hier Künstlerinnen und Künstler vor und führen mit ihnen Gespräche über Kunst, Kultur und Literatur und über ihr Kunsterschaffen.

Womit finanziert Ihr das Projekt kkl?

Jens F-N: Nur durch die Leserschaft. Jeder, der unser Tun unterstützen und fördern möchte, kann dies tun. Somit bewahren wir unsere redaktionelle Freiheit und Unabhängigkeit. Wie die Leserschaft uns fördern und unterstützen kann, findet sie in unserer Rubrik „über #kkl“ in unserem Magazin.

Was habt Ihr langfristig mit den Beiträgen vor?

Jens F-N: Die veröffentlichten Beiträge in unserem Magazin bleiben online solange es #kkl Kunst-Kultur-Literatur ISSN  2751-4188  gibt. Die Rechte bleiben immer bei den Künstlerinnen und Künstlern.

https://kunstkulturliteratur.com/ Das Magazin ist ein Projekt der mf-media martina faber.

Kommentare deaktiviert für Online Reize setzen

Nov 01 2019

Trauer & Erinnerung

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Kultur

Schwarzgekleidete entfernen sich vom Friedhof. Völlig klar, wer zum „engsten Kreis“ gehört und zu einem Kaffee eingeladen ist. Auch jene, die Geburtstage wegen „Terminschwierigkeiten“ versäumten, haben jetzt Zeit. Die Angehörigen haben vorläufig genug geweint. Die Trauer kommt sowieso später.

Doch was bleibt von der/dem Verstorbenen? Welche Bilder setzen sich endgültig fest, welche Episoden überleben? War die Trauerrede aufschlussreich? Hat sie Erinnerungen der Gäste aufgefrischt, diese vielleicht sogar ergänzt oder enthielt sie womöglich eine Korrektur alter Spekulationen? Was würde der oder die Verstorbene dazu sagen?

Wechseln wir sie Szene. Eine Freundin kündigt an, sie schickt mir den Text, der an ihrem Grab vorgelesen werden soll. Auch ihr Bestatter weiß davon. In einem „Vorsorge-Gespräch“ hatte sie mit ihm alles geregelt, da aufgrund ihrer unheilbaren Krankheit möglicherweise nicht mehr viel Zeit bliebe. Ihrem Sohn sollten im Sterbefall leidvolle Entscheidungen erspart bleiben. Wenig später staune ich, dass dieses Leben nicht mehr als ein DIN-A-Blatt beansprucht. „Mehr muss man von mir nicht wissen“, so meine Freundin, zu der diese Art von Minimalismus passt. Keinerlei Ehrgeiz, anderer Leute Erinnerungen beeinflussen zu wollen.

Abermaliger Szenenwechsel. Das Geburtstagskind bittet die fröhliche Tischrunde um Aufmerksamkeit: „Früh habe ich Vater und Mutter verloren, ohne sie genügend über ihr Leben ausgefragt zu haben. Ich will, dass Ihr überliefert bekommt, was mir wichtig war und ist, was mich geformt hat, wovon ich mich freigeschwommen habe, welchen Werten und Visionen ich folgte. Dank der Rente habe ich jetzt Zeit und Muße, alles aufzuschreiben. Und wenn ich 100 Jahre alt werde, entsteht keine Ratlosigkeit über meinen Nachruf, weil möglicherweise keiner von meinen Weggefährten mehr Auskunft geben kann.“

Sein Neffe will das forsch abtun, weil ja „immer jemand da ist, der Daten rekonstruieren kann.“ „Um Daten geht es nicht“, fällt ihm eine Cousine ins Wort. „Anekdoten geben Auskunft über Haltung, Brüche und Richtung eines Lebens. Und die müssen notiert sein, denn Erinnerungen sind vage, manchmal auch lückenhaft.“  

Zugegeben – diese Montage von Szenen steuert absichtsvoll auf den Punkt zu, dass Gedanken um die Endlichkeit des Lebens unbeliebt sind und somit Vorausschauendes unterbleibt. Gemeint ist, sich beizeiten die Hoheit darüber zu sichern, was von einem in der Welt bleibt, wenn man diese verlassen hat. Ob das nun Memoiren sind oder einfach Stichpunkte bzw. Skizzen von einzelnen Lebensstationen – die Nachgeborenen werden zu schätzen wissen, im O-Ton das zu erfahren, was sie nicht erfragt oder vergessen haben.

Freilich können jene, die die Beisetzung ausrichten, Auskunft über den Verstorbenen geben, wenn eine Trauerrede erstellt werden soll. Doch was macht die Trauerrednerin, wenn die Perspektive eines langjährigen Ehepartners fehlt, weil dieser zuvor gestorben oder aufgrund einer Trennung nicht mehr greifbar ist? Kinder haben Vater oder Mutter erst kennengelernt, als diese bereits erwachsen waren, und noch später erst begreifen gelernt. Somit ist ihr Blickwinkel ein anderer als der der Generation davor. Zudem ist es nicht selten, dass sich Kinder widersprechen – der eine hat die Mutter zaudernd erlebt, der andere als dominant.  

Wobei die Trauerrede nur eine Augenblickssache ist. Sie ist das Nadelöhr, durch das man sich beim Abschied auf dem Friedhof zu schlängeln hat. Sie dient der Balance zwischen Aufgewühltsein und der Vernunft, die die sterblichen Überreste dem Friedhof übereignet. Sie soll zur Ruhe führen, dem inneren Frieden mit dem Schicksal den Weg bereiten.

Weitreichender ist die Spur, die ein Mensch hinterlässt. Er war zweifelsohne mehr als die Summe aller Worte, die man über ihn verliert. Er wird unweigerlich in Mosaiksteinchen erinnert. Die Schwester erinnert andere Momente als die Angetraute oder der Sohn, der Blickwinkel der einstigen Schulkameradin unterscheidet sich von dem der Nachbarin oder dem des Hausarztes. Das alles zusammenzubinden, wäre eine große Aufgabe, bei der dennoch niemand gewährleisten könnte, dass das Ergebnis dem Erinnerten gerecht würde. Dieser selbst verleiht sich Authentizität, indem er allen Hinterbliebenen an die Hand gibt, was aus seiner Sicht im Gedächtnis behalten werden soll.

Kommentare deaktiviert für Trauer & Erinnerung

Jul 05 2019

Die Realität hat Pause

Autor: . Abgelegt unter Kultur,Literatur

Es gibt Antworten zum Stirnrunzeln. Beispiel: „Das Leben ist kein Wunschkonzert.“ Trotzdem träumen wir, hegen Wünsche, machen uns Hoffnungen … Das alles haben wir früher festgehalten im Tagebuch. Heute bestückt man damit facebook und dergleichen. Doch darüber hinaus gibt es noch Ausgefeilteres, um die Feder schweifen zu lassen. Und nicht selten fließt Überraschendes heraus, wenn man sie nur walten lässt. Deshalb habe ich mir den Workshop „Wir schreiben uns das Leben schön“ ausgedacht.

Der Realität ein Schnippchen schlagen und fantasieren, was wäre (gewesen) wenn … Neue Perspektiven ausprobieren und spielerisch neue Welten erschaffen – unter dem Einfluss verschiedener Tageszeiten:

Mittags – “High Noon”: Wir spitzen zu, überzeichnen, atmen Höhenluft.

Morgens – “Early bird”: Wir räkeln uns leisen Themen entgegen, reflektieren Träume.

Abends – “Lazy Afternoon”: Wir schreiben uns das Leben schön!

Kreativ schreiben will geübt sein – Lockerungsübungen inbegriffen. In diesem Sinne widmen wir uns Handwerklichem wie Ausdruck & Spannungsbogen, verdichten & zoomen usw.

Samstag, 27.07.2019, 12.00-13.45 Uhr

Samstag, 03.08.2019, 09.15-11.00 Uhr

Donnerstag, 08.08.2019, 19.00-20.45 Uhr, 3-mal

Waiblingen, Bürgermühlenweg 4, vhs, R. 2.17

Gebühr: 48,00 € (max. 11 Teiln.)

Anmeldung zu Kurs-Nr. 19F25005 direkt bei der vhs unter www.vhs-unteres-remstal.de oder per Telefon 07151 95880-0 möglich.

Kommentare deaktiviert für Die Realität hat Pause

Jun 16 2019

Sternstunden

Autor: . Abgelegt unter Kultur,Literatur

Es gibt sie noch: Sternstunden im Miteinander beim Ringen um die Worte, die verzaubern wie eine Sternschnuppe, wobei sie gleichzeitig sitzen wie ein Maßanzug. Das zeigte der gestrige Abend, die Vorprobe zur Generalprobe zu unserem Abend „Stimme der Poesie. Gedichte angestimmt im Grünen“ (Näheres siehe unten).

Die Gruppe findet seit einigen Jahren unter dem Dach der Volkshochschule Schorndorf zusammen, um gemeinsam „kreativ schreiben“ zu üben. Das hat den Effekt, sich immer wieder in geschütztem Rahmen auf neue Felder wagen zu können. Diesmal also Gedichte.

Das Abenteuer beginnt schon bei der Idee: Wieso soll ein und dasselbe Gedicht mehrmals gelesen werden? Immer wieder von einer anderen Person. Damit die Poesie leichter eingeht in Geist & Herz der ZuhörerInnen, die bei jeder Stimme andere Nuancen hören. Und dann womöglich neue Aspekte oder andere Bilder auftauchen lassen.

Die Idee funktioniert tatsächlich, man kann sich gut einlassen auf die Variationen des Gleichen. Ähnlich funktionieren Adaptierungen bei Schlagern oder bei den Chansons – wie oft fand „My Way“ von den unterschiedlichsten InterpretInnen Anklang bei einem breiten Publikum, auch wenn die ursprüngliche Version von Frank Sinatra unvergesslich ist. Sämtliche Akteurinnen unserer Gruppe, die diese Art von Wort-Vortrag zum ersten mal ausprobieren, sind begeistert von der Methode des Wiederholens, vom Erlebnis der unterschiedlichen Stimmen und der Wandlung durch Betonungen.

Es ist ein Privileg, immer wieder dazulernen zu können und dem Publikum von Zeit zu Zeit Neues zu bieten. Dieser Spaß an der Erweiterung des Repertoires lässt den Funken überspringen auf die Zuhörerschaft. Schon bei der Vorprobe gestern zeigten sich Ernsthaftigkeit und Begeisterung in guter Balance,  was die Fähigkeit zu überzeugen überaus günstig beeinflusst.

So sieht die Gruppe 7punkt3 ihrem Auftritt am 10. Juli 2019 mit Spannung und Vorfreude entgegen, „verliebt in leichtfüßige Gedichte, verbündet mit zeitkritischer Lyrik, auf gutem Fuß mit Versen, Reimen, Balladen“.

10. Juli 2019 > 19 – 21.30 Uhr / Gärtnerei Benz, Burgstraße 25, 73614 Schorndorf, Gewächshaus rechts vom Haupteingang / Eintritt: 8 € > https://shorturl.de/ZiA4

Kommentare deaktiviert für Sternstunden

Dez 12 2018

Es ist viel geschehen

Autor: . Abgelegt unter Kultur,Literatur

Die Kurse 2019 sind vereinbart.  Hier ein kleiner Rückblick & Ausblick:

 

Kommentare deaktiviert für Es ist viel geschehen

Ältere Einträge »