Apr 24 2015
Feststecken – und dann zum Coach
Petra Leutbecher hilft Leuten, die feststecken. Wir fragten sie nach ihren Begegnungen und was ihre Arbeit reizvoll macht.
Frage: Was muss ich mitbringen, wenn ich mich an Sie wende?
Petra Leutbecher (PL): Mut zur Veränderung. Neugier auf das Danach, wenn die Hürden, die jetzt noch blockieren oder abschrecken, überwunden sind.
Sie coachen auch Schüler. Kommen die aus eigenem Antrieb oder werden die von den Eltern gebracht?
PL: Kinder sind von Natur aus wissbegierig. Wenn es mit dem Lernen nicht klappt, ist das eine Störung. Das empfinden sie sehr wohl. Ich nehme niemand ins Coaching, der nur fremdbestimmt anklopft, aber nicht wirklich selbst weiterkommen will. Das würde auch gar nicht funktionieren.
Was fragen Sie beispielsweise einen Schüler, den Mathe anödet?
PL: Ziele sind wichtig. Will er die Erfahrung machen, dass Mathe auch spannend sein kann? Was hält ihn davon ab, diese Erfahrung einzuleiten? Stimmt die Chemie zwischen ihm und dem Lehrer nicht? Oder haben ihn Misserfolge entmutigt?
Sie sind IPE-Kinder- und Jugendcoach. Wofür steht das IPE?
PL: Ich verwende die Methoden des Instituts für Potential-Entfaltung. Entwickelt hat sie Daniel Paasch, selbst Vater von vier Kindern. Mittels verschiedener Techniken wird versucht, die beiden Hirnhälften so zu beeinflussen, dass sich die Blockade löst und die Tür aufgeht für Neues.
Also nicht nur analysieren und motivieren mit Worten?
PL: Stimmt. Es müssen tiefere Schichten stimuliert und neu ausgerichtet werden.
Gilt das auch für Erwachsene?
PL: Ja.
Warum wollen sie gecoacht werden?
PL: Das ist sehr unterschiedlich: Burnout, Mobbing, Work-Life-Balance, Lebensumbrüche, Unzufriedenheit und Antriebslosigkeit, Eheprobleme …
Wie findet man den richtigen Coach?
PL: Ich rate grundsätzlich, sich mehrere Coaches anzusehen und dann nach dem Bauchgefühl die Wahl zu treffen.
Ist es nicht manchmal strapaziös, ständig mit frustrierten Menschen zu arbeiten? Was macht Ihre Arbeit reizvoll?
PL: Die Lernerfahrung. Als Coach muss man sich selber einschätzen lernen und seine Energie einteilen können. Daher ist es auch nicht möglich, den ganze Tag Coachings – sozusagen eines nach dem anderen – durchzuführen. Man muss lernen, eine professionelle Distanz im Gespräch zu wahren.
Welche Erfahrung sollte sich möglichst nicht wiederholen?
PL: Ich erlebe öfter, dass Kinder oder Jugendliche das Coaching gut annehmen, aber die Eltern eigentlich auch mal einige Stunden kommen sollten, es aber leider nur in den seltensten Fällen tun. Das finde ich manchmal frustrierend. Die Kinder sollen geändert werden oder sich ändern, aber die Eltern bleiben in der „alten“ Schiene.
Welche Begegnung hat Sie am meisten beeindruckt?
PL: Beeindruckende Begegnungen habe ich immer wieder. Gerade mit Jugendlichen, die schon mit 13, 14 oder 15 ausgeprägt reflektiert sind und die Dinge rasch auf den Punkt bringen können. Da macht Arbeit Spaß, und wir Erwachsenen können uns davon oft eine Scheibe abschneiden.
Was wäre für sie der „Stein des Weisen“?
PL: Wenn man auch im Coaching sofort wüsste, was „1-2-3“ hilft, denn manchmal braucht es ein wenig, um wirklich herauszufinden, wo die Uhrsache liegt und wie man diese lösen kann.
Danke für dieses Gespräch!
Wie angekündigt setzten wir die Reihe der Interviews in unregelmäßiger Folge fort.
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