Dez 26 2020

Besinnen, ordnen, archivieren …

Autor: . Abgelegt unter Sonstiges

Mitunter findet man alte Schätzchen, die immer noch aktuell sind. Wie dieses hier >>

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Nov 04 2020

Nachvollziehbare Bahn

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Literatur

„Haben Sie eine Kundenkarte?“ Die Kassiererin ist nicht sauer, als ich den Kopf schüttle, und zieht die Artikel über den Scanner. Ich möchte nicht, dass ein Konzern registriert, was ich konsumiere. Im Versandhandel kann ich allerdings nicht ausweichen, wenn gewisse Umstände zu Bestellungen dort Anlass geben. Oder haben Sie schon mal in einem Geschäft eine Nasenbrücke gesehen, die man unter die Mund-Nasen-Maske schiebt, damit die Brille nicht beschlägt? Wenn ja, kostete die dort ebenfalls nur 2,17 €? *

Allerdings verdichten sich nun ausgerechnet bei Amazon, dem vielkritisierten Konzern, die Anzeichen, dass ich im Moment eifrig auf kriminellen Pfaden unterwegs bin. Begonnen hat das mit dem Roman „Das Ding – Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl“ von Jürgen Neffe, gefolgt von „Tod und Irrtum“ (historischer Roman von Elke Weigel) und „Begegnungen mit einem Mörder“ von Steffen Schröder sowie jüngst „Unheil: Warum jeder zum Mörder werden kann“ von Josef Wilfling. Ich könnte diese Kette leicht erklären und auch darauf verweisen, dass ich parallel dazu andere Bücher aus der Bücherei entlieh und weitere in meiner örtlichen Buchhandlung kaufte (also nicht einseitig lese). Aber wen interessiert das? Allein die Tatsache, dass ich vor dem Einschlafen liegend einen Krampf in der Hand kriege, wenn ich gedruckte Bücher lange vors Gesicht halte, beschert Amazon jenen Umsatz, denn ich eigentlich dem Einzelhandel gönne. (Wobei man wiederum philosophieren mag, ob es nicht grundsätzlich „gesünder“ ist, sich etwas liefern zu lassen, anstatt vermeidbare Fahrten zu Einkäufen vor Ort zu unternehmen.)

Doch dieser Tage geht es sowieso um das Nachvollziehbare, weil Infektionsketten unterbrochen werden müssen. Man merke sich also (Achtung satirisch!), an wem man in der Fußgängerzone vorbei läuft und wer im Supermarkt zu nahe an das Regal herantritt, an dem wir gerade Preise vergleichen, Inhaltsangaben auf Verpackungen lesen etc. Wir sind also auf der Hut, falls wir nicht von den Zweifeln der Corona-Leugner infiziert sind.

Dieses ständige Aufderhutsein ist jedoch anstrengend und begünstigt Misstrauen: Warum hustet der Mensch in der Nachbarwohnung heute schon zum zweiten Mal laut und vernehmlich? Woher kommt Herr Müller von gegenüber, der gerade mit einem Rollkoffer einem Taxi entsteigt? Leben die zwei Händchenhaltenden an der Fußgängerampel wirklich im gleichen Haushalt? Grrr – die Anspannung ebbt an keinem Schauplatz ab! Vielleicht mag man sich bald selbst nicht mehr leiden mit all der Skepsis und dem Abgekapseltsein.

„Bleib negativ“ ist inzwischen ein vielgehörter Abschiedsgruß. Natürlich bezogen auf das Virus. Ein Wunsch mit Widerhaken, wenn man ihn erstmals hört. Möge er zum Gegenteil anstacheln, nämlich auf der Suche nach Positivem nicht nachzulassen, um dadurch das Bedrückende in den Hintergrund treten zu lassen. Dafür eignet sich besonders das Eintauchen in Literatur! In diesem Sinne darf auch die Lust auf Mord und Totschlag grassieren; der Krimi-Markt ist reichhaltig bestückt – unter anderem präsentiert  Schorlau eine neue Herausforderung für seinen Privatermittler Georg Dengler während „Ein abgezockter Sauhund“ (Cover siehe oben) von Roland Krause uns eintauchen lässt in die Szene von Münchner Kleinkriminellen bei der Jagd nach Diebesbeute & last but not least (Schwenk in ein anderes Genre und und in die Vergangenheit) lesen sich die „Spiegeljahre“ von Felix Huby fast wie ein Krimi.

* Preisfrage: Darf man überhaupt so billig einkaufen? Wer in der Produktionskette wird hierbei am meisten ausgebeutet? Unbeschwert konsumieren fühlt sich anders an.

PS.: Ungewöhnlich, aber lohnend-aufschlussreich fand ich Patrizias Schlossers „Der Arsch von Franz Josef Strauß, die RAF, mein Vater und ich“ (Cover siehe oben): Wer sind die letzten drei aktiven Mitglieder der RAF, die immer wieder bewaffnet Supermärkte und Geldtransporter überfallen? Wie überleben sie “im Untergrund”? Und gehören sie überhaupt wirklich zur RAF? Gemeinsam mit ihrem Vater, einem grantelnden bayerischen Polizisten in Rente, macht sich Patrizia Schlosser auf die Suche nach ihnen. Sie trifft Anwälte und Ermittler, ehemalige Weggefährten und RAF-Mitglieder und erhält so Einblick in eine verschwiegene Szene. 

>> Wer übrigens selbst einen Krimi schreiben und dazu Fachliteratur zu Rate ziehen will, ist gut bedient mit “An Arsen bis Zielfahndung – Das aktuelle Handbuch für Krimiautorinnen und Neugierige” von Manfred Büttner und Christine Lehmann. Auf vergnügliche und spannende Weise entschlüsseln sie die Krimiwelt, entlarven Märchen und Vorurteile. Sogar die trockensten Aspekte der Polizeiarbeit fand ich einprägsam erklärt, zumal die Fakten mit süffigen Beispielen aus Literatur und Film aufgelockert sind.

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Okt 13 2020

Zwischenruf!

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Fast hätte ich zu spät geschnallt, dass mein „Where do you come from?“ bei meinem Gegenüber beleidigend wirken könnte. Doch ich möchte ja auch nicht gefragt werden, ob ich vom Himmel komme, weil ich „Schauer“ heiße. Obwohl ich immer buchstabiere: „Schauer wie Regen“. Man merkt auch meiner Sprache an, dass ich nicht “einheimisch” bin. Dennoch stört sich niemand dran. Das ist gut so. Aber würde ich Ali Schauer heißen, würde man womöglich vermuten, ich sei außerhalb Deutschlands groß geworden und hätte mir den Nachnamen angeheiratet. Die Vermutung, dass ich mir den deutschen Pass erst noch verdienen müsse, hinge im Raum.

Sooo einfach ist das also nicht mit den Namen und Wörtern. Man sortiert und sortiert – oftmals nur im Geiste – und findet mehrere Gleise zur Einordnung. Unüberlegte Entgleisungen mag man sich und anderen verzeihen, aber für Rassismus gibt es keine Entschuldigung. Dies ist aber nur eines der Themen, die derzeit bleischwer auf Deutschland lasten. Und was das Klima absolut anstrengend macht, sind die Reaktionen auf ein Virus, das nur darauf aus ist, sich zu verbreiten.

Wie soll man da noch fröhlich Kurse halten für Kreative, sie sehr feine Antennen haben? Es funktioniert, es klappt – und macht sogar ein wenig beschwingt, nachdem man sich gegenseitig die frisch aufs Papier geflossenen Texte vorgelesen hat. Doch es ist nicht so einfach, sich aus dem Zurückgezogensein, in das wir alle mehr oder weniger geglitten sind oder geworfen wurden, herauszuschälen. Und noch ein Merkmal hängt über uns, dessen Entfaltung aber nicht so richtig ins Bewusstsein gesickert ist: Die Verdachtsnähe und damit die Nachbarschaft zur Denunziation.

Wer hustet, möchte oder muss sich rechtfertigen, dass es „nicht Corona“ ist, sondern … Am besten ist man angesehen, wenn man eifrig Hände wäscht und Maske trägt. Kann man es sich leisten, Argumente der Zweifler zu diskutieren oder wird man dann womöglich gleich als „unzuverlässig“ oder gar „nicht kompatibel“ eingestuft? Früher ist man vielleicht mit einer leichten Erkältung noch zur Arbeit gegangen – riskiert man das in den nächsten Wochen ebenfalls? Wenn zu beobachten ist, dass die Nachbarn aus dem Urlaub heimkehren – ob die auch wirklich in einer Gegend waren, aus der sie nix anschleppen? Warum müssen die überhaupt verreisen – sogar in Deutschland werden Landkreise übernacht zu Hotspots erklärt. Undsoweiterundsofort.  

Es sind also überall Minen gelegt. Das Zurechtfinden kann bisweilen mühsam sein. Wohl dem, der Inseln der Geborgenheit hat! Sie fliegen einem jedoch nicht zu. Nur bei entsprechender Haltung werden sie einem vermitteln, dass es im HIER und JETZT auch ein Ausruhen gibt, eine Freude jenseits der aufregenden Bewegtheit, die überall in der Luft flimmert und surrt.

Ab 17.10.2020 in Schorndorf (VHS): Jugendliche sind oft voller Elan und engagieren sich, bevor sie von Berufs- und Familienpflichten absorbiert werden. Wir begeben uns auf Spurensuche, welche Frauen schon frühzeitig von sich reden machten, welche Träume sie hatten und wodurch sie den Zeitgeist prägten. Wir lassen uns inspirieren und kommen vielleicht zu spannenden Utopien, indem wir einst und heute verschränken. Recherche-Übungen & Lockerungsspiele inbegriffen! Das Seminar endet mit einer Online-Sequenz, die beim letzten Treffen erläutert wird und bei freier Zeiteinteilung bis Ende Januar dauert. (Vorschläge für zwei “Impulsgeberinnen – jünger als 35” bitte mitbringen.) Näheres dazu hier >> https://lmy.de/3AbQt

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Aug 24 2020

Glätte

Autor: . Abgelegt unter Sonstiges

Kennen Sie Kartenspiele am PC, abräumen bis alles rückstandslos aufgelöst ist? Warum wird das nicht langweilig – egal, wie oft man es wiederholt?

Stimmt – die Karten liegen jedes Mal anders. Teilweise muss man scharf nachdenken. Oder der Intuition vertrauen. Manche Leute spielen das bis tief in die Nacht. Das passiert gelegentlich auch mir. Doch eigentlich passt das nicht zu dem, was ich sonst mache. Wahrscheinlich bietet es deshalb Entspannung. Ich habe das Gefühl, ich werde leer. Alles lässt sich aufklären, lösen, aufräumen. Ganz anders als im richtigen Leben mit seinen Grauzonen und undurchdringlichen Herausforderungen.

Glattmachen. Beträge glattmachen. Dazu immer das Konto auffüllen, bis möglichst viele Nullen erreicht sind. Im Lokal aufrunden; nicht 12,60 €uro für das Schnitzel bezahlen, sondern 13 plus Trinkgeld. Wobei das Trinkgeld dann auch nicht 45 oder 75 Cent beträgt, sondern möglichst auch wieder eine „ordentliche“ Rundung bedeutet.

Ein runder Geburtstag wird größer gefeiert, in vorgerücktem Alter ein halbrunder ebenfalls. Die Wogen glätten sich, wenn man aufs vergangene Jahr zurückblickt. „Rückwärts betrachtet stimmt’s immer!“ Der Spruch hat sich mir eingeprägt. Erstmals hörte ich ihn von einer Frau, die einige Jahre hinter Gittern verbracht hatte. Anschließend führte sie ein ganz normales und angesehenes Leben. Happy End! Wer freut sich nicht, wenn nach einem Stolpern alles glatt geht?

Die Glätte des Spiegels fällt mir ein. Sie ist erbarmungslos. Sie erspart einem kein Äderchen, keine Falte, keinen Pickel. Selten ist alles glatt im Gesicht. Die Haut zeigt Spuren von Konzentration, Sorgen, Sonne. An der Haut erkennt man Lebensweisen, Krankheiten. Oder ob jemand Zeit hat, sie zu pflegen. Sich zu verschönern, mit Schminke gekonnt umgehen kann. Schminke kann glatt machen, Schwachstellen überdecken.

Der Gegensatz zur Glätte ist das Raue. Man streut Sand, um im Winter nicht auf eisglattem Gehweg auszurutschen. Man bearbeitet eine Fläche mit Sandpapier, um sie aufzurauen, damit sie besser weiterverarbeitet werden kann. Man bewundert Raureif im Winter, schützt sich mit dicker Kleidung vor rauem Klima. Man spricht von der „rauen Wirklichkeit“, von einem rauen Umgangston, findet aber allzu glatte (“aalglatte”) Zeitgenossen nicht unbedingt sympathisch.

So schlittern wir dahin auf der Lebensbahn, hangeln uns an kantigen Felsen entlang, traben mit Geduld und Ausdauer durch Ebenen, suchen mal Abenteuer, mal ruhigen Seegang, schätzen die Vielfalt von Möglichkeiten – doch nach glatten Lösungen sehnen wir uns immer. Notfalls eben beim Kartenspiel.

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Jul 24 2020

Von Drachen, Viren und der Liebe

Autor: . Abgelegt unter Literatur

Schöpferische Pause und doch einiges los im Kopf? Flügellahm und gleichzeitig züngeln die Fühler nach neuen Ufern?

Viel gelesen – auch beglückendes – habe ich seit meinem letzten Post am 30. April, zum Schreiben fehlte mir der Kombinationsimpuls, Ideen zusammenzuspannen, so dass sie unter dem Stichwort „Alleinstellungsmerkmal“ hätten segeln können. Es wird so viel Text in die Welt posaunt – wer auf sich hält, trachtet danach, geneigte Leser*innen nicht mit dem ewig Gleichen zu langweilen. Umso freudiger berichte ich von Erfolgen, die Kursteilnehmerinnen gelungen sind.

Erfolg Nr. 1: Alexandra Fauth-Northdurft kam mit dem Kinderbuch „10 kleine Gören“ auf den Markt. Die Idee dazu entwickelte die Illustratorin Anke Dammann. Es wendet sich an die Kleinsten, die damit spielend erste Zahlen lernen können.  „Normalerweise“, sagt die Autorin, die auch als Lektorin im Kinder- und Jugendbuchbereich arbeitet, „unterstützen die Bilder den Text. Hier beim Pappbilderbuch war es nun andersherum, und ich konnte mit meinem Text die Bilder unterstützen.“ https://windy-verlag.com/10-kleine-goeren/

Erfolg Nr. 2: Fast zeitgleich mit den Gören bekam „Bandit Corona auf der Flucht“ jede Menge Aufmerksamkeit. Nina Siegle zeichnet dafür verantwortlich. Erschienen ist er unter dem Dach des DRK Waiblingen, wo man ihn auch kostenlos herunterladen kann. > https://rb.gy/dsqjax Die spritzige Aufklärungskampagne für Kinder lockte sogar das Fernsehen (Landesschau Baden-Württemberg) mit Kamerateam zu der Autorin. Respektvoll wurde gewürdigt, dass an dem Werk Frauen aus drei Generationen mitgewirkt haben – Nina, ihre Mutter sowie ihre Tochter. Zuletzt entstand ein Film, der kindgerecht Vorsichtsmaßnahmen erklärt, mit denen das Virus ausgebremst werden kann >> shorturl.at/bpBX5

Erfolg Nr. 3: „Wer bist du, dass ich dich immer noch liebe?“ heißt der Roman, den Marie Bazas verwirklichte. https://tredition.de/autoren/marie-bazas-32408/ Spannung erzeugt die Konstellation, dass die Powerfrau Bea, die seit 30 Jahren ihre große Liebe Paul betrauert, plötzlich mit einem Doppelgänger konfrontiert ist und ihm nachspürt, was bedeutet, dass sie ihren Schutzpanzer sprengen muss.

Was hat der Kurs „kreativ schreiben“ bewirkt, werden die Teilnehmerinnen bei Lesungen regelmäßig gefragt. Eine Antwort hat sich mir ins Gedächtnis gebrannt: „Seither bleibe ich dran und es werden Texte wirklich fertig.“ Und natürlich beflügelt es, wenn Werke öffentlichkeitsreif werden und nicht nur die Schublade daheim erfreuen, sondern im kulturellen Geschehen sich ins Generieren von Aufmerksamkeit einreihen.

Selbstverständlich sind wegen der Corona-Pandemie in diesem Frühjahr die meisten Kurstermine ausgefallen, die Lesung am 23.9.2020 wurde abgesagt und unser Buch, das Zeugnis von der Vielfalt unserer Themen und Ausdruckweise hätte geben sollen, ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Unabhängig davon haben wir festgestellt, dass „Kontakt halten“ in schwierigen Zeiten bedeutet, „Oberwasser zu behalten“ – auch wenn das Virus ziemlich viel durcheinander gebracht hat.

Herbst-Termine demnächst.

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Apr 30 2020

Wenn wir in einigen Monaten zurückblicken …

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Will mal hören, wie du die Zeit so erlebst, da es scheint, man dümpelt so vor sich hin im „social distancing“.

Diese WhatsApp schreckte mich hoch. Ich erkannte: ich weiß nichts zu sagen. Wer nichts erlebt, wird langsam leer. Höchstens kommen Erinnerungen an das frühere Jagen nach dem vermeintlich Unabdingbaren. Und es keimt Ärger, dass das Virus so viel Vorsicht und Geld locker macht, während es die Erderwärmung nur zu Lippenbekenntnissen brachte. Ganz blöde Stimmung. Lieber niemand damit behelligen!

Aus NICHTS Vielsagendes zu schöpfen – im Moment ist mir das nicht gegeben. Wie gut, dass ich trotzdem antworten konnte auf die WhatsApp. Als ich die Leere – zugegeben etwas notdürftig – beschrieben hatte, fiel mir auf, dass ich sie weder mit Lob noch mit Tadel zu würzen weiß. Lediglich ein wenig Wehmut unterströmte meine Worte.

Doch ich konnte mit etwas Erfreulichem enden, was ich auch hier gerne empfehle. Es ist die Corona-Rückwärts-Prognose des Zukunftsforschers Matthias Horx: Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise „vorbei” ist. https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona/ (Mit Hinweis auf die Quelle darf der Text verbreitet werden.) Der Einsicht, dass wir nicht mehr zur gewohnten Normalität zurückkehren werden, wird hier die Schwere genommen, die Zukunft als lohnendes Experiment skizziert.  

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Mrz 15 2020

Nur Mut!

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Ist der Mut, die Meinung zu sagen, geschrumpft? Dies wird häufig behauptet. Man habe Angst, in die falsche Ecke gestellt zu werden. So die Begründung.

Wie kann jemand, der im Gespräch bleibt, seine “Ecke” nicht erklären können? Oder bleibt man nicht im Gespräch? Liefert ein Statement ab, erklärt, wovon man es ableitet – und dann ist das Gespräch vorbei. Der andere soll es “fressen”, sich damit zufrieden geben, glauben? Höre ich dem anderen wirklich auch zu, setze ich mich mit dessen Meinung auseinander? Oder stehen sich zumeist zwei MeinungsträgerInnen gegenüber, die sich nicht austauschen, sondern gegenseitig plakatieren und dann wieder auseinandergehen? Vielleicht mit einem Schulterzucken > “Soll er/sie doch mit ihrer Meinung glücklich werden. Mal sehen, wer recht behält!”

Wenn ich eine Malerin wäre und dazu ein Bild malen könnte, würde ich „eingeschlossen in der eigenen Meinung“ in eine Mauer um ein Individuum umsetzen. Es dringt nichts herein und nichts hinaus. Kein Austausch, keine Inspiration …

Diese Situation wird nun an die Wand gemalt mit dem aktuellen Fürchte-Virus. Wir alle in Quarantäne. Vorher noch tüchtig einkaufen! Raffen, was geht! Wer sich in den Weg stellt, wird beschimpft, wer rationiert auch. Ich – Ich – Ich. Erkennen wir die Spiegelung? Weltweit vernetzt sein und trotzdem abgeschnitten? Wie viele Widersprüche werden uns bewusst? Corona fordert uns heraus. Wir können nicht entrinnen. Aber nur die vielen Risiken und möglichen Opfer unaufhörlich zu beschwören, verstellt den Blick, bildet eine Sackgasse. Wie kreativ sind wir wirklich? Die nächsten Wochen werden es zeigen!

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Mrz 06 2020

Noch ein Ministerium

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Das Ministerium für Einsamkeit – siehe Beitrag zuvor – ließ mich nachsinnen: Wofür könnte man noch Ministerien gründen? (Achtung! Vielleicht wird das eine Satire!)

Heute wurde ich fündig. Ich stand an der Kaffeemaschine – eine altmodische, nicht vollautomatisch. Da fiel mir ein, dass ich eigentlich zu viel arbeite. Auf zu vielen Baustellen. Meist unter einem gewissen Druck. Von einer Bekannten hörte ich Ähnliches. Sie hatte letzte Woche PC-Verbot. Keine Ahnung, wo sie sich befand, aber ich fantasierte mir einen Wohnwagen dazu, eine schöne Lichtung und viel In-die-Luft-starren.

Doch zurück zur Kaffeemaschine. Als ich sie in Gang setzte, blitzte vor meinem geistigen Auge das “Ministerium für Leistung” auf. Es könnte dazu dienen, endlich Leistung zu definieren. Heutzutage gilt ja fatalerweise die Definition “IMMER-MEHR”. Man freut sich, wenn man diese Norm erfüllen kann. Aber ich will mehr! Morgen hänge ich mir mir ein gerahmtes Blatt an die Wand: “Dies ist der vernünftige Rahmen für Leistung” soll darauf stehen. Den Rest des Tages bin ich nun mit Grübeln beschäftigt. Ist Grübeln eine Leistung?

Bevor ich eine Antwort auf diese Frage finde, denke ich mir bereits Arbeitsbegrenzungsmaßnahmen aus. Und natürlich eine vernünftige Relation zwischen Leistung und Ertrag. Zuletzt behalte ich das aber alles für mich und stelle es dem nächsten Kurs “kreativ schreiben” anheim, sich über Leistung usw. eine Geschichte auszudenken. Damit ich nicht alleine grüble. Denn das könnte mich einsam machen, wozu ich zwar das Ministerium für Einsamkeit anrufen könnte, aber das ist in England. Und jetzt, bei all den Wirren um den Brexit …

Also verabschiede ich mich nun erst mal mit einem grüblerischen Lächeln und hoffe, ich habe einen leistungsschwachen Tag!

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Jan 02 2020

Ministerium für Einsamkeit

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Literatur

Zum Jahresauftakt eine positive Information über England: Dort gibt es das weltweit erste Ministerium für Einsamkeit. Darüber las ich in dem Buch „Der Kampf um die Würde: Was wir vom wahren Leben lernen können“ von Michael Steinbrecher (Nachwort: Martin Müller). Eine empfehlenswerte Lektüre übrigens! Der Deutschlandfunk berichtete über das Ministerium http://bit.ly/2QgfK3n am 23.12.19 (abgerufen am 2.1.20)

Es freut mich, dass das Thema langsam nach vorne rutscht, haben doch längst namhafte Wissenschaftler wie zum Beispiel Manfred Spitzer darauf aufmerksam gemacht. (Einsamkeit – die unerkannte Krankheit: schmerzhaft, ansteckend, tödlich. Droemer Verlag) Apropos ansteckend: Auch Gesundheit kann ansteckend sein. Da wir uns alle unserer Umwelt mehr oder weniger angleichen, ist es nicht egal, womit bzw. mit wem wir uns umgeben. So hoffe ich, dass es sich für alle einrichten lässt, positive Einflüsse zu wählen. Es gibt sie – wie man sieht sogar in England, das uns ja im letzten Jahr vornehmlich mit Brexit-Nachrichten gequält hat.

Positive Einflüsse sichert man sich unter anderem durch vielfältige Vernetzung. Oder aber man hat ein Hobby wie „kreativ schreiben“, wozu ich 2020 wieder einlade. In der Volkshochschule Unteres Remstal heißt das Motto:  Kreativ schreibend durch den Dschungel des Lebens und beginnt am 1.4.2020, gefolgt von zwei Terminen im Sommeratelier ab 1.8.2020.

Fest etabliert hat sich der Kurs in Schorndorf, der angesichts erfolgreicher Lesungen eine erste Buchveröffentlichung plant. Das neue Programmheft der VHS Schorndorf https://cutt.ly/IryRhTc kündigt auf Seite 8 unsere Lesung am 23.9.2020 an: Poesie im Herbst – vielstimmig und bunt. Darunter: Kurs 20134 > Wege & Zweifel – selbige erkunden wir ab 25.3.2019

Vielstimmig, bunt und gut vernetzt starte ich ins Jahr 2020 und wünsche allen Gesundheit, Erfüllung und frohen Mut!

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Nov 01 2019

Trauer & Erinnerung

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Kultur

Schwarzgekleidete entfernen sich vom Friedhof. Völlig klar, wer zum „engsten Kreis“ gehört und zu einem Kaffee eingeladen ist. Auch jene, die Geburtstage wegen „Terminschwierigkeiten“ versäumten, haben jetzt Zeit. Die Angehörigen haben vorläufig genug geweint. Die Trauer kommt sowieso später.

Doch was bleibt von der/dem Verstorbenen? Welche Bilder setzen sich endgültig fest, welche Episoden überleben? War die Trauerrede aufschlussreich? Hat sie Erinnerungen der Gäste aufgefrischt, diese vielleicht sogar ergänzt oder enthielt sie womöglich eine Korrektur alter Spekulationen? Was würde der oder die Verstorbene dazu sagen?

Wechseln wir sie Szene. Eine Freundin kündigt an, sie schickt mir den Text, der an ihrem Grab vorgelesen werden soll. Auch ihr Bestatter weiß davon. In einem „Vorsorge-Gespräch“ hatte sie mit ihm alles geregelt, da aufgrund ihrer unheilbaren Krankheit möglicherweise nicht mehr viel Zeit bliebe. Ihrem Sohn sollten im Sterbefall leidvolle Entscheidungen erspart bleiben. Wenig später staune ich, dass dieses Leben nicht mehr als ein DIN-A-Blatt beansprucht. „Mehr muss man von mir nicht wissen“, so meine Freundin, zu der diese Art von Minimalismus passt. Keinerlei Ehrgeiz, anderer Leute Erinnerungen beeinflussen zu wollen.

Abermaliger Szenenwechsel. Das Geburtstagskind bittet die fröhliche Tischrunde um Aufmerksamkeit: „Früh habe ich Vater und Mutter verloren, ohne sie genügend über ihr Leben ausgefragt zu haben. Ich will, dass Ihr überliefert bekommt, was mir wichtig war und ist, was mich geformt hat, wovon ich mich freigeschwommen habe, welchen Werten und Visionen ich folgte. Dank der Rente habe ich jetzt Zeit und Muße, alles aufzuschreiben. Und wenn ich 100 Jahre alt werde, entsteht keine Ratlosigkeit über meinen Nachruf, weil möglicherweise keiner von meinen Weggefährten mehr Auskunft geben kann.“

Sein Neffe will das forsch abtun, weil ja „immer jemand da ist, der Daten rekonstruieren kann.“ „Um Daten geht es nicht“, fällt ihm eine Cousine ins Wort. „Anekdoten geben Auskunft über Haltung, Brüche und Richtung eines Lebens. Und die müssen notiert sein, denn Erinnerungen sind vage, manchmal auch lückenhaft.“  

Zugegeben – diese Montage von Szenen steuert absichtsvoll auf den Punkt zu, dass Gedanken um die Endlichkeit des Lebens unbeliebt sind und somit Vorausschauendes unterbleibt. Gemeint ist, sich beizeiten die Hoheit darüber zu sichern, was von einem in der Welt bleibt, wenn man diese verlassen hat. Ob das nun Memoiren sind oder einfach Stichpunkte bzw. Skizzen von einzelnen Lebensstationen – die Nachgeborenen werden zu schätzen wissen, im O-Ton das zu erfahren, was sie nicht erfragt oder vergessen haben.

Freilich können jene, die die Beisetzung ausrichten, Auskunft über den Verstorbenen geben, wenn eine Trauerrede erstellt werden soll. Doch was macht die Trauerrednerin, wenn die Perspektive eines langjährigen Ehepartners fehlt, weil dieser zuvor gestorben oder aufgrund einer Trennung nicht mehr greifbar ist? Kinder haben Vater oder Mutter erst kennengelernt, als diese bereits erwachsen waren, und noch später erst begreifen gelernt. Somit ist ihr Blickwinkel ein anderer als der der Generation davor. Zudem ist es nicht selten, dass sich Kinder widersprechen – der eine hat die Mutter zaudernd erlebt, der andere als dominant.  

Wobei die Trauerrede nur eine Augenblickssache ist. Sie ist das Nadelöhr, durch das man sich beim Abschied auf dem Friedhof zu schlängeln hat. Sie dient der Balance zwischen Aufgewühltsein und der Vernunft, die die sterblichen Überreste dem Friedhof übereignet. Sie soll zur Ruhe führen, dem inneren Frieden mit dem Schicksal den Weg bereiten.

Weitreichender ist die Spur, die ein Mensch hinterlässt. Er war zweifelsohne mehr als die Summe aller Worte, die man über ihn verliert. Er wird unweigerlich in Mosaiksteinchen erinnert. Die Schwester erinnert andere Momente als die Angetraute oder der Sohn, der Blickwinkel der einstigen Schulkameradin unterscheidet sich von dem der Nachbarin oder dem des Hausarztes. Das alles zusammenzubinden, wäre eine große Aufgabe, bei der dennoch niemand gewährleisten könnte, dass das Ergebnis dem Erinnerten gerecht würde. Dieser selbst verleiht sich Authentizität, indem er allen Hinterbliebenen an die Hand gibt, was aus seiner Sicht im Gedächtnis behalten werden soll.

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