Archiv für das Tag 'Anthologie'

Nov 11 2022

Vom Schmälern der Komfortzonen und der Sehnsucht nach Kultur

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Kultur

Das Leben ist anstrengend geworden. Ständig Licht aus- und anmachen, sobald man das Zimmer wechselt, kalte Türklinken, kalte Klobrillen. Was das Virus begann, setzt die Energie-Krise fort: die Komfortzonen sind auf dem Prüfstand. Diesmal nicht nur umweltschädigende Kreuzfahrten und dergleichen, sondern auch das sorglose Aufdrehen des Wasserhahns beim Zähneputzen. Wann wird da mal nur noch ein Rinnsal fließen, wann vielleicht eine Rationierung den Verbrauch drosseln müssen?

Der Stoff wird den Schriftstellerinnen und Schriftstellern angesichts der angespannten Lage nicht ausgehen. Doch ist das Kulturwesen inzwischen an Leiden gewöhnt. Gleichzeitig haben sich die Beweise gehäuft, dass die Sehnsucht nach Kultur nicht unterdrückbar ist. Eventhunger. Das Wort klingt irgendwie blöd. Aber zusammenkommen will man schon, nicht nur einzeln bzw. einsam ein Buch lesen oder im Fernsehen gute Filme/Sendungen herausfiltern. Kultur nährt also – sehr gerne unter ebenso Interessierten.

Ist sie auch einfach herzustellen? Das war sie noch nie! Man hat es den Künstlern seit jeher nur gerne unterstellt, weil sie es ja angeblich zu ihrer Freude machen und dabei nicht auf finanziellen Profit schielen. Wer was für die Seele tut, muss ja nicht unbedingt daran verdienen, oder? Tja, diese Gratis-Irrationalität hält sich erstaunlich lange.

Vom Honorar eines Buches beispielsweise wird keine Autorin satt. Das war schon immer so. Lesungen als „Zusatzgeschäft“ bessern die Finanzen etwas auf, wenn der existenzsichernde „Nebenjob“ (wie taxifahren, Firmen putzen oder im Supermarkt Regale füllen) den Zeitaufwand dafür überhaupt erlaubt. Ja, es stimmt: Kultur ist Luxus – vor allem für deren Schöpfer/Urheberin! Daher ist es immer wieder erstaunlich, welche bemerkenswerte bis hervorragende Werke das Licht der Welt erblicken! Um ein Kind großzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf – wie ein afrikanisches Sprichwort sagt. Um ein Buch marktreif zu machen, bedarf es nicht weniger Geistes- und Handarbeiter!

Gespannt erwarten wir „365 Tage Liebe“. Für Ende November ist diese Anthologie angekündigt. Sie enthält Beiträge von Teilnehmerinnen des Schorndorfer Kurses „Kreativ schreiben“.

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Sep 26 2016

Inspirationen und Vorbilder

Autor: . Abgelegt unter Sonstiges

“Wenn deine Taten für dich sprechen, unterbrich sie nicht!” Dieser Satz von Henry J. Kaiser, ein US-amerikanischer Industrieller (1882-1967), ließ mich aufhorchen: wo sind heutzutage Unterbrechungen nicht an der Tagesordnung? (Und weil es Energie kostet, den Faden immer wieder aufzunehmen, kommt dieser Blog leider viel zu oft zu kurz.) Wobei mehrere Taten parallel für mich sprechen können und ich die eine mal zugunsten der anderen unterbrechen muss und umgekehrt.
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Ich gebe zu, dass ich gerne Sprüche sammle und daraufhin überprüfe, wie sie sich weiterspinnen lassen, ob sie sich als Themenanregung für einen meiner Kurse „kreativ schreiben“ eignen.

Wie ich feststellte, denke ich oft sehr lange an Weisheiten herum, die haarscharf neben Binsenweisheiten liegen – also Selbstverständlichkeiten, die normalerweise wenig
Aufmerksamkeit erregen. Als einen solchen habe ich „Ein Weg entsteht dadurch, dass man ihn geht.“ von Stendhal identifiziert.

Das nenne ich Pionier-Denken! Abgewandelt ist es ebenso brauchbar: „Ein Text entsteht, indem man ihn schreibt.“ Diesmal eine wirkliche Binse. Doch man kann nicht erwarten, ständig das NonPlusUltra zu entdecken oder zu erfinden! Hürden und Erwartungen abbauen und einfach los! Jeder Gedanke, den man mal gedacht hat, hinterlässt im Gehirn eine Spur. Wenn man also öfter an „Eis, hm, lecker“ denkt, dann verbreitert sich die Spur zur Eisdiele (zunächst im Kopf) kontinuierlich. Das lässt sich nutzen. Denn wer schreibt und merkt, man muss nicht perfekt sein, schreibt öfter und gewinnt Spaß am Verbessern, Verfeinern, Vervollkommnen.

Und natürlich gibt es Landkarten, auf denen man nach Wegen gucken und sie ggf. in der Praxis überprüfen kann: wie sind die beschaffen, wo führen sie hin? Was hat Stendhal (gestorben 1842) geschrieben und würde es (in welcher Form?) in unsere Zeit passen? Was gefällt mir so gut, dass ich es adaptieren möchte? Adaptieren heißt so viel wie anpassen bzw. übertragen – zum Beispiel in ein anderes Jahrhundert mit gewandelten Konfliktstoffen oder einen Roman zu einem Drehbuch fürs Fernsehen umarbeiten.

Inspirationen und Vorbilder – Kreative haben dafür feine Antennen. Ihre eigene Handschrift wird darüber nicht verloren gehen.

T i p p s :   Treffsicher Figuren konzipiert hat Roland Kraus in „Hurenballade“. Dreizehn Stories. Balaena Verlag. Meine Rezension > http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=22424 – Mit Grimms und Andersens Märchen „Update“ wartet der Mechandel Verlag auf, den die Apothekerin Charlotte Erpenbeck nebenberuflich mit viel Engagement betreibt. Gelegentlich schreibt sie auch Anthologien aus. http://www.machandel-verlag.de

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