Archiv für die Kategorie 'Alltag'

Apr 24 2015

Feststecken – und dann zum Coach

Autor: . Abgelegt unter Alltag

Petra Leutbecher hilft Leuten, die feststecken. Wir fragten sie nach ihren Begegnungen und was ihre Arbeit reizvoll macht.
Frage: Was muss ich mitbringen, wenn ich mich an Sie wende?
Petra Leutbecher (PL): Mut zur Veränderung. Neugier auf das Danach, wenn die Hürden, die jetzt noch blockieren oder abschrecken, überwunden sind.
Sie coachen auch Schüler. Kommen die aus eigenem Antrieb oder werden die von den Eltern gebracht?
PL: Kinder sind von Natur aus wissbegierig. Wenn es mit dem Lernen nicht klappt, ist das eine Störung. Das empfinden sie sehr wohl. Ich nehme niemand ins Coaching, der nur fremdbestimmt anklopft, aber nicht wirklich selbst weiterkommen will. Das würde auch gar nicht funktionieren.
Was fragen Sie beispielsweise einen Schüler, den Mathe anödet?
PL: Ziele sind wichtig. Will er die Erfahrung machen, dass Mathe auch spannend sein kann? Was hält ihn davon ab, diese Erfahrung einzuleiten? Stimmt die Chemie zwischen ihm und dem Lehrer nicht? Oder haben ihn Misserfolge entmutigt?
Sie sind IPE-Kinder- und Jugendcoach. Wofür steht das IPE?
PL: Ich verwende die Methoden des Instituts für Potential-Entfaltung. Entwickelt hat sie Daniel Paasch, selbst Vater von vier Kindern. Mittels verschiedener Techniken wird versucht, die beiden Hirnhälften so zu beeinflussen, dass sich die Blockade löst und die Tür aufgeht für Neues.
Also nicht nur analysieren und motivieren mit Worten?
PL: Stimmt. Es müssen tiefere Schichten stimuliert und neu ausgerichtet werden.
Gilt das auch für Erwachsene?
PL: Ja.
Warum wollen sie gecoacht werden?
PL: Das ist sehr unterschiedlich: Burnout, Mobbing, Work-Life-Balance, Lebensumbrüche, Unzufriedenheit und Antriebslosigkeit, Eheprobleme …
Wie findet man den richtigen Coach?
PL: Ich rate grundsätzlich, sich mehrere Coaches anzusehen und dann nach dem Bauchgefühl die Wahl zu treffen.
Ist es nicht manchmal strapaziös, ständig mit frustrierten Menschen zu arbeiten? Was macht Ihre Arbeit reizvoll?
PL: Die Lernerfahrung. Als Coach muss man sich selber einschätzen lernen und seine Energie einteilen können. Daher ist es auch nicht möglich, den ganze Tag Coachings – sozusagen eines nach dem anderen – durchzuführen. Man muss lernen, eine professionelle Distanz im Gespräch zu wahren.
Welche Erfahrung sollte sich möglichst nicht wiederholen?
PL: Ich erlebe öfter, dass Kinder oder Jugendliche das Coaching gut annehmen, aber die Eltern eigentlich auch mal einige Stunden kommen sollten, es aber leider nur in den seltensten Fällen tun. Das finde ich manchmal frustrierend. Die Kinder sollen geändert werden oder sich ändern, aber die Eltern bleiben in der „alten“ Schiene.
Welche Begegnung hat Sie am meisten beeindruckt?
PL: Beeindruckende Begegnungen habe ich immer wieder. Gerade mit Jugendlichen, die schon mit 13, 14 oder 15 ausgeprägt reflektiert sind und die Dinge rasch auf den Punkt bringen können. Da macht Arbeit Spaß, und wir Erwachsenen können uns davon oft eine Scheibe abschneiden.
Was wäre für sie der „Stein des Weisen“?
PL: Wenn man auch im Coaching sofort wüsste, was „1-2-3“ hilft, denn manchmal braucht es ein wenig, um wirklich herauszufinden, wo die Uhrsache liegt und wie man diese lösen kann.
Danke für dieses Gespräch!
Wie angekündigt setzten wir die Reihe der Interviews in unregelmäßiger Folge fort.

N ä c h st e   T h e m e n :

>> Recht & Gesetz – auch Autoren müssen sich absichern

>> Wie funktioniert das innere Korsett, das Frauen bremst?

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Mrz 30 2015

Flugzeug zerschellt – Seele als Mysterium

Autor: . Abgelegt unter Alltag

Da steuert einer ein Flugzeug gegen eine Felswand und nimmt zig Menschen mit in den Tod. Als erstes fragt man, ob es einen terroristischen Hintergrund gibt. Dann taucht man in die Vergangenheit des Mannes. Und siehe da, man findet psychische Auffälligkeiten bis hin zu Suizid-Absichten. Und wieder stehen wir vor einem Rätsel, weil in unserer perfektionistischen Welt die Seele ein Mysterium ist, die zwar DichterInnen besingen, die aber nicht krank sein darf.

Bei aller Erschütterung über die Flugzeugopfer hoffe ich, dass nicht hängen bleibt: psychisch labil, also gefährlich für die Allgemeinheit! Wie in diesem Blog immer wieder geschrieben, muss man psychisches Leiden immer noch verstecken. Trotz des großen Schreckens angesichts prominenter Selbsttötungen (wie z. B. der von Robert Enke 2009). Was tabuisiert wird, verunsichert, macht Angst. Den Depressiven wäre auch ein Beinbruch lieber. Sie würden mit weniger Misstrauen kämpfen müssen.
Machen wir also Schluss mit dem Unterschied zwischen körperlichem und psychischem Leiden. Vielleicht verhindert auch das Katastrophen.

Zu dem erschütternden Flugzeugunglück haben sich viele Menschen Gedanken gemacht. Darunter die Expertin für Hochsensibilität, Mona Suzann Pfeil. Hier der Link zu ihrem Blickwinkel:
http://monasuzann.blogspot.de/2015/03/mehr-offenheit-im-arbeitsleben-meine.html

Zum Umgang der Presse mit Katastrophen fand ich dieses Bekenntnis, das die Schwächen der Zunft sehr eindringlich darstellt: http://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/209/ich-bin-die-ratte-2810.html

N A C H T R A G :    Die “Stellungnahme zum Absturz von Flug 4U9525” der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) ließ nicht lange auf sich warten. Am 2. April warnte sie unter anderem: >>Die stigmatisierende Wirkung der Meinungsbildung über die möglichen Gefährdungen durch Menschen mit psychischen Erkrankungen wird in den letzten Tagen durch Stimmen aus der Politik noch verschärft. Führende Politiker fordern, die ärztliche Schweigepflicht für den Fall zu lockern, dass Patienten mit psychischen Erkrankungen in verantwortungsvollen Positionen sind.<< Die vollständige Erklärung ist hier zu finden:  >hier klicken<

Wichtig: Die Entwicklung dieses Themenfeldes weiter beobachten!

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Mrz 08 2015

Honig im Kopf – Mama federt das ab

Autor: . Abgelegt unter Alltag

„Honig im Kopf“ macht seit 25.12.2014 in deutschen Kinos darauf aufmerksam, dass Menschen mit Alzheimer-Erkrankung viel Aufmerksamkeit und Zuwendung brauchen, anstatt lieblos abgeschoben und ruhig gestellt zu werden. (Für welchen Kranken trifft das nicht zu?) Wikipedia bezeichnet den Film als Tragikomödie, ich finde, er ist ein modernes Märchen.

Ich solle Taschentücher ins Kino mitnehmen, wurde ich im Vorfeld instruiert. Doch so anrührend vereinzelte Sequenzen auch sein mögen: Abwechslungsreichtum ist das Plus des Films, der langsames Erzählen gut mit flott inszenierten Ereignissen kombiniert. Insgesamt lebt der Film von originellen Übertreibungen zum Amüsement des Publikums. Schließlich hat ihn ja Till Schweiger produziert, der auch Regie führte, am Drehbuch mit schrieb und eine der Hauptrollen spielte. Die schauspielerischen Leistungen von Emma Schweiger (Tochter von Till; im Film spielt sie die Enkelin, die intuitiv und klug alles richtig macht) und Dieter Hallervorden (vollendet Anfang September 2015 sein 80. Lebensjahr) verdienen wirklich Applaus, denn sie überzeugen auf eindringliche Art, ohne dabei auch nur im Mindesten angestrengt zu wirken. Das ist schon viel für einen Unterhaltungsfilm, der so viele Leute anzieht.

Dennoch fiel bei der „Moral von der Geschicht“ viel Begeisterung von mir ab: Um die Herausforderung zu meistern, mit einem Alzheimer-Erkrankten unter einem Dach ohne größere Katastrophen (einmal Kuchenbacken und fast wäre das Haus in Brand geraten) über die Runden zu kommen, beschloss die Gattin, Mama und Schwiegertochter, ihren Job, an dem sie hängt, zu kündigen und sich um die Lieben daheim zu kümmern. Besonders schnuckelig ist der Umstand, dass sie sich angesichts dieser Weichenstellung mit ihrem Mann versöhnt (incl. tönend lustvoll vereinigt) und neun Monate später einem Sohn das Leben schenkt.

Ich will mich jetzt nicht darüber verbreiten, dass mit dem Wort „Liebe“ manchmal einfach zu dick aufgetragen wird in diesen fast 140 Minuten oder dass Sex-Anklänge in witziger Form zwar einerseits nett sind und entkrampfen können, die Nähe zum Klischee aber offenbar niemanden gekümmert hat. All das Ausgesparte, das zwischen Job-Entsagung der einst erfolgreichen Werbe-Fachfrau und dem Tod des Großvaters liegt, unterstreicht ja, dass es sich gewollt und augenzwinkernd lediglich um ein weich zeichnendes Märchen im weitläufigen Umfeld von neurodegenerativer Demenz handeln kann. Doch wenn es schon ein Märchen ist, dann hätte ich auch gerne den Sohn mit im Boot, der nämlich selbständig ist und souverän über sein Zeitbudget bestimmen kann – im Gegensatz zu seiner Frau, die per Arbeitsvertrag gebunden ist und kündigen muss, wenn sie ihre Zeit flexibler einteilen will.

Also wenn schon MÄRCHEN, dann bitte doch so, dass Mann und Frau sich die Backstage-Arbeit teilen. Mit der Konsequenz, dass Arbeitgeber das mittragen – in welcher Form auch immer, aber keinesfalls ein Anstellungsverhältnis aufgelöst werden muss.

Und wenn ich gelegentlich ein Märchen über die Alzheimer-Erkrankung erzähle, führe ich als Gegenpol zu diesem leidvollen Schicksal an, dass wir alle der zeitgenössischen Norm entsprechen müssen und wollen, uns entsprechend verhalten und kontrollieren, um in jeder Sekunde perfekt zu sein. Und dass diese Erkrankung, benannt nach ihrem Entdecker Alois Alzheimer, dieser vorordneten und angestrebten „Unfehlbarkeit“ ein Schnippchen schlägt, gegen das Betroffene und deren Umfeld machtlos sind. Als würde die Natur – wie immer – für einen Ausgleich sorgen.

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Feb 10 2015

Kinderbücher immer einschlägiger: Zartes für Mädchen, Hartes für Jungs

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Kultur,Literatur

Klischees im Kinderbuch: Börsenblatt-Spezial analysiert Zunahme von Stereotypen *+
PM.* Die Gleichberechtigung in Sachen Kinderbuch scheint auf dem Rückzug zu sein. “Seit mehreren Jahren beobachte ich, dass das Angebot der Verlage, aber auch die Nachfrage durch Kunden mehr und mehr den Geschlechtertypen entspricht”, bestätigt Susanne Lux von der Mainzer Buchhandlung Nimmerland im Gespräch mit dem Börsenblatt. In der aktuellen Spezial-Ausgabe zum Thema Kinder- und Jungendbuch betreibt die Redaktion Ursachenforschung. Lektorin Katja Massury aus dem Fischer Verlag bringt das Ergebnis mit einem Hinweis auf die Doppeladressierung von Kinderbüchern auf den Punkt: “Natürlich versucht man, mit der Aufmachung eine Kundschaft zu bedienen, die sich stark an Rollenbildern orientiert. In der Kinderliteratur kaufen ja nicht die Leser das Buch, sondern ihre Eltern, Tanten und Großeltern.”

Um die Entwicklung des Trends zu verstehen, hilft ein Blick zurück in die 1980er Jahre. Im Zuge der Emanzipation sorgten damals viele sensibilisierte Verlage und Autoren für mehr Gleichberechtigung im Kinderbuch. “Nachdem der Ruf nach starken Mädchengestalten laut wurde, wurden neue Charaktere wie Christian Bienieks “Karo Karotte” bewusst für Mädchen geschaffen”, erinnert sich Susanne Lux. Das hätte allerdings zur Folge gehabt, dass nach zehn Jahren die spannenden, aufregenden Hauptfiguren alle Mädchen waren. “Und das Erstaunen war groß, dass die Jungen das Lesen quasi einstellten, weil es nichts Interessantes für sie gab. “Wir brauchen Jungenliteratur!” war die Antwort, so die Buchhändlerin.

Heute stehen die Buchhändler mit ihren Kunden oftmals vor geteilten Kinderbuchregalen: Blau für die Jungs, rosa für die Mädchen. “Käufer fühlen sich oft auf der sicheren Seite, wenn sie in der Buchhandlung nach einem Lesetipp für einen Jungen fragen und dann ein Buch in die Hand gedrückt bekommen, das deutlich zuzuordnen ist” berichtet Katja Massury. Allerdings rege sich auch bei den Eltern mehr und mehr Widerstand gegen die typische Zuordnung nach Prinzessin oder Ritter, wie Lektorin Tatjana Kröll von Knesebeck zu bedenken gibt. Deshalb lege man laut Britta Kierdorf, Sprecherin von Ars Edition, Wert auf einen Programmmix mit neutralen Titeln und Büchern, die Rollenklischees bewusst brechen. Jenseits aller konzeptionellen Überlegungen sind aber vor allem die Verkaufszahlen ein entscheidendes Kriterium, an dem Verlage nicht vorbeikommen, erklärt Kathy Heyer, Programmleiterin für das Coppenrath Kinderbuch: “Die letzten Jahre haben gezeigt, dass im Abverkauf insbesondere in der Altersstufe bis elf Jahre vermeintlich stereotyp gestaltete Titel gewinnen.”

Mit einem Anteil von 17,4 Prozent am Gesamtumsatz bildete das Kinder- und Jungendbuch laut GfK Entertainment im vergangenen Jahr das zweitstärkste Segment des deutschen Buchhandels. (*PM ist die Abkürzung für Pressemitteilung. Diese kommt vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. )

*+ Dieser Blog ist weiterhin journalistisch unabhängig und niemandem verpflichtet, kann gelegentlich jedoch interessanten Presse-Mitteilungen nicht widerstehen – zuletzt zum Beispiel am 27.9.2013 > Mezis-Ärzte gegen Korruption – Gesetzgebung wachsam beobachten! von >> Mezis. Die Abkürzung steht für „Mein Essen zahl ich selbst – Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte“.

In naher Zukunft werden hier auch Experten zu Wort kommen – Interviews sind verabredet, Statements wie das von Jutta Bender, Psychologin und Trauerrednerin, bleiben vorerst die Ausnahme.

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Dez 27 2014

Pillen eckig, länglich, rund – Hauptsache, sie unterscheiden sich deutlich!

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

Die Pharma-Industrie ist kein rundum verlässlicher Partner. Es geht zwar nur um „Äußerlichkeiten“, aber die können schnell eine unliebsame Wirkung haben. Wie sehen Pillen aus? Farbe, Form, Größe? Nie hätte ich gedacht, dass mich das mal interessieren würde!
Aber von vorn. Man ist ja bei dauerhaftem Medikamentenbedarf so einiges gewöhnt. Wenn man zufrieden ist mit der medikamentösen Einstellungen durch den Arzt oder die Ärztin des Vertrauens, ist schon mal eine gute Basis erreicht. Dankbar für das Versicherungssystem, das in Deutschland die zugelassenen Wirkstoffe bezahlt, die vor einem frühen Siechtum oder Tod bewahren. Da darf die Krankenkasse (sprich die Versichertengemeinschaft) auch erwarten, dass man beim Sparen mithilft und sich flexibel zeigt, wenn günstige Verträge mit den Pillenherstellern den Abschied vom gewohnten Pillenproduzenten bedeuten. Ein bisschen Flexibilität des Einzelnen bedeutet großen Vorteil für alle. So dachte ich bisher.
Lange klappte das hervorragend. Dann plötzlich ähnelten sich zwei der Pillen. Meine Brille war aber noch gut genug. Trotzdem: Risiko-Potential! Bald löste sich die Konstellation aber wieder auf, weil andere Verträge wieder ein anderes Pillen-Outfit bedeuten.
Zwischendurch hatte ich eine herzchenförmige, eine längliche (mit zwei Rillen bequem in drei Teile spaltbar) und eine runde, rosa Pille zu nehmen. Weil abends nur ein halbes Herzchen fällig war, nahm ich es für selbstverständlich, dass sich diese Pille gut brechen ließ. Mit dem übernächsten Rezept wurde leider alles anders: kein Herzchen mehr, dafür eine weiße Mini-Pille, die sich bei der notwendigen Teilung widersetzte und häufig in mehrere Splitter zersprang. Splitter wegwerfen? Hat die Sparpolitik das beabsichtigt? Oder schlampige Einnahme, weil da mal ein Eck fehlt und dort was zu viel ist?
„Aut-idem“ wähnte ich als Zauberwort, gab also in der Arztpraxis an, welcher Hersteller bisher das „umgänglichste“ Präparat hatte. Zurück zum Herzchenhersteller, auch wenn der nicht mehr der billigste war. Ironie des Schicksals: er hatte die Form umgestellt: weiß, klein, aber wenigstens nicht mini.
Nicht nur dem Herzchen trauere ich nach. Die längliche Pille gibt es von dem Hersteller mit der neuen Vertragsbindung nur noch rund. Damit sieht sie jener zum Verwechseln ähnlich, die bisher rosa war und nun weiß ist. Ingesamt stehe ich vor drei weißen Pillen. Die kleinste verlangt mir das Kunststück ab, sie zu teilen (s. o.), die größere sieht ihr zum Verwechseln ähnlich und die große kann ich nur noch halbieren und nicht mehr in drei Stücke teilen. Geht man so mit mündigen Patienten um?
Fazit: es gibt zu viele Pharma-Firmen, die den gleichen Wirkstoff anbieten, die immer neue Vertriebsformen wählen und mit ihrer Wettbewerbspolitik alles andere als günstig auf den Markt einwirken.

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Dez 12 2014

Wenn der Weihnachtsrummel schwer zu verkraften ist, weil ein Verlust alles verdüstert

Autor: . Abgelegt unter Alltag

Jutta Bender, Psychologin und Traueragogin, hat jahrelange Erfahrung in Trauerbegleitung. Sie findet es wichtig, dass jene Menschen in der (Vor-) Weihnachtszeit nicht beiseite gedrängt werden, die sich ganz und gar nicht auf den Festtagsrummel einlassen können, weil sie belastet sind, sich wehmütig fühlen – kurz: einen Verlust zu betrauern haben. Dazu schrieb sie einen Text, der nachdenklich stimmt:
>> Frohe Weihnachten: Ich kenne keine aktuelle Statistik, aber was mir tagtäglich begegnet, sind Menschen die auf Weihnachten gern verzichten würden. Sind es gar schon mehr als jene die sich freuen?
Was ist damit gemeint – auf Weihnachten verzichten? Manche mögen den erbärmlichen Kitsch nicht mehr sehen. Die alten Lieder, die vielleicht mit schönen Erinnerungen verbunden sind, tun weh; die neuen Songs noch mehr, weil es für viele das nicht gibt, was da „geschnulzt“ wird. Und doch schallt es aus allen Röhren! Womöglich ganz alleine unterwegs möchte man dem unheiligen Weihnachtsbusiness und Heilig-Morgen-Besäufnis in den Städten nur entfliehen!

Doch was anfangen, mit den langen, dunklen Stunden, wenn man alleine ist, oder sich, egal wer da ist, alleine fühlt. Was tun, wenn das Herz so weh tut.

Was ist passiert? Ein lieber Mensch ist gestorben, oder einfach weggegangen? Leib und Seele sind geschwächt? Die Arbeit ist verloren, die Freunde auch? (…)

Und gerade dies beschreibt Weihnachten, (eigentlich) – nämlich, dass es immer wieder Licht wird, dass es Hoffnung gibt, dass gerade in der dunkelsten Nacht, (der Weihenacht) das Licht geboren wurde.
Ich wünsche dir, dass du trotz trauriger Stunden doch wieder mehr Licht spüren wirst.
Ich wünsche dir, dass du es zulassen kannst, den Funken einzufangen.
Für das neue Jahr wünsche ich dir dass für dich ganz viele Sterne leuchten und jeden Tag die Hoffnung wächst. Und – falls es verloren war, dass das Vertrauen in dich selbst wieder geboren wird.
Und wenn es dir gut geht, dann schauen mal nach, ob du jemand die Hand reichen kannst, der sich vor Weihnachten fürchtet. <<

Die Verfasserin ist zu finden unter > http://www.bender-psychologie.de/

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Mrz 10 2014

Vielworterei und andere Unhöflichkeit

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

Rabatt für Freundlichkeit – darüber berichtete heute die Landesschau Baden-Württemberg vom Stuttgarter Karlsplatz. Ein Kaffee-Verkäufer hatte die pfiffige Idee, seine Preise hochzusetzen, um dann aber auf das Zauberwort „bitte“ zwei Euro Nachlass zu gewähren. Dazu wurde mit einem Euro belohnt, wer das Gegenüber hinter der Theke mit einem „hallo“ begrüßte.

Das muffige Deutschland hat so was anscheinend nötig. Zufällig befragte Passanten sagten in Mikrofon und Kamera, sie fänden das gut. Man sollte insgesamt viel freundlicher miteinander umgehen.

Mich erinnerte das an die kurze Phase in meiner Kindheit, in der ich die Welt nach überflüssigen Worten durchforstete und diese von nun an weglassen wollte. Plötzlich sagte ich nicht mehr „guten Morgen“, denn was hätte das schon bewirken können. Meine Mutter guckte zwar indigniert, übersah meine Maulfaulheit aber großzügig. Als ich nach mehreren Tagen nicht gesprächiger wurde, lautete die These, ich sei eingeschnappt und würde auch wieder „ausschnappen“.

Das geschah auch bald, dennoch ist „small talk“ eine Kunst, für die ich ziemlich spät zu üben begann, denn in meinem Beruf als Journalistin entfielen alle Füllworte. Alles sollte kurz, knapp, eben „knackig“ sein. Sprache als Gleit- oder Schmiermittel – wie bei Moderationen geboten – lernte ich erst, als ich in Vorträgen darauf aus war, Aufmerksamkeit für ein Thema zu gewinnen. Sprache blieb für mich aber zuvorderst Transportmittel für Informationen, und noch heute unterschreibe ich die Maxime: Man hat eh genug damit zu tun, das Wesentliche zu erfassen und zu verarbeiten. Und Zeitungspapier ist teuer (und schwer, schönen Gruß an die AusträgerInnen!), man hat nicht unendlich viel Platz, um sich zu verbreiten.

Doch es gibt auch die umgekehrte Unhöflichkeit – zu viele Worte. Damit meine ich jetzt nicht jene, die man unfreiwillig in der S-Bahn zu hören bekommt, weil alle Welt in Mobiltelefone plappert, was das Zeug hält. Auch nicht jene ZeitgenossInnen, die im Wartezimmer von MedizinerInnen ungefragt ihre Lebens- oder Leidensgeschichte auftischen. Nein, ich meine die veröffentlichte Vielworterei, die die Sinn-Erfassung erschwert.

Lange genug haben sie mich geärgert – die Pressemitteilungen, deren Betreff mit dem Wort “Pressemitteilung” beginnt. Die halbe Zeile ist damit verbraucht, und ich weiß immer noch nicht, worum es gehen soll in solchen e-Mails, die ja schnellstmöglich News unter die Leute bringen wollen. Seit letzter Woche lasse ich deren AbsenderInnen wissen, wie lästig das ist. Darauf erhielt ich sogar schon freundlich-positive Rückmeldungen!

Die Brisanz von News ausbremsen mit dem langweiligen Wort „Pressemitteilung“ – immer wieder wundert es mich, dass Profis das übers Herz bringen. Oder sind es gar keine Wort-Profis, die Pressemitteilungen verfassen, Öffentlichkeitsarbeit zu verantworten haben? Klar: immer noch gilt die irrige Meinung: schreiben kann jeder! Es stimmt ja auch – irgendwie. Aber wenn ich etwas in die Welt posaunen will, muss das doch nach allen Regeln des Metiers geschehen, sonst verschmutzt es doch nur die Kommunikationskanäle, ohne sein Ziel zu erreichen. Das möchte ich gerne zum Zwecke der Höflichkeit und Effizienz wieder ins Gedächtnis rufen. Denn alles andere ist Zeit- und Energieverschwendung!

Noch nicht entschieden habe ich mich, ob ich mein Sprachgefühl jenen Laien aufdrängen möchte, die in Internet-Foren den Platz für Nichtigkeiten in den Überschriften vergeuden, obwohl sie womöglich etwas Wichtiges kundzutun hätten. Sie posten unbedacht Headlines, bei denen sich mir die Fußnägel rollen. Weil alles Interesse schmerzhaft auf die Streckbank gezogen wird, als sei der/die LeserIn an einer Sado-Maso-Folter interessiert. Anstatt schnell das Thema erfassen zu können, wurstle ich mich durch unnötig viele Worte.

Was soll zum Beispiel das Wort „Einladung“ in der Rubrik „Aktuelle Veranstaltungen“? eine Veranstaltung, die ohne Gäste stattfinden soll, würde doch hier nicht gepostet – oder? Und wenn dann noch ein „Event“ angekündigt wird, wird es mir echt übel! Denn alles ist ein Event, nämlich ein Ereignis. Nur die Spezifizierung lockt wirklich: ist es eine Städtereise oder ein Yoga-Wochenende? Auch eine Trauerfeier ist ein Ereignis oder der Abschied vom allseits beliebten Hausmeister im Hallenbad.

Unspezifische Begriffe sind des Hasen Tod. Augen und Verstand suchen, finden aber leider viel zu oft kein Futter für Ihre Vorstellungskraft. Ein Kuss kann ein Ereignis sein, ein Konzert oder eine Kundgebung. Aber von einer Kundgebung würde mich auch nicht interessieren, dass sie stattfindet, sondern wer spricht! “Kundgebung zum Frauentag” das ist für mich kein Magnet! Wenn aber zu lesen ist “Rita Süßmuth analysiert Wohlstandsentwicklung am … (Datum) in … (Ort), stachelt das meine Neugier an und ich lese weiter.

Was für ein „Event“, wenn eine Schlagzeile mit der Tür ins Haus fällt – und peng, alle fesselt. Und wie schön, dass der Wink mit dem Zaunpfahl – wenn das kleine Wörtchen „bitte“ zwei symbolische Euro Wert wird – Sympathie auslöst!

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Feb 03 2014

Sonntagsruhe > Schab nix gemacht!

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Literatur

Leer werden ist sonntags das Ziel. Doch dann ist es ungewohnt, mit der Leere fertig zu werden. Was macht der Stift, wenn er nicht schreiben darf? Was macht das Internet, wenn es nicht besucht und ausgeforscht wird?

Auszeit. Zeit, sich Ungelöstes vorzunehmen? Ganz entspannt sich Denksportaufgaben hingeben … Etwa: Warum wird die Familie immer noch als höchstes Gut glorifiziert und andererseits missachtet, zu wenig unterstuetzt? Oder: Drogen legalisieren oder nicht?

Komisch – manche Fragestellungen beschäftigen mich schon seit meiner Jugend, als schon sehr lange. Das sind die, auf die es keine erschöpfenden Antworten gibt. Die eben genannten gehören dazu.

Aber auch neue Fragen tauchen auf und müssen offen bleiben. Zum Beispiel die nach den Kindern, die keinen Bock auf Konzentration haben, denen Schule und Lernen egal sind wie in dem Buch “Schab nix gemacht! Geschichten aus der Hauptschule” beschrieben. Ein Buch, das nachklingt – auch sonntags, wenn nix machen angesagt ist. Ja besonders dann, wenn die eigene kleine Welt in Ordnung ist, weil ja schwer vorstellbar ist, wie es mit den Kindern weitergeht, wie deren Welt in Ordnung kommen soll, wenn sie sich nix vom Schulstoff merken können.

Ich beneide den Autor Kai Lange, um sein Gemüt. Er hat seinen Schulalltag aufgeschrieben, ohne seine Schützlinge an den Pranger zu stellen – stark! Sie sind eben so. Trotz aller Bemühungen ihrer LehrerInnen. Es würde  nichts nützen, ihrer Defizite zu dramatisieren. Wie könnte man ihnen (noch mehr) entgegenkommen, damit sie als Erwachsene bestehen können? Oder drückt man schon zu viele Augen zu? Oder sind wir allgemein zu gleichgültig ihnen gegenüber, focussieren wir lieber andere Probleme?

Ja – diese Kinder erschleichen sich einen Platz in meiner Sonntagsruhe bzw. -leere. Wahrscheinlich muss noch oft über sie geschrieben werden, damit sie die Präsenz erreichen, die konstruktive Veränderungen dringend macht. An Stammtischen gibt es sicher Geschimpfe dazu. Aber sich ärgern hält nur auf in diesem Fall. (Wo sowieso schon zu viel Zeit unnütz verstrichen ist!) Leider fühlen sich alle meine Überlegungen zu diesem vielschichtigen Komplex (über den sicher schon Zigtausend philosophiert haben!) stümperhaft an. Deshalb: lieber schweigen. Der Tontopf wird das Thema bewahren. Und ich waere jetzt fast aus der Leere gekippt.

Kai Lange. “Schab nix gemacht! Geschichten aus der Hauptschule”. Knaur TB, 256 Seiten, 8,99 Euro, ISBN-13: 978-3426786215

Verlagstext:

Kai Lange, Hauptschullehrer im Ruhrgebiet, erlebt seit über zehn Jahren in Englisch, Erdkunde oder Deutsch den Teeniewahnsinn in Klassen, in denen 95 Prozent der Schüler einen  Migrationshinter-grund haben und sich kaum auf Deutsch ausdrücken können. Geschweige denn auf Englisch. Und die eine ganz klare Vorstellung davon haben, wo denn eigentlich genau ihre Heimatstadt Bochum liegt: „In der Nähe von Deutschland.“

Als Lehrer an einer Hauptschule kann man nur überleben, wenn man zwei Voraussetzungen erfüllt:  1. Man muss seine Schüler wirklich gern haben, 2. Man darf dem, was die Schüler den ganzen Tag treiben, nur mit Humor begegnen.

 

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Sep 27 2013

Mezis-Ärzte gegen Korruption – Gesetzgebung wachsam beobachten!

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

„Die letzte Flucht“, den Roman von Wolfgang Schorlau, habe ich in diesem Blog 2011 schon einmal erwähnt. Damals ging es um Krimis im Zusammenhang mit „Stuttgart 21“. Heute soll „Denglers sechster Fall“ eine Brücke schlagen den Verflechtungen zwischen Pharmaindustrie und ÄrztInnen. In Schorlauers Krimi – unterhaltsam, spannend, aufschlussreich – geht es um Korruption/Manipulation in der Azneimittel-Forschung und um ÄrztInnen, die sich bestechen lassen bzw. ihren Patienten nicht sagen, dass sie ihre Einkünfte aufbessern, indem sie für die Verordnung bestimmter Medikamente Zuwendungen von deren Hersteller erhalten. Das läuft unter „Anwendungsbeobachtung“ und ist ein Marketinginstrument, das den Absatz eines Mittels steigern hilft.

Wolfgang Schorlau hat in diesem Sachgebiet gründlich recherchiert, gibt seine Quellen sowohl im Buch als auch auf seiner homepage preis > http://www.schorlau.de/ Er listet nicht nur Materialien (Spiegel, ZDF u. a.) und Literatur auf, sondern auch „Wichtige Webseiten“. Eine davon führt zu http://www.mezis.de/ Mezis steht für „Mein Essen zahl ich selbst – Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte“. Sie ist Mitglied des Deutschen Ethikrates.

Abgesehen davon, dass man aufhorcht bei dem Namen der Initiative – denn wer glaubt denn nicht an die Unbestechlichkeit seines Arztes/seiner Ärztin!? – , kann man via Suchfunktion herausfinden, welche/r MedizinerIn in der näheren und weiteren Umgebung dieser Initiative angehört. Die Mezis-Webseite gibt auch Tipps, wie man als PatientIn zu mehr Transparenz hinsichtlich der Einflüsse der Pharmaindustrie gelangen kann.

Wir alle wünschen uns ein Gesundheitssystem, in dem nicht gemauschelt wird oder Vorteilsnahme darüber bestimmt, womit wir „verarztet“ werden. Hierzu ist der Gesetzgeber gefragt, der freilich auch hin und wieder tätig wird. Doch manche Meldung über diese komplizierten Vorgänge gehen in der Flut von Neuigkeiten unter oder sind so schwierig zu kommunizieren, dass sie nicht zum Endverbraucher gelangen.

So greife ich heute einen Aspekt heraus, der zeigt, 
dass es jüngst ein Gesetz fast geschafft hätte, 
ein Drei-Klassen-Strafrecht im Gesundheitssystem zu etablieren. 
Es wurde im Bundesrat abgelehnt, wovon ich über eine Pressemitteilung erfuhr:

 >> MEZIS tritt dafür ein, die Bekämpfung von Korruption für alle ÄrtzInnen gleichermaßen im Strafgesetzbuch zu verankern. Das sah das Präventionsgesetz, das am 20.9.13 im Bundesrat abgelehnt wurde, nicht vor. Es hätte nur bestechliche KlinikärztInnen ins Visier genommen, niedergelassene VertragsärztInnen hätten bei korruptivem Verhalten wie die Pharmaunternehmen, die Bestechungsvereinbarungen treffen, nicht bestraft werden können. Diese Ungleichbehandlung ist zunächst abgewendet.

Das von der schwarz-gelben Mehrheit im Bundesrat verabschiedete Präventionsgesetz sei als „zu kurz gegriffen einzustufen“, sagt Dr. Christiane Fischer, die ärztliche MEZIS-Geschäftsführerin. Es führte nämlich die Bekämpfung von Korruption im Sozialgesetzbuch V als „Nebenstrafrecht“ auf. Ein Antikorruptionsgesetz als Anhängsel an das Präventionsgesetz hätte die Bedeutung des Gesetzes zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen herabgesetzt. Die Verfolgung von korruptem Verhalten wäre massiv geschwächt worden.

Nun muss das Gesetz neu beraten werden, das Ende ist offen. Dr. Christiane Fischer unterstreicht: „Erst einmal ist es gut für die Patientinnen und Patienten, dass kein inakzeptables Drei-Klassen-Strafrecht geschaffen wurde. Hätte der Bundesrat zugestimmt, wären bei Korruption Klinikärztinnen und Klinikärzte nach dem Strafgesetzbuch, niedergelassene KassenärztInnen nach dem Sozialgesetzbuch und niedergelassene PrivatärztInnen gar nicht bestraft worden.“ „Ja und bei niedergelassenen KassenärztInnen, die auch PrivatpatientInnen behandeln, wäre die Situation noch undurchsichtiger geworden“,  ergänzt Vorstandmitglied Dr. Eckhard Schreiber-Weber.<<

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer der Appell, sich selbst im Web immer wieder zu Hintergründen vorzugraben und wachsam zu bleiben! 

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Sep 09 2013

Geschäftsgebaren sitzt im Knopfloch

Autor: . Abgelegt unter Alltag

Ich rufe bei meiner Frauenärztin an. Telefonische Rezeptbestellung kein Problem. Aber ich soll das Rezept abholen. Grob geschätzt sind das 17 km einfach, eine 55-Cent-Briefmarke ist billiger. „Ausnahmsweise“, sagt die Sprechstundenhilfe ein wenig widerwillig. Ob sie sich vergegenwärtigt, dass ich unlängst ihren Arbeitsplatz mit 100 Euro gesichert habe? So viel kostete nämlich der Ultraschall, den die Krankenkasse nicht bezahlt. Weil’s eben nur zur Vorsicht ist und nicht medizinisch notwendig.

Bei meinem Hausarzt bin ich übrigens dafür bekannt, dass ich ab und zu ein paar Briefmarken dalasse, damit man mir Überweisungen und Rezepte zusendet. „Sehr aufmerksam“ nannte mich die freundliche Frau am Empfang und meinte, ich gehöre zu den wenigen, die so was machen. Tja, so geht es auch.

Damit sind wir bei zwei Verbraucherthemen: Vorzimmer-Gebaren und Vorsorge.

Aber auch beim Bäcker sah es heute nicht gut für mich aus: Ob man das Brot (Bio, beste Qualität, keine Billigware) schneiden könne? „Nein, in der letzten Abverkaufsstunde schneiden wir grundsätzlich nicht mehr.“ Das war zwar mit einem Lächeln gesagt, aber so sehr ohne Bedauern, dass ich mir eine bissige Erwiderung verkneifen musste.

Im Laden war außer mir niemand, der hätte warten müssen, während mein Brot durch die Schneidemaschine gerattert wäre und insgesamt vielleicht zwei Handgriffe mehr erfordert hätte. Ich werde jedenfalls die nächsten Tage immer, wenn ich eine Scheibe von dem guten Brot esse, an dieses Verhalten denken.

Nach der unschönen Reaktion der Assistenin der Frauenärztin habe ich damals zwar überlegt, ob ich bei der nächsten Konsultation Briefmarken dalassen soll. Aber das Personal schichtet und wechselt – wenn man nicht dick auf meine Patientinnen-Akte „Marken-Vorschuss“ schreibt, muss ich beim nächsten Mal wieder mit einer abwehrenden Haltung rechnen. Vielleicht künftig lieber eine andere Praxis aufsuchen, auch wenn ich mit den ärztlichen Leistungen in jener zufrieden bin?

Die Haltung macht es nämlich. Die sagt „willkommen“ oder bringt Misstöne in den Kontakt. Ob beim Brot oder beim Arzt: Ich will nicht geherzt oder umarmt werden. Nur bitte eindeutig weniger hohes Ross und eine Spur weniger spartanisch. Entgegenkommen sitzt schon im Knopfloch, keiner muss sich krümmen oder dienern.

Und bitte lassen Sie sich das Wort “Abverkauf” auf der Zunge zergehen. Von Verkäuferin zu Käuferin wohlbemerkt! Wie viele Haare sträuben sich da?

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