Archiv für die Kategorie 'Literatur'

Okt 17 2013

Diese Autorenträume möbeln Geist & Seele auf!

Autor: . Abgelegt unter Kultur,Literatur

Kleines Brainstorming vorneweg: Was wollen AutorInnen? Gelesen werden! Eine naheliegende Antwort, doch sicher gibt es auch Geschriebenes, das nur erleichtern soll (nämlich die/den VerfasserIn, etwa in einem Tagebuch) oder unbesehen etwaiger LeserInnen dokumentieren soll (beispielsweise den Unfallhergang, die Rednerliste zum Empfang des neuen Chefs). Bringt man das Wort „Autorenträume“ ins Spiel, geht ein ganz anderes Fenster vor dem geistigen Auge auf, das in eine abwechslungsreiche Landschaft führt. Stichworte dazu: erzählen, unterhalten, überraschen, fesseln, aufklären; die Welt berühren, irritieren, verbessern oder bereichern; sich ausdrücken, entwirren und mitteilen; selbst entdeckt, veröffentlicht, respektvoll behandelt und angemessen bezahlt werden; Bestseller landen, Aufsehen erregen, Ruhm erlangen – und obendrein immer wieder … einfach nur schreiben, ohne Blockade, je nach Thema/Auftrag oder frei mit Trends locker umgehen können und nicht automatisch auf eingeführte Erfolgsfiguren reduziert zu werden etc.

Wie trocken sich diese Aufzählung anfühlt! Als wäre damit das meiste gesagt. Doch das Lesebuch „Autorenträume“, herausgegeben von Petra Hartmann und Monika Fuchs, belehrt uns eines Besseren. Denn siehe da, die Autoren-(Traum-) Welt wird bunt und vielfältig dargestellt, aber auch nachdenklich, doppelbödig, Ironie und Witz inbegriffen … Man mag diese Anthologie auffächern und Einzelheiten herausgreifen – damit hat man aber noch längst nicht den positiven Gesamteindruck vermittelt, für den das Buch hohes Lob verdient.

Ja, es ist wie ein unvergesslicher Fußabdruck, den die Herausgeberinnen und die AutorInnen in die Welt gesetzt haben. Das liegt an der Herangehensweise, der Auswahl der Beiträge, der liebvollen Aufmachung wie am Geleitwort von Tanja Kinkel (Gründerin der Kinderhilfsorganisation „Brot für Bücher e. V.“, der ein Euro pro verkauftes Exemplar zufließt), wie an den inspirierenden Anmoderationstexten zu jedem der 57 Kapitel. Schön ist, dass hier AnfängerInnen offenbar die gleiche Chance zuteil wurde wie Fortgeschrittenen und Routiniers.  Zu jedem Autor, jeder Autorin erfahren wir Einzelheiten, nicht ausufernd, aber orientierend.

Es ist wirklich ein Lesebuch, das es gut verträgt, wenn man nicht kontinuierlich vorgeht, sondern sich immer wieder mal einen „Happpen“ gönnt (keine Einsendung durfte länger als 9.000 Zeichen  sein). Die Originalität in jedem Beitrag überrascht wirklich! Freilich war zu erwarten, dass über Schreibblockaden, unzugängliche Lektoren und unglückliche Lesungen erzählt würde. Aber da ist auch die Treppe, die womöglich gar keine ist und mehr und mehr ins Rutschen gerät, weil – so der Verdacht – sie aus Manuskriptseiten besteht, nur notdüftig zusammengehalten durch einen Teppich, der bei Betreten der gewöhnlichen Statik gehorcht – ausser der Traum macht eine Ausnahme. Oder da ist der Schreibblock, der sich unter der Türe durchschiebt, sich dem Schreiber aufdrängt, obwohl der gerade den Kanal voll hat mit Bier und sein Autorsein in diesem Moment keineswegs im Vordergrund steht. Verspielt wird es auch, wenn der Schweinehund mit dem Musenfresserchen und anderen Zunichtsmachern eine rabenschwarze Sitzung abhält. Wir halten allen Abenteuern und Fantasien Stand, blättern nach dem nächsten Traum, der wiederum einen anderen Aspekt beschert, so dass das Unerwartete die Überhand kriegt, der Bann nicht endet, in den das Buch die LeserInnenseele zieht. Da kann eine Geschichte durchaus auch ein zweites Mal genossen werden, ohne dass der Spaß daran „aufgewärmt“ wirkt.

Alb- und Wunschträume sind hier in Kurzgeschichten, Gedichten, kleinen Dramen und Essays verpackt, oft blitzen auch Schnipsel der Realität durch. Feinsinnig und konsequent lektoriert. Ein Buch, das man gerne in die Hand nimmt, da es eine hohe Präsenz von ausnahmslos allen Beteiligten ausstrahlt. Diese Qualität bleibt über alle 334 Seiten hinweg ohne Schwankungen gegenwärtig, als sei diese Anthologie wirklich eine „Herzensangelegenheit“ der Verlegerin!

Petra Hartmann & Monika Fuchs. AutorenträumeEin Lesebuch. Verlag Monika Fuchs, 2013, 336 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-940078-53-7, 16,90 €

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Aug 08 2013

Gut leben ist angesagt, Casati riskierte mehr

Autor: . Abgelegt unter Kultur,Literatur

Gut leben, besser leben, kein Burnout und einen guten Coach an der Hand – die Zeitungen sind voll von der Sehnsucht nach Balance, Konstruktivem, Nachhaltigem. Ganze Serien werden gestrickt, um Visionen oder gar Utopien in die Welt zu setzen, Vorbeugung und Vorsorge schmackhaft zu machen. Autorinnen und Autoren strengen sich mächtig an, um den Mut für das Zimmern zufriedenstellender Perspektiven anzukurbeln. Die Werte-Diskussion war wohl zu anstrengend auf die Dauer. Nun nehmen wir es auf der praktischen Ebene in die Hand, unser Leben nach dem auszurichten, was uns gut tut, glücklich macht und vorwärts bringt. Alles eher vernünftig als bahnbrechend.

Ein Leben, das in keinen Schuh und keine Schublade passt, hat Luisa Casati hinter sich gebracht (1881 – 1957) – eine Frau mit enormer Begabung zur Selbstinszenierung. Zu der stand sie, obwohl es für das meiste, womit sie sich präsentierte, keine Vorbilder oder Empfehlungen gab und obwohl sie sich oft „außerhalb“ der Norm stellte, aneckte, Kopfschütteln provozierte und teilweise heftige Kritik heraufbeschwor.

Bei Rowohlt erschien ein Roman über diese außergewöhnliche Frau, die natürlich ohne Reichtum nicht so exaltiert hätte leben können. Auch wenn man ihre Eskapaden nicht gut heißen oder gar unmöglich finden mag – der aufrechte Gang, den diese Frau praktizierte, unterscheidet sich doch würzig von dem Drang nach dem guten Schnitt, dem Triumph der kurzfristigen Erfolge und dem wohlgefälligen Streben nach einem besseren Leben. Näheres dazu unter > http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=18201

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Mai 31 2013

Medizin: wo gibt es Denkanstöße?

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Literatur

Es wird sich niemand wundern, wenn er Kamillentee trinkt und davon nicht sprühend-unternehmungslustig wird. Wer aber wegen Schmerzen zum Chirurgen geht und sich anschließend darüber beklagt, dass ihm eine Operation vorgeschlagen wurde, hatte sich an die falsche Adresse gewand. Wer einen Arzt aufsucht, bei dem „Traditionelle Chinesische Therapie“ auf dem Türschild steht, muss damit rechnen, mit Akupunkturnadeln Bekanntschaft zu machen, wer eine Osteopathin zu Rate zieht, sollte auf manuelle Interventionen gefasst sein.  Viele Wege führen nach Rom, und wohl dem, der immer wieder eine weiterführende Idee hat. Dergestalt haben sich hier Rezensionsexemplare angesammelt, die Anregungen jenseits des Gängigen vermitteln. Nachdem ich einige sorgfältig in Augenschein genommen habe, möchte ich sie hier kurz erwähnen, jeweils mit einem Link auf weitere Infos dazu.

Ein „verbotenes“ Buch

Umdenken dank psychosomatischer Orthopädie – Impulse dazu liefert „Körperschmerz – Seelenschmerz. Die Psychosomatik des Bewegungssystems“, ein Leitfaden von Hildegund und Peter Heinl, den es mittlerweile in der 6. Auflage gibt. Nachdem einst ein Orthopäde sagte: „Das Buch ist für Sie verboten! Sie haben einen wirklichen Defekt an der Wirbelsäule!“ nahm ich es immer wieder zur Hand und las gerne darin, wenn mir auch einige Fachtermini Mühe machen. Im Großen und Ganzen leuchten die Ausführungen, Fallbeispiele und Analysen jedoch mühelos ein, die lebendige Sprache tut der wissenschaftlichen Solidität keinen Abstrich. http://url9.de/E8J  (Kösel, Verlagsinfo)

Schmerzfrei ohne Chemie

Ebenso wenig möchte ich auf die Einsichten aus dem Buch „Unerklärliche Beschwerden?“ von Helga Pohl verzichten, die die „Sensomotorische Körpertherapie“ entwickelte. Sie widmete sich Dauerkontraktionen in Muskulatur und Bindegewebe, die die Körperwahrnehmung und Bewegungssteuerung stören. Aufgrund von unbewussten seelisch-körperlichen Spannungsmustern wiederholt und manifestiert der Patient, was zu (chronischen) Beschwerden führt. Diesen Kreislauf aufzulösen hat sich Pohl in ihrem Körpertherapie-Zentrum zur Aufgabe gemacht. Auf ihrer homepage http://url9.de/E8N findet man ausführliche Informationen zu ihren Methoden und sogar Übungen für Schmerzgeplagte (Video). Das ausführliche Werk mit dem Untertitel “Chronische Beschwerdenund andere Leiden körpertherapeutisch verstehen und behandeln” erschien bei MensSana/Knaur.

Silber schmückt nicht nur

Eines Tages hatte ich eine Verabredung, zu der ich unter keinen Umständen mit einer Erkältung kommen durfte. Diese kündigte sich jedoch morgens mit einem Kratzen im Hals an. Ein Anruf bei einer Heilpraktikerin: ich erhielt das Allheilmittel „Kolloidales Silber“. Es zauberte meine Beschwerden binnen 45 Minuten weg! Die Erkältung blieb mir ingesamt erspart! Inzwischen habe ich gelernt, das Mittel selbst herzustellen. Es wirkt antibiotisch, hemmt Entzündungen und stärkt das Immunsystem. Ein fundiertes Buch gibt darüber seriös Auskunft: J. Pies, Uwe Reinelt. Kolloidales Silber, VAK Verlag, erweiterte Neuauflage 2013 > http://url9.de/E91

Denken Sie negativ!

Unter der Vielzahl der Anti-Stress-Bücher gibt es einen Pfiffikus, der klein und rot auf die Welt kam und mit Ironie und Humor Widerhaken setzt: 12 Goldene Regeln für Stress-Junkies. Doris Kirch fordert mit Ihrem Anti-Ratgeber dazu auf: „Steigern Sie ihren täglichen Adrenalin-Kick!“. Aufgepasst, hier wird gegen den Strich gebürstet! Wer betroffen ist, darf sich ertappt fühlen, muss es aber nicht zugeben. Denn die ruinöse Tour wird ja propagiert, so dass man mit ihr auf Augenhöhe ist. Ein teuflisches Vergnügen für schnelle Selbsterkenntnis aus dem Mankau-Verlag. Die Autorin leitet das Fachzentrum für Stressbewältigung, Achtsamkeit und Persönlichkeitsentwicklung.  http://www.dfme.de/

Fighting for Mental Health

Schon seit 2002 beleuchtet dieses Grundsatzwerk von Norman Sartorius Sinn, Nutzen, Potential und Defizite der Psychiatrie. Schattauer brachte es mit dem Titel „Seelische Gesundheit. Standort und Perspektiven“ 2012 auf den deutschen Markt. Es ist anspruchsvoll, aber gut lesbar, weil klar strukturiert und verständlich formuliert. Scharfsinnig stellt der Autor Anforderungen, Realität und Möglichkeiten einander gegenüber. Es geht um Politik & Ethos, Kompetenzgerangel versus interdisziplinäre Zusammenarbeit u.v.m. Prädikat: verdient besondere Beachtung! http://url9.de/E9f

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Mai 12 2013

BMI-Tendenz “ungesund” & Tabu-Brüche

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Literatur

Sie wollte sooo gerne ein Cowboy sein, Freiheit und Natur liebte sie über alles. In der Schule hatte sie es schwer (lispeln, Rechen- und Schreibschwäche). Sie passte nicht richtig ins System. Das war ihr peinlich. Es half auch nicht, dass sie aus der wohlhabenden Jacobs Kaffee-Röster-Dynastie stammt, etliches an Nachhilfe und Therapie bekam. Schleichend glitt sie in eine Magersucht, deren Gefährlichkeit ihr erst während einer Lungenentzündung richtig gewahr wurde.

   „Die Psyche kann so mächtig werden, das ist wie Treibsand“, sagte Louise Jacobs in der SWR-Sendung „Leute“ (http://url9.de/CKf). Dort wurde sie über ihr Schicksal befragt, worüber sie das Buch „Fräulein Jacobs funktioniert nicht – Als ich aufhörte, gut zu sein“* geschrieben hat. Es liest sich gut (erfreulich kurze Kapitel!), entführt unter anderem nach Vermont, USA, und konzentriert sich nicht auf die Essstörung. Diese erwächst aus einem Rückzugsverhalten, als alles andere aussichtslos „verfehlt“ oder „verfahren“ erscheint. Mit dem Nahrungsentzug konnte Louise Jacobs hässlich gegen sich selbst und gleichzeitig stolz auf sich sein. Heute ist sie (Jahrgang 1982) Mutter und schätzt des Lebens Fülle. Sie spricht begeistert darüber, lässt aber keinen Zweifel aufkommen, dass die Umkehr aus der Zerstörung schwer war.

Seither …

stach überwiegend analytische gefärbte Literatur über diese Krankheit ins Auge und daneben verkaufte sich die Sichtweise der Mütter Magersüchtiger zwischen zwei Buchdeckeln gut. Anstatt das Augenmerk auf das Verhältnis zur Mutter zu verengen, dient der Blick auf die Themen „Macht, Kontrolle, Leistungsdruck“ oft rascher der Demaskierung der Schieflage.

    Man muss sich vorstellen, dass Magersüchtige ständig Hunger haben, den es in Schach zu halten gilt. Die Fähigkeit, das Hungergefühl wegdrücken zu können, nährt das Selbstbewusstsein. Stolz entsteht, weil man sich als standhaft erlebt. Das will man letztlich nicht mehr aufgeben, sondern immer weiter perfektionieren.

   Vor diesem Hintergrund wirkt das Schlankheitsideal, das über uns allen schwebt, grotesk. Offenbar muss man nur wollen, um ihm gerecht zu werden. Wer abnimmt, wird bewundert. Doch vieles ist geschönt/unwahr auf diesem Sektor, damit Appetitzügler und dergleichen Umsatz bringen. Sinnigerweise arbeitet sich auch die Gesundheitsindustrie ab an dem Thema (Übergewicht belastet Gelenke und das Herz-Kreislauf-System), während über Arbeitssucht jahrzehntelang kein Wort verloren wurde. Sie wird uns dank Burnout jetzt häufiger aufgetischt, und Depressionen sind Gott sei Dank auch nicht länger tabu.  

Doppelmoral

Hinweise auf die Doppelmoral werden lauter, dass man stets zu Diäten animiert wird, die langfristig so reiz- wie nutzlos sind. Die Nötigung zu Kleidergröße 34 geht von jedem Laufsteg aus, wo man jungen Frauen, die sich gerne im Licht von Kameras bewegen, jedes Gramm vorrechnet. Während den Beleibten unterstellt wird, sie seien willensschwach und mit zunehmendem Alter krankheitsanfällig, verbindet man mit Schlanksein Selbstbeherrschung und Disziplin, eben Tugenden, mit denen man es in der Leistungsgesellschaft zu etwas bringen kann. Das perfektionierte Entsagen macht jedoch ratlos. Man schaut weg, weiß dem NICHTS – im Gegensatz zum ZUVIEL – nichts entgegenzusetzen. Mit Magersucht weiß die Überflussgesellschaft nicht umzugehen.

Mann – noch ein Tabu-Bruch

So ähnlich erfuhr und erfährt es auch Christian Frommert, der mit seinem Buch „Dann iss halt was! Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe“** an dem Tabu rüttelt, dass Männer gegen Magersucht gefeit seien. Er war es nicht, und es erwischte ihn auch nicht in der Pubertät, sondern im Alter von Ende 30. Er, Jahrgang 1967, war schon „ein gemachter Mann“: erst Redakteur Frankfurter Rundschau, dann Kommunikationschef beim T-Mobile Team (er verkündete 2006 Jan Ullrichs Aus im Radsport vor Mikrofonen und Kameras). Er macht auch kein einschneidendes Ereignis für seine Hungerspirale verantwortlich.

   Bei 1,84 m Körperlänge nur noch 39 kg zu wiegen – da hätten doch schon vorher viele Alarmglocken klingeln müssen. Haben sie auch! Nur es ist krankheitsimmanent, dass der Magersüchtige dafür blind und taub ist. Die Krankheit beherrscht ihn, nicht er sie. Auch bei Christian Frommert kommt der Wendepunkt – wie bei Louise Jacobs – zu einem unvermuteten Zeitpunkt, nämlich, als es um eine ganz andere Erkrankung geht, wobei er krass an die Endlichkeit und damit Kostbarkeit des Lebens erinnert wird. Dass er knapp vorm Organversagen stand wegen seines Untergewichts, hatte ihn (noch) nicht hinlänglich wachgerüttelt.

    Googelt man nach Frommert, kann man sofort eine Reihe von Interviews aufrufen. Stellvertretend sei hier das im STERN genannt > „Eine Geliebte, die man nicht los wird“  stern.de/1982421.htmlDer Journalist will dieser Krankheit eine Stimme geben und schont sich dabei selbst nicht. Seine Kollegen sprangen prompt darauf an. Doch alle wissen, dass das Interesse bald wieder abflaut und dass mit einer einzigen Welle, die das Thema nun in die Öffentlichkeit gespült hat, die Sensibilität gegenüber der an Anorexia erkrankten Menschen noch lange nicht hinreichend geweckt ist.

Schwebezustand mit Todesnähe

Auch Christian Frommert war in der SWR-Leute-Sendung (http://url9.de/CK8). Im Vergleich zu dem Gespräch zwischen Moderator Stefan Siller und Luise Jacobs fehlte dem Mann-zu-Mann-Austausch Siller/Frommert manchmal das Geländer, weil es hier in einem reifen Alter um Intimes ging, vor allem um etwas Unausgestandenes. Es geht um einen Schwebezustand, bei dem es sinnlos ist, zu analysieren oder gut zuzureden oder einen Willen aufzuzwingen. „Dann iss halt was!“, entfuhr es Frommerts Mutter gelegentlich. Wie hart Christian Frommert mit den schwer zu überwindenden Ritualen ringt, vermittelt das Interview bei Markus Lanz besonders anschaulich: http://url9.de/CJZ

Machbarkeitsglaube

Der Glaube ans Machbare durch Anstrengung und Disziplin verirrt sich hier in der Richtung. Feilschen mit sich selbst pro oder contra ein halbes Gramm Fett im Joghurt. Sport treiben bis zum Umfallen. Wir sind wieder nahe dran an der Doppelbödigkeit unserer Moral und unseres Leitsatzes, dass man es mit Leistungsdruck zu etwas bringen kann, auf das man letztlich stolz sein darf. So machen die Interviews mit Christian Frommert in vielerlei Hinsicht nachdenklich, gehen unter die Haut, erschüttern.

   Sein Buch hat er mit Jens Clasen (Textchef bei Men’s Health) verfasst. Es lässt uns ohne Moll-Töne der Krankheit ins Gesicht sehen und verdient dafür Hochachtung und Lob! Das kurze Vorwort von Fußball-Profi Oliver Bierhoff (Frommert ist sein Medienberater) betont, dass man trotz persönlicher Nähe zu einem Menschen mit Magersucht viel aus solch persönlichen Aufzeichnungen erfährt, das man vorher nicht einordnen konnte.

Man begreift: Magersucht hat grausame physische und psychische Folgen. Louise Jacobs schreibt der Magersucht sogar Züge von Schizophrenie zu: „Was einen einst ausgemacht hat, verschwindet, und etwas völlig Fremdes nistet sich im eigenen Körper ein.“ Als Empfehlung für Freunde/Weggefährten drängt sich auf: sich nicht „verbeißen“ lassen, denn Magersüchtige ziehen sich zurück, bauen aus Scham Mauern um sich auf und sind in ihrer Isolation den zerstörerischen Kräften ihrer Krankheit unglaublich stark ausgeliefert. Zu allem Elend kommt noch, dass es keine „komfortablen“ Wege für den Genesungsprozess gibt.  

* Knaur Verlag, 335 Seiten, 2013, 19,99 €, ISBN 978-3-426-65523-8

** Mosaik, 320 Seiten, 2013, 19,99 €, ISBN 978-3-442-39246-9

14.5.2013 Thema “Sucht” bei Maischberger (ARD), es diskutierten u. a. eine Essüchtige, Christian Frommert und Prof. Michael Musalek als Experte: http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/311210_menschen-bei-maischberger/14672054_geliebte-gehasste-sucht-warum-werden-wir

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Apr 25 2013

Wie beginne ich (m)eine Biografie? (Teil II)

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Literatur

Regeln, die sich auf jede Biografie gleichermaßen anwenden lassen, gibt es nicht. Mit dieser kühnen Behauptung Wissensdurstige zu enttäuschen, fällt nicht leicht, hebt aber die Unverwechselbarkeit eines jeden Lebens hervor (und jeder “Materiallage”). Jeder Lebenslauf ist so einzigartig wie die Art und Weise, ihn zu betrachten. Und es kommt entscheidend auf den Blickwinkel an, zu dem sich die Autorin/der Autor durchringt. Davon hängt ab, wie die Niederschrift ausfällt. Einige Anhaltspunkte mögen den Auftakt der Arbeit erleichtern:

Alle Lebensläufe eint, dass sie sehr komplex sind. Folglich muss sich der Autor/die Autorin fragen: was stelle ich zentral, was ist nachgeordnet und was „schmückendes Beiwerk“. Das bringt schon eine erste Ordnung, wenn auch die Entscheidungen nicht leicht fallen mögen. Ähnlich knifflig ist die Aufgabe, den großen Berg an Berichtenswertem in kleine Hügel abzutragen. Sozusagen eine „Gliederung“ anfertigen.

Diese ist segensreich, aber wie im Schulaufsatz – Einleitung, Hauptteil, Schluss – darf man sie sich nicht vorstellen. Selbst dann nicht, wenn man chronologisch vorgeht. Denn die verschlungenen Pfade eines Lebens gehen nicht zielgerade auf ein Finale zu. Außerdem gibt es viel mehr Höhepunkte als in Schulaufsätzen, so dass wir raffinierter vorgehen müssen.

> Vor der eigentlichen Schreibarbeit empfehle ich mehrere Sammlungen. Beginnen wir mit einer Tabelle, die links die Jahreszahlen auflistet und rechts Ereignisse zuordnet. (Menschen, die keinen PC dazu benutzen möchten, sollten ihre „Schätze“ in auf Karteilkarten notieren.) Sie kann ständig weiter „angefüttert“ werden, bei jeder Idee einfach ergänzen.

> Die zweite Sammlung heißt „Personal“. Wir können unmöglich alle Personen gleichzeitig vor Augen haben, die eine Rolle spielen. Sie haben für den Lebenslauf unterschiedliche Bedeutung. Es gibt Busenfreundinnen fürs ganze Leben, Kollegen für einen bestimmten Berufsabschnitt oder die Tante, die in der Jugend Vorbild war, in den mittleren Jahren selten angerufen wurde und erst später wieder in den Focus rückte.

> Die dritte Sammlung betrifft „Orte“. Fragen Sie sich, welche Orte eindrucksvoll oder prägend für sie waren, welche waren traumhaft, welche unerreichbar? Wo kam eine einzigartige Stimmung auf, wo war es abstoßend oder unheimlich? Das darf auch eine unfertige Ferienanlage auf La Gomera oder sonst wo sein, über die man sich geärgert hat, weil zu viel Lärm die Nerven strapazierte oder der Strom gerade immer dann ausfiel, als man den frischen Fangfisch zubereiten wollte. 

> Die vorläufig letzte Sammlung ist eine „Episoden-Kiste“. Einfach drauf losschreiben, wenn eine Episode erinnert wird! Der innere Zensor bleibt ausgeschaltet, denn Überprüfungen finden später statt. Also nicht fragen: ist das jetzt mehr Fantasie oder habe ich es wirklich so erlebt? Dichtung und Wahrheit lassen sich im nächsten Durchgang auseinander dividieren. Wichtig sind hier die Eindrücke wie sie von der Seele purzeln. Flair einfangen! Dialekt, Witz und Ironie versuchen, Spontanität wagen!

Diese Sammlungen entstehen nicht von heute auf morgen. Im besten Fall befruchten sie sich gegenseitig und lassen die Vorfreude auf den eigentlichen Schreibprozess wachsen. Es entspannt, wenn die große Geschichte in kleinen Hügeln überschaubar(er) wird. Als Ansporn sollte man im Auge behalten, dass nach dem Ausdehnen (Verästelungen können Spaß machen!) die Konzentration aufs Wesentliche folgt, die die Spreu vom Weizen trennt. Erst die Vielfalt, die es innerlich zu würdigen gilt, dann das genussvolle Verdichten!

Neben Alltagsspitzen, Medienpolitik/-kritik, & Frauenblickwinkel gibt es hier Tipps für das Schreiben – nicht nur von Biografien. Möchten Sie Erfahrungen posten? Zuschriften bitte unter „Kommentare“.

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Apr 08 2013

Schreiben über Verbrechen wider Vorurteile

Autor: . Abgelegt unter Kultur,Literatur

Verbrechen – das Geschehen vollzieht sich meist in einem kleinen Zeitschlitz, das Leben darum herum ist vielfältig wie bei anderen Zeitgenossen. Trotzdem hält sich das Vorurteil, Angeklagte müssten sich von den übrigen Menschen doch irgendwie unterscheiden.

Dass dem Staatsanwälte nicht nur in Ausnahmefällen widersprechen, könnte zur Verunsicherung unserer Trennlinien zwischen “Gut und Böse” beitragen. In der Literatur hat es aktuell wieder ein Autor geschafft, den “Abgrund als Zwilling des Alltäglichen” unverschnörkelt auf den Punkt zu bringen. Er heißt Ferdinand von Schirach und erzählt in seinen Stories „Carl Tohrbergs Weihnachten“ von logischen Entgleisungen.

Als Strafverteidiger ist er darin geübt, die mutmaßlichen Verfehlungen seiner Mandanten so nachvollziehbar zu machen, dass das Urteil darüber möglichst milde ausfällt. Erfreulich, wie er diese Erfahrung schriftstellerisch in gekonnten Minimalismus ummünzt, zu dem folgende Rezension verfasste:

>> Schicksalhafte Ungeheuerlichkeiten nehmen den Leser des Bändchens „Carl Tohrbergs Weihnachten“ gefangen. Jede Zeile verdichtet die Atmosphäre und strebt einem Resultat zu, das schlicht das Prädikat „passt“ verdient. Zwar erhofft man sich, dass Lebenswege sich an solchen Abgründen vorbeischlängeln, wie sie Ferdinand von Schirach in den drei Kurzgeschichten erzählt, doch man weiß von Anfang an, dass hier unausweichlich etwas aus den Fugen gerät. So ist man erschüttert und gleichzeitig auch eine Spur erleichtert, wenn …<<

Weiterlesen können Sie hier > www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=17731 – Ich wünsche viel Vergnügen samt Nachdenklichkeit bei der Lektüre!

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Mrz 15 2013

Über Schnipsel, Sexismus und einen TV-Hasser

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Kultur,Literatur

17 Jahre lang gab es im Netz einen Dienst für Historiker, der „der aktuelle Zeitungsartikel zu historischen Themen und die Debatten über die Geschichte versammelte“. Man konnte sich schnell informieren, welche Medien aktuell etwas zu welchem historischen Thema veröffentlichen. Ein kleiner Anreißer und dann ein Link, so dass man nach Belieben direkt die ausführliche Version des Autors anklicken konnte.

Der kleine Anreißer ist ein Textschnipsel und heißt Snippet. Stets ist darauf zu achten, dass er nicht zu lang geraten darf, weil man sonst unzulässig geistiges Eigentum klaut. Das soll mit dem Leistungsschutzrecht nun genauer geklärt werden, was dazu aber leider keine ausreichende Handhabe liefert. Also ist unklar, ab wann man sich strafbar macht mit einem Snippet. Und dieses Risiko wollte der Nachrichtendienst nicht eingehen. Deshalb stellt er nun keine Presseschau-Schnipsel – siehe http://www.nfhdata.de/ – mehr bereit.

Auch für jene Zeitungsseiten, auf die man weiterklicken konnte, bedeutet das einen Besucher-Rückgang, weshalb bei Schmalenstroer.net am 6.3.2013 von einer „klassischen Lose-Lose-Situation“ die Rede ist. Anlass genug, sich spätestens jetzt über das Leistungsschutzrecht zu informieren – zum Beispiel bei wikipedia >> http://url9.de/zbW

Neben dem Leistungsschutzrecht macht weiteres Thema nun seit etlichen Wochen Furore: der alltägliche Sexismus – insbesondere in der journalistischen Arbeitswelt. Hierzu fand ich hier einen lesenswerten Artikel http://url9.de/zbY.  Ich greife einen Aspekt heraus und verkürzte ihn auf die Formel: Wenn ich mich immer vorsehen muss, keinen Anlass für sexistische Gedanken zu liefern, macht das das Leben echt anstrengend.

Abgesehen von der vergeblichen Mühe (auch im züchtigen Nadelstreifen-Hosenanzug kann man die Gedanken des Gegenübers nicht lenken oder kontrollieren) ist geschlechtliche Neutralität weder herstellbar noch erstrebenswert. Und der Rat, dass man Impulse erst daraufhin überprüfen sollte, ob man sie für die eigene Tochter/Frau/Schwiegermutter als zumutbar empfindet (bevor man sie tatsächlich raus lässt), könnte wirklich Gedankenloses bzw. Anzüglichkeiten vermeiden helfen.

Buchtipp: Wer sich gerne am geistigen Eigentum von Joachim Geil erfreuen möchte, kann dies mit „Tischlers Auftritt“ tun. Der Roman reflektiert das Lebensgefühl der 1970er-Jahre. Meine Rezension „Eigenborstige“ Mitläufer-Erinnerungen beginnt so:

Ernst Ewald Tischler führt sich nicht als sympathischer Mensch ein. Doch der Pfälzer wächst dem Leser über die knapp 500 Seiten des Romans ans Herz, indem er als Ich-Erzähler die 1970er-Jahre und ihr Flair fantasiereich vergegenwärtigt. Die Suche nach der Logik seiner eigenen Lebensgeschichte säumt den Weg ins TV-Kochstudio zu „Tischlers Auftritt“, der titelgebend wird, da er den Protagonisten endlich über das Mitläufertum hinausheben soll, das ihm seit den 1968er-Jahren anhaftet. Das hat sich der Autor Joachim Geil fein ausgedacht. Weiterlesen >> http://url9.de/zca

PS.: Besonders gefallen wird das Buch jenen, die in mindestens einer Phase ihres Lebens das Fernsehen als Medium für schuldig am „allgemeinen Niedergang“ einstuften oder manche Programmteile immer noch „zum Kotzen“ finden.

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Nov 12 2012

Hatten Sie auch ein selbstgenähtes Puppenkind?

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Kultur,Literatur

Erinnern Sie sich auch noch an jene Zeiten, als es zu Weihnachten kein teures Spielzeug, sondern ein selbst genähtes Puppenkind gab? Kann man sich vorstellen, dass Kinder nur einen Wunsch haben: Die Mutter möge wieder gesund werden?

Jede Zeit hat ihren eigenen Kontext, der den Charakter von Stimmungen prägt. Diese zu überliefern zeigt den nachfolgenden Generationen auf, worauf sie wurzeln, woraus sich das Heutige entwickelt hat. Der Verlag Zeitgut arbeitet daran, das gesamte 20. Jahrhundert in Episoden oder längeren Rückblicken darzustellen. Mehr als 6.000 Manuskripte von etwa 3.350 Zeitzeugen konnten bereits gesichtet und teilweise aufgearbeitet werden. Zur Vervollständigung werden weitere episodenhafte Zeitzeugen-Texte gesucht.

Die Beiträge dürfen von guten und schlechten Zeiten erzählen, spannend, besinnlich oder heiter sein und von schriftstellerischen Laien stammen. Diese Alltagsbegebenheiten zeigen, dass Geschichte kein trockener Schulstoff sein muss. Bisher sind 25 Sammelbände mit mehr als 8.800 Seiten erhältlich. „Lebertran und Chewing Gum“ und „Unvergessene Weihnachten/Band 8“ zählen zu den jüngsten Veröffentlichungen.

Weitere Infos unter www.zeitgut.de.

In eigener Sache >> Die nächsten Kurse “kreativ schreiben” finden in Schorndorf (Start 9.2.13) und Aichwald (Start 2.3.13) statt.

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Jun 17 2012

Geht ein Indianer zum Friseur …

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Kultur,Literatur

Unverhofft kommt oft – oder wie entspannend sind Witze? Seit ich einen Artikel über Lachgruppen geschrieben habe (ja, es gibt eine Lachbewegung in Deutschland!), ist mir gegenwärtig, wie vielfältig gesundheitsfördernd Humor ist. Lachen entspannt nicht nur zig Muskeln und die Seele, sondern senkt auch den Blutdruck und stärkt das Immunsystem; kurz: es hilft „heilen“. Deshalb gehen Clowns in Krankenhäuser und Altenheime, wünschen sich Männlein wie Weiblein in Heiratsanzeigen PartnerInnen „mit Humor“.

„Geht ein Indianer zum Friseur …“ Kurze Denkpause, was kommt jetzt wohl? Es muss etwas Originelles sein, mit dem niemand rechnet, sonst wäre es kein Witz. Ein Witz funktioniert, indem er gegen den Strich bürstet, gewohnte Denkbahnen durcheinander wirbelt, vielleicht auch etwas auf den Kopf stellt. In jedem Fall muss uns die Pointe überraschen: „ … zum Friseur, kommt er raus – ist sein Pony weg.

Die Stiftung „Humor hilft heilen“, gegründet von Eckart von Hirschhausen, hat sich zum Ziel gesetzt, deutschlandweit Clowns in Kliniken zu etablieren und zu fördern. Weitere Ziele kann man nachlesen unter > www.humorhilftheilen.de

Dort wird auch auf die CD hingewiesen, die Eckart von Hirschhausen mit Hellmuth Karasek in der „bar jeder vernunft“ in Berlin aufgenommen hat – „Ist das ein Witz? Kommt ein Literaturkritiker zum Arzt …“ 66 Minuten Witze, ohne dass es wie eine Aufzählung wirkt. Gut gemacht! Im booklet wird auf > www.glueck-kommt-selten-allein.de hingewiesen, eine online-Plattform, „auf der man Glück trainieren kann“ (Hirschhausen-PR inbegriffen). Der Erlös der CD kommt der Stiftung zugute.

Noch ein Witz gefällig …

Warum ist das Toilettenpapier in der DDR stets so rau?

Damit auch das letzte Arschloch rot wird.“

Aha, leicht zu identifizieren – es ist ein politischer Witz! In unterdrückerischen Systemen verschaffen sich die „Untertanen“ damit Luft. Der Witz als Ventil, als Blitzableiter. Diese Witze durften und dürfen nur hinter vorgehaltener Hand erzählt werden. Deshalb heißen sie „Flüsterwitze“. Es war gefährlich, wenn Spitzel mitbekamen, wer auf diese Art „Nestbeschmutzung“ betrieb.

Den Axel-Springer-Preis für junge Journalisten 2012 bekamen jetzt Annika Bunse und Julius Tröger für ihr Portal > http://fluesterwitze.apps.morgenpost.de/fluesterwitze_start_mittel.html Man kann wirklich herrlich an der Vergangenheit „schuppern“ dort! Das erste Buch über den politischen Witz in der DDR habe ich einst gehütet wie einen kostbaren Schatz. Doch die Preisträger gehen weit über eine bloße Sammlung hinaus und erstellten sogar ein Witz-Wissensportal und eine Witz-Weltkarte: „Je unfreier das System, desto mehr politische Witze gibt es. In Deutschland ist der Flüsterwitz seit der Wiedervereinigung tot. Nicht aber in China, Russland, Iran, … “ Hier gibt es also viel zu entdecken. Zeit mitzubringen lohnt sich. Viel Vergnügen!

Quellen: o. g. Portale/CD/booklet; Medium Magazin, Best of Axel-Springer-Preis für junge Journalisten

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Mai 22 2012

Jenseits des nachrichtlichen Mainstreams

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Kultur,Literatur

Lesen, lesen, lesen – nie wird man fertig. Und das Internet verführt enorm. Besonders, wenn man auf einen interessanten Blog stößt. Neulich schrieb mir ein Freund, der mir sehr zugetan ist: „Interessant, was Du alles aufgreifst. Auch Deine Links. Leider habe ich keine Zeit, ihnen zu folgen.“

Wer versteht diesen Menschen nicht!? Und trotzdem ist es vorteilhaft, sich jenseits vom nachrichtlichen Mainstream zu informieren. In meinem Fall geschieht das unter anderem über Newsletter. Und so stieß ich auf den Link > www.woman.de

Den sollte frau/man nun wirklich nicht aus den Augen verlieren, denn über dieses Portal lässt sich allerlei Wissenswertes und Nützliches erschließen. Am 11. Mai gelangte ich über diese Netzwerkseiten zu Petra van Cronenburg, die ich vorher nicht kannte. Ihrer Meinung zum Urheberrecht konnte ich nicht widerstehen: „Wir sind – ohne mich“ heißt der erfreulich differenzierte Beitrag der Autorin mit Weitblick > http://bit.ly/JozMi5

Urheberrecht schiebt sich als Thema in den Vordergrund, seit die Piraten auf der politischen Bühne einen Erfolg nach dem anderen verbuchen. Mit „Piraten“ verbindet man gemeinhin Seeleute, raue Gesellen, die von geraubter Beute leben. Solchen Machenschaften redet Petra van Cronenburg nicht das Wort, doch sie hält den Scheinheiligen der Branche wortreich einen Spiegel vor, der sich gewaschen hat.

Außerdem köderte sie mich mit der Überschrift: „Hilfe, ich habe mein Buch verschenkt“. Diesen Beitrag musste ich mir aber aufsparen, weil meine Medienbeobachtung zeitlich streng begrenzt ist. Nun habe ich ihn gelesen und kann ihn empfehlen. Es geht um den Verdienst rund ums Bücherschreiben und wie man dank eines Gratis-Tages im Ranking sogar Charlotte Link überholen kann. Köstlich! http://bit.ly/INzwpn

Aber es ist wie im richtigen Leben: Wer sich auf etwas einlassen will, muss Zeit mitbringen. Mal eben nur kurz überflogen … da kapiert man wenig von den Nuancen, auf die es ankommt. Doch schließlich kann man sich die Links kopieren und abarbeiten, sobald es ins Tagesgeschehen passt. Und heute konnte ich endlich weitergeben, dass „cronenburg  – viel mehr und nichts weniger – aus Buchbranche, Autorenleben und Kultur“ eine lohnende Adresse ist.

PS.: Wer seine Zeit in einen Roman investieren will, in dem ein Mann “Einen Sommer lang” (so lautet der Titel) mit seiner Sinnsuche Missverständnisse provoziert, hole sich dazu in meiner Rezension die entsprechende Vorinformation > http://bit.ly/KGCWMV – – – By the way: Ich finde es stets beachtenswert und manchmal „prickelnd“, wenn Frauen aus dem Blickwinkel eines Mannes schreiben und dabei auch das männliche sexuelle Erleben nachempfinden. Gute Beispiele für solche Fingerübungen liefert „Das dritte Zimmer“ von Gabriele Wolff, 2004 ausgezeichnet mit dem Friedrich-Glauser-Preis > http://bit.ly/Lc6MbH sowie www.gabrielewolff.de/

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