Dez 16 2009
Diagnose “altersbedingt” ist unwürdig!
Was mache ich mit 85, wenn mir mein Arzt auf gewisse Beschwerden antwortet: „Für so ein langes Leben ist der Mensch nicht ausgelegt“? Blicke ich schuldbewusst, weil ich den Termin für rechtzeitigen Selbstmord verpasst habe? Versetze ich ihm einen Kinnhaken, damit er merkt, wie viel Saft noch in mir steckt?
Wenn Ärzte keinen Rat wissen, sollten sie doch lieber schweigen, als beleidigend zu schwafeln! Gemein ist es alten Menschen gegenüber, wenn Mediziner viele Worte machen, dabei undeutlich, schnell und leise sprechen. Das beunruhigt das Gegenüber, falls es schlecht hört oder sich nicht so schnell auf den Redeschwall/Jargon einzustellen vermag!
Drei Fragen sollten sich Senioren zurecht legen, falls ihr Behandler ihnen hilflos, verworren oder sonst wie unerreichbar für ihr Anliegen vorkommt:
1) Herr/Frau Doktor, würden Sie Ihrer eigenen Mutter den selben Rat geben?
2) Herr/Frau Doktor, würden Sie das Medikament selbst einnehmen oder eine Alternative wählen?
3) Sie sagen, es handle sich um einen Routine-Eingriff – für wen bitte schön?
> Ärzte, glaubt mir: die alten Menschen haben genug von der Diagnose „altersbedingt“! Es gibt intelligentere!
> Ärzte, glaubt mir: ein alter Mensch merkt, wenn er veräppelt wird, wenn Rat- oder Interesselosigkeit verschleiert werden soll!
>> Keine Frage, liebe Ärzte: Auch Ihr werdet mal alt. Und dann ärgert Ihr Euch schwarz, wenn Ihr den Frust ausbaden sollt, den das Gesundheitssystem verursacht – nur weil Ihr alt seid!
– – – > Man kann so schlecht intervenieren, wenn es den eigenen Vater betrifft, weil das Folgen haben könnte bei weiteren Arztkonsultationen, die er allein unternehmen muss. Wir Jüngeren sollten aber in unser aller Interesse nach Einflussmöglichkeiten auf die Medizinerausbildung suchen. Denn in der „Kommunikation“ werden die Studenten/Studentinnen immer noch nicht genug geschult!
Zum Weiterlesen (über die Kälte des Medizinbetriebs in Kliniken): “Der Tod ist nicht vorgesehen” von Pauline W. Chen. Herder Verlag – Eine junge Ärztin beschreibt ihren Weg, hinterfragt technologiegläubige Entscheidungen, Routinen und die Haltung den Patientinnen und Patienten gegenüber. (Beim Verlag vergriffen, im Internet aber noch zu haben.)