Archiv für die Kategorie 'Allgemein/Politik'

Jul 28 2010

Katastrophe gut dokumentiert dank Twitter & Co. Augenzeugen ernst nehmen!

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Die „Generation Event“ hat einen schrecklichen Dämpfer erhalten. Ich fühle mit ihr das Entsetzen darüber, wie nahe Gaudi/Entgrenzung und Panik/Tragödie beieinander liegen. Völlig falsch wäre es aber, die Anhänger der Loveparade mit dem Entzug dieser Veranstaltung zu bestrafen! Das haben sie nicht verdient. Wem soll das nutzen? Der Staatsverdrossenheit? Es macht außerdem keinesfalls die Fehler wett, die von den Veranstaltern zu verantworten sind!

Diese schnell und gründlich aufzuklären ist das Gebot der Stunde! Hoffentlich geht man vorurteilsfrei auf Augenzeugen zu! „Dank YouTube, Twitter und Blogs ist die Katastrophe von Duisburg gut dokumentiert. Soziale Netzwerke könnten zur Aufklärung beitragen – wenn man die Nutzer ernst nimmt.“ Das meint die „ZEIT“ in einem Artikel, der hier nachzulesen ist: http://www.zeit.de/digital/2010-07/loveparade-twitter-duisburg-rekonstruktion

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Jul 17 2010

Zwei radeln für den Frieden nach Teheran oder Kleinode des Abweichens von der Norm

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag,Kultur

„Im Himmel ist der Teufel los“ – für solch augenzwinkernde Schlagzeilen wird die taz von ihren AnhängerInnen geliebt. Gerade die Berichterstattung über Tod und Beerdigung von Fritz Teufel war wieder ein beredtes Zeugnis von dem Gemisch aus Gegenöffentlichkeit, Irritation und „Kurshalten“ der „frechen“ Zeitung, die 1979 gegründet wurde und derzeit dafür wirbt, dass die Zahl der „Genossen“ (mit 500 € Einlage ist man dabei) die 10.000er-Marke übersteigt.

Die liebevolle taz-Würdigung von Fritz Teufel (Links dazu siehe unten) hängt mutmaßlich damit zusammen, dass er eine Zeit lang Artikel und Kolumnen für die Zeitung schrieb. In seinem zweiten Leben, versteht sich! Das begann der in Ludwigsburg Geborene nach seiner Zeit als „Spaßguerillero“ etwa 1980. Erst als Vollkornbäcker in London, später als Fahrradkurier in Berlin – um nur einige Tätigkeiten des einstigen Bürgerschrecks zu nennen, der immer wieder als „Humorist“ identifiziert wird. Dass das Fahrrad seine große Liebe ist, kehrt die taz mehrfach hervor, erwähnt auch „Reiseberichte voller teufelscher Wortspiele“, die entstanden, als der Ex-Kummunarde halb Europa mit dem Drahtesel durchmisst.  (Wer kann sagen, wo die Reiseberichte zu finden sind?)

Die Freude am Radeln bietet sich heute als Überleitung zu einer anderen Tour an, die am Montag, 19.7.2010, beginnt und von Mutlangen nach Teheran führt, um für den Frieden zu werben.

Schirmherr dieser Reise, die Wolfgang Schlupp-Hauck und seine Frau Brigitte Schlupp-Wick  mit einem „Sitzliegetandem“ unternehmen, ist Hiroshimas Bürgermeister Tadatoshi Akiba, gleichzeitg Präsident der Mayors for Peace. Die beiden Radbegeisterten haben sich ein Sabbatjahr eingeplant und wollen 7000 km in die Pedale treten. Alle sind eingeladen, die Tour unter http://www.global-zero-now.de zu verfolgen.

Dass in Mutlangen immer noch aktiv für den Frieden gearbeitet wird, ist hier nachzulesen > www.pressehuette.de. Und dass die Ideen „langsam bei den Diplomaten“ ankommen, spürte die Jugenddelegation der Pressehütte Mutlangen, die im Mai bei der UNO in New York vorsprach – siehe die Pressemitteilung vom 25.5.2010, ebd.

Noch immer bedarf es etlicher Idealisten, die die Verhandlungen zum nuklearen Nichtverbreitungsvertrag beobachten und sich für ein Verbot der Atomwaffen durch eine Nuklearwaffenkonvention einsetzen. Bereits im neunten Jahr informiert das Magazin „FreiRaum“ (elektronisch abrufbar ebd.) über Einzelheiten auf diesem weiten Feld. (Die Welt wäre ärmer ohne solche Special-Interest-Periodia!) Redaktionell verantwortet wird der FreiRaum von eben jenem Wolfgang Schlupp-Hauck (Vorsitzenden der Friedenswerkstatt Mutlangen), der nebenberuflich unermüdlich weltweit präsent ist, wenn es um die Abschaffung von Atom- und Uranwaffen geht und die friedliche Nutzung des Weltraums mit Nachdruck gefordert werden muss.

In Mutlangen aufgewachsen ist – und nun schließt sich der Kreis – Ines Pohl, die am 20. Juli 2010 ihr erstes Jahr als neue taz-Chefredakteurin hinter sich hat. Schön, dass die taz ihren unverwechselbaren Charakter behält und himmlische wie teuflische Schlagzeilen uns weiterhin erfreuen. (Heute: “Bionade schützt vor Scheidung nicht” – ein echter Hingucker, mit grellem Grün unterlegt!) Im teils sehr traurigen Mediengezeter ist es wichtig, solche Raritäten zu pflegen, für die die tazler übrigens niedrigere als die branchenüblichen Gehälter akzeptiern.

Lesenswert: www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/clown-mit-schrotflinte/ und www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/abschied-vom-teufel/

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Jun 17 2010

Brot für die Hungrigen oder nicht?

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

“Wenn ich einem Hungrigen ein Stück Brot gebe, bin ich ein Heiliger, wenn ich frage, warum er kein Brot hat, bin ich ein Kommunist” (hab’ die Quelle leider gerade vergessen).

Gefunden habe ich diesen Satz in einem Kommentar zur taz-Diskussion “Schaden die Tafeln den Armen?” Vom Überfluss was abgeben oder warten, bis sich die Zeiten ändern und es kein Gefälle mehr zwischen Habenden und Habenichtsen gibt?

Eigentlich sollte es ein gutes Gefühl auslösen, wenn noch Überfluss zu verteilen ist. Aber … Es gibt so viele Abers in der Sache, dass man laut aufstöhnen möchte. Natürlich darf die Frage gestellt werden: “Wer ruht sich worauf aus?” Aber nur weil mir die Rahmenbedingungen zuwider sind, den Überfluss einfach vernichten, um der Politik nicht ihre Untätigkeit zu erleichtern? Brot, Wurst, Milch usw. wegwerfen, weil man niemanden dazu verführen will, immer auf Geber zu hoffen/zu setzen?

Wenn ich einfach das unschuldige Brot ansehe, das im Supermarkt oder in der Bäckerei übrig bleibt und noch jemandes Hunger stillen könnte, denke ich an die Ähren auf dem Felde. Wieviel Sonne, Regen, Hege und Pflege sie brauchen, um zu gedeihen. Wie viel in ihre Weiterverarbeitung investiert wird. Schöpfung und Mensch haben schon kräftig Hand in Hand gearbeitet (wobei der Mensch auch Teil der Schöpfung ist), bevor ein Brot aif die Ladentheke gelangt. Wieso es vergammeln lassen, anstatt sich dankbar vor der Erde zu verbeugen, die es hervorgebracht hat? Wenn ich mich vor der Erde verneige, muss ich mich aber auch von jenen verneigen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Manchmal vielleicht auch vor unzulänglichen Politikern?

Die Fragen zu dem Thema lassen sich nicht ausdiskutieren. Doch die Achtung vor den einzelnen Getreidekörnchen ist es, die die Besinnung bringt!

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Jun 03 2010

ff-Erfolg: Sägt sich „Print“ im Netz selbst ab?

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

Mitten hinein in die Furcht vorm Zeitungssterben platzt die Nachricht, dass das „ff“ läuft wie geschmiert. „ff“ ist ein politisches Nachrichtenmagazin in Südtirol, dass dort von 30 Prozent der Bevölkerung gelesen wird. Die Erfolgsgeschichte erzählt ff-Direktor Kurt W. Zimmermann am 2. Juni 2010 in der Weltwoche.

Sie sei auf Geldmangel zurückzuführen, hebt er hervor: „Als ab 2004 alle Medienhäuser voll ins Internet investierten, hatte der ff-Verlag kein Geld.“ Sonst hätte man sicher auch Gratisangebote ins Netz gestellt. Heute habe man wieder Geld, vermeide es aber trotzdem, sich „selber elektronisch konkurrenzieren“. Unter www.ff-online.com sind nur wenige Artikel frei und ohne Einschränkungen abrufbar, bei den übrigen lautet der Bescheid, man solle das Magazin abonnieren.

Zimmermann verweist auf der Economist und das Wall Street Journal, die sich im Netz ähnlich zugeknöpft geben und nicht wie andere Blätter Auflageneinbußen zu beklagen haben. Und er sieht seine Konzentration auf „Print“ nicht zuletzt durch das Defizit von Spiegel online bestätigt, das „der Marktführer im Internet-Journalismus (…) 2009 (…) – sechzehn Jahre nach seiner Gründung“ einstecken musste. Die Doppelstrategie – sowohl printmäßig als auch im WWW präsent zu sein – erfordere hohen Aufwand. Zimmermann sieht das Entweder-Oder-Prinzip an Boden gewinnen. (2.6.10 www.weltwoche.ch/index.php?id=538451).

Die Schweizer Wochenzeitschrift Weltwoche fährt auch die Linie: wenige Appetit-Happen sollen davon überzeugen, AbonnentIn zu werden und dann gratis Zugang zu den Beiträgen im Netz zu erhalten. Nicht mal gegen Bezahlung kann man in den Genuss einzelner elektronisch publizierter Weltwoche-Artikel kommen – wie bei „ff“.

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Jun 02 2010

“Dieser Text ist mir was wert”

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

Es ist so viel von Werten die Rede und man soll sie hoch halten. Wie geht das eigentlich? Im zwischenmenschlichen Bereich kann man sich freundlich bedanken, sich für einen Gefallen revanchieren, eine kleine Aufmerksamkeit schenken. Für eine nette Geste, für großzügiges Entgegenkommen, für einen nützlichen Tipp.

Es gibt Tipps und Orientierungshilfen, die von vorn herein etwas kosten. Individuelle Beratung bei der Verbraucherzentrale, beim Anwalt oder bei einer Psychologin/Ärztin zum Beispiel. Darüber hinaus gibt es eine Fülle von Informationen gratis. Sie alle müssen irgendwie querfinanziert werden. Das heißt, aufgrund einer anderen Geldquelle muss es sich der Informant leisten können, sein Wissen, seine Reportage usw. kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Es ist eine Binsenweisheit, dass niemand etwas zu verschenken hat. Trotzdem hat im Journalismus die (Selbst-) Ausbeutung von je her einen Fuß in der Tür. Da die Einnahmen aus den Inseraten bei den gedruckten Medien schon längere Zeit sinken, gehen immer mehr Verlage dazu über, ihre Artikel im Internet gegen Bezahlung anzubieten.

Warum eigentlich nicht etwas honorieren, das einen „bereichert“? Okay – bei knappem Geldbeutel mag jeder eingesparte Cent wertvoll sein. Doch nicht alle Schnäppchenjäger beziehen niedrige Einkünfte. Andererseits: Wer sich einmal mit dem Bezahlsystem geplagt hat, weil er unbedingt einen bestimmten Artikel lesen wollte, dem mag die Lust auf gerechte Entlohnung des Angebots vergangen sein.

Doch an komfortableren Bezahlmöglichkeiten wird gebastelt und gefeilt. In absehbarer Zeit dürften wir zwischen unterschiedlichen Modellen wählen können. Einstweilen kann zu diesem Thema einen „Mehrwert“ erfahren, wer sich mit dem sozialen Mikro-Bezahlsystem Flattr auseinander setzt, das sich noch in der Versuchsphase befindet: http://www.taz.de/6/hilfe/flattr/ (“To flatter” bedeutet auf Deutsch “schmeicheln”.)

Während bei Flattr noch nicht jede und jeder mitmachen kann, gibt die Tageszeitung „taz“ ihren Leserinnen und Leserinnen Gelegenheit zur freiwilligen monetären Wertschätzung ihrer Artikel im Netz. Nach der Lektüre eines Artikels leitet das Bekenntnis >> Dieser Text ist mir was wert: [taz-Kto] << zur Konto-Angabe, die einem mit folgenden Worten entgegenlächelt:

Schön, dass Ihnen der Artikel gefällt. Um unsere Arbeit zu honorieren, können Sie diese Bankverbindung verwenden: … Bestechend einfach!

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Apr 26 2010

Obdachlose und “Scammer” unterstuetzen?

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

Gesten kam mir an einer Tankstelle eine grosse dicke farbige Frau entgegen und rief, sie werde mein Benzin fuer mich pumpen. Ich sagte „no“, aber sie insistierte und meinte sie habe Hunger und brauche ein Sandwich! Also verspach ich, ihr eins zu kaufen.
Sie wollte zu Subway, ich konnte sie gerade noch aufhalten. Schliesslich hatte ich es eilig. So verwies ich sie auf das Angebot der Tankstelle. Waehrend ich meinen Tank fuellte, suchte sich meine hungrige Moechte-gern-Helferin drinnen etwas aus, ohne auf meine Begleitung dabei Wert zu legen. Als ich in den Laden kam, praesentierte sie an der Kasse eine Schale mit Chicken Wings und eine Limonade. Dreist legte sie noch einen Schokoriegel dazu. Ich hatte nicht den Willen, diesem Nachtisch Einhalt zu gebieten und zahlte fuer sie.
Der Tankwart und ich tauschten Blicke. Er meinte, es sei nett, dass ich ihr Essen statt Bier gekauft haette oder Geld zu geben. Gott wuerde mir’s vergelten. Ich war etwas ratlos, besonders ob der Dreistigkeit der Frau. Sie sei ihm bekannt, mache dies wohl oft, und somit ist sie u. U. besser dran als jemand, der wirklich Hilfe brauche. Sie weiss sehr gut, wie sie jemanden um den Finger wickeln kann und holt sich was sie braucht.
Solche Menschen machen mir Angst. Sie sind gross und stark, wenn man selbst nicht im schuetzenden Auto ist, ist man ihnen auch physisch ausgeliefert. Und sie schrecken vor nichts zurueck. Was kann man machen? War dies Helfen oder das eigene Gewissen beruhigen? Was ist mit den Anderen, die mit dem Pappschild an jeder Ecke stehen, gut organisiert, zu Banden fast. Vier an jeder grossen Kreuzung, ein fuenfter ruht sich auf der Bank aus! Sie muessen jetzt an der Strasse eine orange farbene Weste tragen, das Gesetz, damit sie nicht ueberfahren werden. Das verleiht fast so was wie „offiziellen Charakter“. Man ist Uniformen gegenueber immer aufgeschlossener, pflichtbewusster.
Seit ein Gesetz , das das Betteln an oeffentlichen Strassen verbot, vor kurzem nicht erneuert wurde und damit verfiel, werden die bettler immer aufdringlicher und natuerlich haeufiger. Kein Polizist kann sie mehr verjagen.
Zwischen 80 und 600 Dollar kann man pro Tag in Florida erbetteln, dann gehen die Leute in preislich total ueberhoehte Wochenhotels, die auf darauf angewiesene Obdachlose zugeschnitten sind, und deren Miete fuer zwei Wochen eingespart (man koennte im Obdachlosenheim diese Zeit ueberbruecken) die Kaution einer Monatsmiete (die solch ein Hotel in einer bis zwei Wochen Miete verschlingt) als Anzahlung fuer ein Apartment ansparen koennte.

Meist wird kurzsichtig gehandelt und Essen und Wohnen nicht auf lange Sicht geplant. Diese Hotels verdienen viel Geld, das wiederum erbettelt wird, damit die naechste Woche mit Dach ueber dem Kopf garantiert ist. Soll man diese Leute bedauern? Fuettern? Gar Arbeit oder Obdach gewaehren? Wer weiterhin Sozialhilfe bekommen will, muss in der Woche eine bestimmte Anzahl von Arbeitsabsagen bekommen. Die letzte Frage meiner hungrigen Anmacherin, ob da, wo ich arbeite, eingestellt wird, lief meines Erachtens ebenfalls auf einen weiteren Ansatz zur Ausnutzung hinaus, auf die Hoffnung naemlich, dass man dort ueberhaupt nicht an neuen Angestellten interessiert ist, und sie sich folglich dort gut bewerben kann, um dem Sozialamt zu beweisen, sie bemuehe sich ja und bekomme einfach keine Arbeit. Auch hier liegt die Frage nach dem Ausnutzen des Systems auf der Hand.

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Apr 18 2010

Trauer, Stolz und Nachdenklichkeit

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Tote Soldaten. Irgendwie muss man/frau sich dazu stellen. Ob frau/man nun pazifistisch den Krieg oder kriegsähnliche Zustände lieber abwählen würde oder nicht. Da taucht die Vokabel „stolz“ auf. Sind wir stolz auf die Gefallenen? Müssen wir das sein? Sind wir es ihnen schuldig? Und warum?

„Stolz“ ist in diesem Zusammenhang ein Wort zum Stolpern, Stirnrunzeln, Nachhaken. Besonders, wenn es so gebraucht wird wie in der Sendung „Anne Will“ am 18.4.2010. Die Getöteten haben ihren Kopf hingehalten für eine Sache, an die sie glaubten. Damit verdienen sie Respekt. Brisant wird es, wenn es zur Ausnahme von der Regel wird, dass jemand sich für das engagiert, woran der glaubt und man deshalb stolz auf diese (vorbildliche) Ausnahmehaltung ist.

Wie wir sprachlich damit umgehen, dass Angehörigen und Freunde um in Afghanistan Getötete trauern müssen, berührt mich. „Gefallene“ ist ein gebräuchliches Wort, aber ist es nicht auch ein wenig von gestern? Es klingt m. E. zu „weich“ für das Töten und Getötetwerden im Krieg. Für „Opferbereitschaft“ gilt das auch.

Ich gestehe, dass ich mich derzeit nicht abschließend zu dieser Frage der Begrifflichkeiten äußern kann. (Die Politik bzw. Lösungsmöglichkeiten für diesen Konflikt stehen auf einem anderen Blatt!) Doch ich möchte einen Kommentar empfehlen, der mir beim Nachdenken hilft:

www.dradio.de/dlf/sendungen/kommentar/1160281/

Ich freue mich über weitere hilfreiche Kommentare.

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Apr 11 2010

Das Spiel der Unverfrorenen

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Tue Böses und verdiene daran! Das funktioniert und ist momentan angesagt. Sich darüber zu empören ist uncool. „Alles klar“ ist der Schlachtruf und: „Immer schön locker bleiben!“

Man kann sich beispielsweise anmaßen, mit gefälschten Papieren als angeblicher Arzt Patienten zu behandeln und wird anschließend in Talkshows eingeladen. Wo niemand zu Schaden kam, liegt der Schluss nahe, um das Medizinstudium wird viel zu viel Trara gemacht. Arzt-Sein ist gar nicht so schwer. Wissenslücken lassen sich kaschieren, weil die Kollegen in der Klinik eh immer mit im Boot sind. Und wer weiß, wer alles eine Zulassung als Landarzt bekommt, wenn die dünne medizinische Versorgung in ländlichen Gegenden noch besorgniserregender wird?

Man kann aber auch nach einer aktiven Gewaltphase abwarten, bis alle Straftaten verjährt sind, und dann ein Buch über sein Doppelleben schreiben, was ebenfalls die Türen von Talkshows öffnet. Gut verkauft sich die Kombination „Polizist/Hooligan“. Ich kann mir aber auch Priester/Porno-Fotograf vorstellen.

Man kann auch als Führungskraft ungeniert Gier und Unzulänglichkeiten ausleben – die Konsequenzen tragen andere. Die Welt ist vergesslich, der Bonus bleibt gewiss, arbeitslos werden immer nur die schwächsten Glieder in der Kette.

Speziell als Frau muss ich natürlich eine Nische in diesem Spiel der Unverfrorenen finden. Während ich noch emsig nach ihr suche, erfahre ich von einer Nachbarin, dass sie unverhohlen klaut.  Sie brüstet sich damit, eine gekaufte CD zu kopieren und anschließend bei Ebay wieder zu verhökern.

Von überall her kommen also Anregungen, wie man sich illegal Vorteile verschafft und damit hoffähig wird. Medien sollen das eigentlich anprangern, darüber zur Abschreckung berichten. Schön ist auch, wenn es den Tätern leid tut, was sie verbrochen haben. Da schöpft man Hoffnung, denn es ist eine Entwicklung ablesbar.

Aber nein, Reue ist auch nicht mehr garantiert! Der Polizist/Hooligan empfindet jedenfalls keine, denn er ist ja in sein Doppelleben „hineingeschlittert“, was er in einem Buch der breiten Öffentlichkeit offeriert. Er macht von sich nicht zuletzt deshalb reden, weil er einen guten Dreh fand, sich aus seiner Vergangenheit herauszuwinden. Nahezu schmerzfrei herauszuwinden – wie wir glauben sollen.

So hasten wir von Erschrecken zu Erstaunen, alles wird niedlich und bedarf kaum einer Sühne. Soll hier die gerne zitierte Sensationslust bedient werden? Man kann zusehen, wie sie sich abnutzt. Der andere Effekt: Diese Kavaliersdelikte, die in Wirklichkeit keine sind, verwischen das Unrechtsbewusstsein schlechthin. Nur deshalb muss man sie beachten, diese laue Berichterstattung von Machenschaften, die entschieden bestraft gehören! Und über Gegenstrategien nachdenken.

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Dez 16 2009

Diagnose “altersbedingt” ist unwürdig!

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

Was mache ich mit 85, wenn mir mein Arzt auf gewisse Beschwerden antwortet: „Für so ein langes Leben ist der Mensch nicht ausgelegt“? Blicke ich schuldbewusst, weil ich den Termin für rechtzeitigen Selbstmord verpasst habe? Versetze ich ihm einen Kinnhaken, damit er merkt, wie viel Saft noch in mir steckt?

Wenn Ärzte keinen Rat wissen, sollten sie doch lieber schweigen, als beleidigend zu schwafeln! Gemein ist es alten Menschen gegenüber, wenn Mediziner viele Worte machen, dabei undeutlich, schnell und leise sprechen. Das beunruhigt das Gegenüber, falls es schlecht hört oder sich nicht so schnell auf den Redeschwall/Jargon einzustellen vermag!

Drei Fragen sollten sich Senioren zurecht legen, falls ihr Behandler ihnen hilflos, verworren oder sonst wie unerreichbar für ihr Anliegen vorkommt:

1)      Herr/Frau Doktor, würden Sie Ihrer eigenen Mutter den selben Rat geben?

2)      Herr/Frau Doktor, würden Sie das Medikament selbst einnehmen oder eine Alternative wählen?

3)       Sie sagen, es handle sich um einen Routine-Eingriff – für wen bitte schön?

> Ärzte, glaubt mir: die alten Menschen haben genug von der Diagnose „altersbedingt“! Es gibt intelligentere!

> Ärzte, glaubt mir: ein alter Mensch merkt, wenn er veräppelt wird, wenn Rat- oder Interesselosigkeit verschleiert werden soll!

>> Keine Frage, liebe Ärzte: Auch Ihr werdet mal alt. Und dann ärgert Ihr Euch schwarz, wenn Ihr den Frust ausbaden sollt, den das Gesundheitssystem verursacht – nur weil Ihr alt seid!

– – – > Man kann so schlecht intervenieren, wenn es den eigenen Vater betrifft, weil das Folgen haben könnte bei weiteren Arztkonsultationen, die er allein unternehmen muss. Wir Jüngeren sollten aber in unser aller Interesse nach Einflussmöglichkeiten auf die Medizinerausbildung suchen. Denn in der „Kommunikation“ werden die Studenten/Studentinnen immer noch nicht genug geschult!

Zum Weiterlesen (über die Kälte des Medizinbetriebs in Kliniken): “Der Tod ist nicht vorgesehen” von Pauline W. Chen. Herder Verlag – Eine junge Ärztin beschreibt ihren Weg, hinterfragt technologiegläubige Entscheidungen, Routinen und die Haltung den Patientinnen und Patienten gegenüber. (Beim Verlag vergriffen, im Internet aber noch zu haben.)

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Dez 08 2009

Vom grünen Eisbär und der Holschuld

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

Stellen Sie sich vor, Ihr Nachbar hat vor zwei Stunden einen grünen Eisbären mit Geweih gesehen. Keine 30 Meter von seinem Grundstück entfernt. Ihnen ist der Anblick entgangen, denn Sie waren zu diesem Zeitpunkt beim Einkaufen. Nun kommen Sie nach Hause, haben ihrem Nachbarn ein Kilo Äpfel mitgebracht und klingeln bei ihm.

Was geschieht? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Entweder der Nachbar erzählt, was er gesehen hat oder er schweigt. Wenn er schweigt, würden Sie dann fragen: „Hast Du heute einen grünen Eisbären gesehen?“ Nein! Wie kämen Sie darauf, dass so etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein könnte? Sollte der Gesichtsausdruck des Nachbarn vermuten lassen, dass etwas Ungewöhnliches geschehen ist, würden Sie allenfalls fragen: „Wie war Dein Tag? Ist was passiert?“

Die Nachrichtensprecherin im Fernsehen weiß immer mehr, als sie sagt, Zeitungsmacher müssen ebenfalls eine Nachrichtenauswahl treffen. Was in der Sendung oder in der Zeitung nicht unterkommt, danach fragt schließlich auch kaum ein/e Mediennutzer/in. Redaktionen sind Gatekeeper. Nur sie können im Auge behalten, was nicht an die Öffentlichkeit gelangt und ggf. nachhaken, was daraus geworden ist.

In diesem Sinne haben Medien eine Bringschuld. Die Holschuld des Bürgers besteht darin, sich die Informationen zugänglich zu machen, die auf dem Markt kursieren. Also die Zeitung zu kaufen oder das Radio bzw. den Fernseher einzuschalten.

Neuerdings wächst die Holschuld. Es gibt kaum mehr einen Beitrag im Radio oder im Fernsehen, der nicht aufs Internet verweist, wo weiter führende Informationen abrufbar sind. Printmedien machen es ebenso. Entlastet das die Redaktionen von dem Druck, eine Auswahl treffen zu müssen? Für ihre Bringschuld gibt es sozusagen ein „Schlupfloch“: Wer mehr erfahren möchte, kann sich ja des Internets bedienen …

Wer ist in diesem System der “grüne Eisbär”. sprich die Außergewöhnlichkeit schlechthin? Richtig: der Mensch ohne Internetzugang. Ja, es gibt ihn! Hoffentlich behalten die Medienschaffenden diese Spezies im Auge! Beispielsweise jene, die sich im vorgerückten Alter an keinen PC mehr gewöhnen möchten. Oder jene, die schlicht die Kosten für die Nutzungsgebühren nicht aufbringen können. Sie alle werden ausgespart, wenn es um die schnell dahin gesagte Verfügbarkeit des großen Informationenpakets im WWW geht, das die Massenmedien als Fundgrube anpreisen.

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