Archiv für das Tag 'Selbstinszenierung'

Aug 08 2013

Gut leben ist angesagt, Casati riskierte mehr

Autor: . Abgelegt unter Kultur,Literatur

Gut leben, besser leben, kein Burnout und einen guten Coach an der Hand – die Zeitungen sind voll von der Sehnsucht nach Balance, Konstruktivem, Nachhaltigem. Ganze Serien werden gestrickt, um Visionen oder gar Utopien in die Welt zu setzen, Vorbeugung und Vorsorge schmackhaft zu machen. Autorinnen und Autoren strengen sich mächtig an, um den Mut für das Zimmern zufriedenstellender Perspektiven anzukurbeln. Die Werte-Diskussion war wohl zu anstrengend auf die Dauer. Nun nehmen wir es auf der praktischen Ebene in die Hand, unser Leben nach dem auszurichten, was uns gut tut, glücklich macht und vorwärts bringt. Alles eher vernünftig als bahnbrechend.

Ein Leben, das in keinen Schuh und keine Schublade passt, hat Luisa Casati hinter sich gebracht (1881 – 1957) – eine Frau mit enormer Begabung zur Selbstinszenierung. Zu der stand sie, obwohl es für das meiste, womit sie sich präsentierte, keine Vorbilder oder Empfehlungen gab und obwohl sie sich oft „außerhalb“ der Norm stellte, aneckte, Kopfschütteln provozierte und teilweise heftige Kritik heraufbeschwor.

Bei Rowohlt erschien ein Roman über diese außergewöhnliche Frau, die natürlich ohne Reichtum nicht so exaltiert hätte leben können. Auch wenn man ihre Eskapaden nicht gut heißen oder gar unmöglich finden mag – der aufrechte Gang, den diese Frau praktizierte, unterscheidet sich doch würzig von dem Drang nach dem guten Schnitt, dem Triumph der kurzfristigen Erfolge und dem wohlgefälligen Streben nach einem besseren Leben. Näheres dazu unter > http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=18201

Keine Kommentare