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Mai 02 2016

Von einer Trostliste & vom Schreiben zur Selbstentfaltung

Autor: . Abgelegt unter Literatur

Verkannte Bestseller: Eschbachs Trostliste

Gut vernetzt zu sein hat Vorteile. Einen davon will ich schnell weitergeben: Dank des Autorenbriefes von Autorenhaus.de erfuhr ich von der Liste der „Abgeblitzten“, die Andreas Eschbach veröffentlicht. Er selbst ist Bestseller-Autor und nennt es „Trostliste für Verlagssuchende“ > http://url9.de/Xoz

Dass Harry Potter fast nicht das Licht der großen weiten Welt erblickt hätte, ist inzwischen hinlänglich bekannt, dass es Astrid Lindgren mit ihrer Pippi Langstrumpf 1944 ähnlich erging, ist wahrscheinlich nicht (mehr) im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Auch „Schlafes Bruder“ befindet sich auf der Liste, womit Robert Schneider nach 27 Absagen schließlich internationalen Erfolg einheimste. Auch Stephen King und Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing sind schon mit Manuskripten bei Verlagen abgeblitzt.

Natürlich kann sich niemand, der eine gründliche Überarbeitung seiner Texte scheut, auf diese Trostliste berufen und nur von der Hoffnung allein ausgehen, dass sein Werk schon noch von Erfolg gekrönt wird. Aber zu viele Selbstzweifel sind fehl am Platz. Man kann aber immer dazulernen. Auch hierbei erweist sich der Internetauftritt von Andreas Eschbach als Fundgrube.

Wer das Schreiben als Ausdruckform für sich entdeckt hat, tut gut daran, sich dieser Tätigkeit täglich zu widmen. Alle Schreibratgeber ermuntern dazu und nennen Methoden, wie der „innere Schweinehund“ zu überwinden sei. Es gibt sie natürlich – die „ewigen Ankündiger“. Bei jeder Gelegenheit wiederholen sie die Absicht ein Buch zu schreiben, aber wenn das Gegenüber nachhakt, ist noch kein Strich in der Richtung geschehen, steht kein Gerüst, die Antwort bleibt nebulös.

Mir als Berufsschreiberin fällt es oft schwer, mir Hemmnisse zu vergegenwärtigen, die vom Schreiben abhalten. Bei mir ist der „innere Schweinehund“ höchstens mit dem verbunden, was man in meiner Jugend „Leibesübungen“ nannte und worin ich immer schlechte Noten hatte. Sprich: Körperliche Ertüchtigung – ob nun joggen, Gymnastik oder Ergometer. Inzwischen sprang mich schon mehrfach der Satz an: „Sitzen ist das neue Rauchen!“ Man kann es auch übertreiben mit dem Angstmachen – auch wenn Bewegungsarmut wirklich das Gegenteil von gesund ist. Dennoch: Der Satz zeugt von pfiffiger Kreativität!

Selbstentfaltung: Schreibend Co-Autor des eigenen Lebens werden

Schreiben kann aber auch mit heilender Wirkung verbunden sein und zu neuen Lebensmustern verhelfen. Dies hat Liane Dirks dokumentiert in ihrem Buch „Sich ins Leben schreiben – Der Weg zur Selbstentfaltung“, erschienen 2015 im Kösel-Verlag und absolut empfehlenswert. Auch jene in meinen Schreibkursen, die es sich angeschafft haben, sind davon begeistert.

„Schreibend kann man frei für Neues werden“, steht im Klappentext. Darauf kriegt man auch richtig Lust angesichts der Sprache, die die Seele freundlich streichelt. Die Autorin ist ausgebildete Gesprächstherapeutin und nimmt ihre LeserInnen auf überzeugende Weise mit auf die Reise zum eigenen Selbst, setzt Impulse und hat dieses kreative Konzept sehr gut durchdacht. Man erfährt, wie man sich rüstet („Mut, Vertrauen, Offenheit – die besseren Seiten der Angst“) und welche Rückschläge es geben kann. Allein das lohnt schon die Lektüre, von ihr angestiftet zu werden, ist dann die Krönung! Wie ein vom Veralg veröffentlichtes Feedback anmerkt, ist „ein Quantum Abenteuerlust ist dabei durchaus hilfreich!“ Letztlich steckt Versöhnung zwischen den Zeilen, wenn man sich traut, sich ein wenig zu riskieren.

Liane Dirks. Sich ins Leben schreiben. Der Weg zur Selbstentfaltung. Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 240 Seiten, 19,90 €, ISBN: 978-3-466-34615-8

http://www.randomhouse.de/Buch/Sich-ins-Leben-schreiben/Liane-Dirks/Koesel/e481430.rhd#buchInfo5

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Okt 17 2013

Diese Autorenträume möbeln Geist & Seele auf!

Autor: . Abgelegt unter Kultur,Literatur

Kleines Brainstorming vorneweg: Was wollen AutorInnen? Gelesen werden! Eine naheliegende Antwort, doch sicher gibt es auch Geschriebenes, das nur erleichtern soll (nämlich die/den VerfasserIn, etwa in einem Tagebuch) oder unbesehen etwaiger LeserInnen dokumentieren soll (beispielsweise den Unfallhergang, die Rednerliste zum Empfang des neuen Chefs). Bringt man das Wort „Autorenträume“ ins Spiel, geht ein ganz anderes Fenster vor dem geistigen Auge auf, das in eine abwechslungsreiche Landschaft führt. Stichworte dazu: erzählen, unterhalten, überraschen, fesseln, aufklären; die Welt berühren, irritieren, verbessern oder bereichern; sich ausdrücken, entwirren und mitteilen; selbst entdeckt, veröffentlicht, respektvoll behandelt und angemessen bezahlt werden; Bestseller landen, Aufsehen erregen, Ruhm erlangen – und obendrein immer wieder … einfach nur schreiben, ohne Blockade, je nach Thema/Auftrag oder frei mit Trends locker umgehen können und nicht automatisch auf eingeführte Erfolgsfiguren reduziert zu werden etc.

Wie trocken sich diese Aufzählung anfühlt! Als wäre damit das meiste gesagt. Doch das Lesebuch „Autorenträume“, herausgegeben von Petra Hartmann und Monika Fuchs, belehrt uns eines Besseren. Denn siehe da, die Autoren-(Traum-) Welt wird bunt und vielfältig dargestellt, aber auch nachdenklich, doppelbödig, Ironie und Witz inbegriffen … Man mag diese Anthologie auffächern und Einzelheiten herausgreifen – damit hat man aber noch längst nicht den positiven Gesamteindruck vermittelt, für den das Buch hohes Lob verdient.

Ja, es ist wie ein unvergesslicher Fußabdruck, den die Herausgeberinnen und die AutorInnen in die Welt gesetzt haben. Das liegt an der Herangehensweise, der Auswahl der Beiträge, der liebvollen Aufmachung wie am Geleitwort von Tanja Kinkel (Gründerin der Kinderhilfsorganisation „Brot für Bücher e. V.“, der ein Euro pro verkauftes Exemplar zufließt), wie an den inspirierenden Anmoderationstexten zu jedem der 57 Kapitel. Schön ist, dass hier AnfängerInnen offenbar die gleiche Chance zuteil wurde wie Fortgeschrittenen und Routiniers.  Zu jedem Autor, jeder Autorin erfahren wir Einzelheiten, nicht ausufernd, aber orientierend.

Es ist wirklich ein Lesebuch, das es gut verträgt, wenn man nicht kontinuierlich vorgeht, sondern sich immer wieder mal einen „Happpen“ gönnt (keine Einsendung durfte länger als 9.000 Zeichen  sein). Die Originalität in jedem Beitrag überrascht wirklich! Freilich war zu erwarten, dass über Schreibblockaden, unzugängliche Lektoren und unglückliche Lesungen erzählt würde. Aber da ist auch die Treppe, die womöglich gar keine ist und mehr und mehr ins Rutschen gerät, weil – so der Verdacht – sie aus Manuskriptseiten besteht, nur notdüftig zusammengehalten durch einen Teppich, der bei Betreten der gewöhnlichen Statik gehorcht – ausser der Traum macht eine Ausnahme. Oder da ist der Schreibblock, der sich unter der Türe durchschiebt, sich dem Schreiber aufdrängt, obwohl der gerade den Kanal voll hat mit Bier und sein Autorsein in diesem Moment keineswegs im Vordergrund steht. Verspielt wird es auch, wenn der Schweinehund mit dem Musenfresserchen und anderen Zunichtsmachern eine rabenschwarze Sitzung abhält. Wir halten allen Abenteuern und Fantasien Stand, blättern nach dem nächsten Traum, der wiederum einen anderen Aspekt beschert, so dass das Unerwartete die Überhand kriegt, der Bann nicht endet, in den das Buch die LeserInnenseele zieht. Da kann eine Geschichte durchaus auch ein zweites Mal genossen werden, ohne dass der Spaß daran „aufgewärmt“ wirkt.

Alb- und Wunschträume sind hier in Kurzgeschichten, Gedichten, kleinen Dramen und Essays verpackt, oft blitzen auch Schnipsel der Realität durch. Feinsinnig und konsequent lektoriert. Ein Buch, das man gerne in die Hand nimmt, da es eine hohe Präsenz von ausnahmslos allen Beteiligten ausstrahlt. Diese Qualität bleibt über alle 334 Seiten hinweg ohne Schwankungen gegenwärtig, als sei diese Anthologie wirklich eine „Herzensangelegenheit“ der Verlegerin!

Petra Hartmann & Monika Fuchs. AutorenträumeEin Lesebuch. Verlag Monika Fuchs, 2013, 336 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-940078-53-7, 16,90 €

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