Feb 01 2022

Scheitern? Nur vorübergehend!

Autor: . Abgelegt unter Literatur

Kursnummer: R20125

Info: Da wähnt man sich mit allen Wassern gewaschen, und dann: das Vorhaben geht baden oder das Ergebnis kann man bestenfalls als „verwässert“ bezeichnen. Erfolge werden gerne erzählt, Niederlagen lieber versteckt, verschleiert, schöngeredet. Gar manch berühmter Lebenslauf wurde aber erst durch Brüche oder Rückschläge zu dem, was man am Ende als „geglückt“ bezeichnete. Gemäß dem Spruch „Ich bin nicht gescheitert – ich habe 10.000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben“ (Thomas Alva Edison) weist ein Straucheln oft den Weg in neue Fahrwasser. Diesem Phänomen wollen wir Geschichten widmen (Recherchen inbegriffen). Wenn Begegnungen zu vermeiden sind, sehen wir uns über Zoom zu Online-Übungsstunden. Bei Bedarf können weitere Termine angehängt werden.

Individuelle Terminangaben: 

1. Termin: Mittwoch, 09.03.22, 18.30-21.00 Uhr, Raum 13
2. Termin: Mittwoch, 30.03.22, 18.30-21.00 Uhr, Raum 13
3. Termin: Mittwoch, 27.04.22, 18.30-21.00 Uhr, Raum 13
4. Termin: Mittwoch, 18.05.22, 18.30-21.00 Uhr, Raum 13

Mitzubringen: Papier und Stift; Gebühr 52,50 €

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Nov 28 2021

Fronten dürfen nicht verhärten!

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Alltag

Manchmal verdichten sich Anforderungen an die Leistungsfähigkeit, und zusätzlich wird das Leben von einer schwarzen Wolke überschattet. Urplötzlich öffnet sich in der Wolke ein Schlitz, die Nachricht von Tod eines lieben Bekannten fällt nieder, löscht kurzzeitig das Denkvermögen aus, die Glieder fühlen sich wie gelähmt an, der Schock kann die Tränen nicht bremsen. Corona? Nein, das war nur „das Zünglein an der Waage“, erfahre ich.

Jeden Tag hören wir von der Pandemie, Vorsichtsmaßnahmen sind allgegenwärtig. Begegnet mir ein Krankenwagen mit Blaulicht, wünsche ich dem Patienten/der Patientin, dass im Krankenhaus niemand ist, von dem eine Ansteckungsgefahr ausgeht, und vor allem, dass ein Bett frei ist. Wer einen Unfall oder einen Herzinfarkt erleidet, kann über „das Zünglein an der Waage“ in ein noch schlimmeres Schicksal geraten oder gar sterben.

Wutentbrannt wird über „Impfpflicht ja/nein“ gestritten – leider mit zunehmend verhärteten Fronten. Genau letzteres sollten wir uns nicht leisten. Hierzu sind Psycholog:innen und andere Wissenschaftler:innen gefragt, damit wir trotz schwerwiegender Meinungsverschiedenheiten mit weitreichenden Konsequenzen ein friedliches Land bleiben.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen besinnlichen Advent!

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Aug 28 2021

Die Welt – immer noch nicht passend für Frauen

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Kaum hatte ich meinen Beitrag „Klo. Wo?“ gepostet, fiel mir „Das Patriarchat der Dinge: Warum die Welt Frauen nicht passt“ von Rebekka Endler in die Hände. Der öffentliche Raum ist – so belegt sie – an den Bedürfnissen von Männern ausgerichtet. Auf die Klo-Frage stieß ich bei der Lektüre gleich als erstes Beispiel.

Es wird geschildert, wie eine niederländische Studentin 2015 fürs „Wildpinkeln“ Strafe zahlen sollte und sich dagegen wehrte. Als sie dem Drang ihrer vollen Blase in einer geschützten Ecke nachgab, wurde sie von der Polizei beobachtet und war ca. 1,5 km vom nächstgelegenen Sitzklo entfernt. Es hieß damals, Frauen sei im Zweifelsfall zuzumuten, ein Urinal aufzusuchen, wobei die niederländischen Modelle allerdings die Sicht auf das Hinterteil freigeben, wenn eine Frau in die Hocke geht. Ein Urinal wäre näher gewesen, aber die Scham vermutlich nicht geringer.

Frauen – so ist in diesem Kapitel weiter ausgeführt – hatten sich früher nicht über weite Strecken im öffentlichen Raum aufzuhalten und wurden deshalb beim Bau von „Bedürfnisanstalten“ kaum  berücksichtigt. Männer seien öfter beim „wilden“ Urinieren erwischt worden. Somit war die Notwendigkeit, sichtschützende Rundelle für sie aufzustellen, offenbar.

Männer werden auch heute noch am Waldrand und sonstigen Plätzen gesichtet, wenn sie ihr kleines Geschäft nicht bis zur nächsten Toilette aufheben können. Wenn Frau darüber witzeln oder schimpfen, wird ihnen gerne vorgehalten, sie seien nur neidisch, weil sie sich nicht so bequem erleichtern können. Man könnte darüber mit einem Achselzucken hinweggehen, wenn das Netz von öffentlichen Toiletten dichter wäre. Außerdem gibt es ja noch einen gravierenden Unterschied zwischen Männlein und Weiblein in dieser Angelegenheit: Häufig müssen Frauen dafür bezahlen, ein „stilles Örtchen“ nutzen zu dürfen, während Männern das nebenan gratis gewährt wird.

Wenn der Mann das Maß aller Dinge ist (das formuliert auch der Dumont Verlag zu diesem Buch), kann das ganz schön gefährlich werden. Man denke nur an „Diagnoseverfahren und medizinische Geräte bis hin zu Dosierung von Medikamenten. Aber auch Die Dummys für Crashtests haben den männlichen Körper zum Vorbild – und damit das ganze Auto samt Airbags und Sicherheitsgurten.“

In diesem Zusammenhang ist auch der SPIEGEL-Bestseller „Unsichtbare Frauen“ von Caroline Criado-Perez interessant. Sie legt (Klappentext) „die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Erhebung wissenschaftlicher Daten offen. Die so entstandene Wissenslücke liegt der kontinuierlichen und systemischen Diskriminierung von Frauen zugrunde und erzeugt eine unsichtbare Verzerrung, die sich stark auf das Leben von Frauen auswirkt. Beispiele aus Politik, Technologie, Arbeitswelt, Stadtplanung und medizinischer Forschung zeigen, wie Verzerrungen bei der Datenerhebung Frauen ausschließen.“ (btb) Ein spannendes Buch, flüssig und alltagsnah geschrieben.

Die gewaltige Ignoranz diesem Themenkomplex gegenüber bekommt schon Jahrzehnte Gegenwind. Der schwillt inzwischen vernehmlich an und fegt sie hoffentlich schleunigst auf Nimmerwiedersehen hinweg!

Rebekka Endler. Das Patriarchat der Dinge: Warum die Welt Frauen nicht passt. 336 Seiten, 2021, DuMont Buchverlag, 22 €

Caroline Criado-Perez. Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert, 496 Seiten, 2020, btb Verlag, 15 €

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Aug 01 2021

Klo? Wo?

Autor: . Abgelegt unter Alltag

Zwei Jahrzehnte sind vergangen, seit ich das erste Mal in unserer Kreisstadt bei einer Beerdigung das „Örtchen“ aufsuchen musste. Ich war froh, dass es eins gab, auch wenn dessen Outfit noch von „vorvorgestern“ war. Die Tür aus Holz war sogar unten „angefressen“, so dass ein kühles Lüftchen hereinwehte. Doch man konnte mit einem Riegel abschließen, die Spülung funktionierte, und Händewaschen war auch möglich.

Bald wurden mir Friedhöfe zur Zuflucht, wenn ich auf Landstraßen unterwegs war. Sie sind nicht wie Autobahnen fürs Pippi-Machen gerüstet. Es ist nicht jederfraus Sache, mal eben kurz in den Wald hinter Bäume zu verschwinden. Der Mangel an Hygiene-Einrichtungen war lange Zeit auch in Supermärkten zu beklagen. Ich begann, in Städten vorbildlich eingerichtete „Bedürfnis-Anstalten“ (ein altes schönes Wort!) zu fotografieren. Da ein sog. dringendes Bedürfnis nicht nur Schwangere beim Stadtbummel überkommt, wurde mancherorts „die nette Toilette“ in Gaststätten eingeführt, wo die öffentlichen Toiletten rar sind. Wie kann es überhaupt geschehen, dass sie städtebaulich vergessen werden? Wer sich während des Lockdowns nach den nett-toilettierten Gaststätten umsah, stand oft vor verschlossener Tür.

Ohne Namen zu nennen will ich den ärgerlichen Fall erwähnen, dass ich in einer Gemeinde Pech hatte, als ich das WC auf dem Friedhof benutzen wollte. Da ich dort öfter Gräber besuchte, habe ich auch beim nächsten Mal wieder auf die Klinke gedrückt – abermals vergeblich. Es war auch kein Schild mit „Derzeit wird hier renoviert“ oder so angebracht. War hier mal ein Junkie erwischt worden? Fehlte Personal für Pflege und Wartung? Wie steht es hier mit den Rahmenbedingungen für die im Grundgesetz garantierte Würde?

Es passt ins Zeitgeschehen, dass alles, was wir hinter/unter uns lassen (unliebsame Hinterlassenschaften eben) nicht entsprechend berücksichtigt wird. Von Atommüll bis hin zu … Aufzählungen sind an dieser Stelle nicht nötig. Berichtet werden soll jedoch, dass der Stadtteil mit der „angeknabberten“ Klotür vor einigen Wochen mit der Eröffnung einer nagelneuen, modernen Friedhofstoilette glänzen durfte. Bravo! Nach mehr als 20 Jahren eine wahrhaft sagenhafte Leistung! 

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Jul 12 2021

Von oben schauen

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Mir einen Blick aus dem Weltall auf die Erde gönnen – warum will ich das nicht? Weil die Erde auch ohne diesen Blick auskommt, und ich von da oben nur nach den Regenwäldern Ausschau halten würde, die wir uns abzuholzen anmaßen. Ja, das Wort „Anmaßung“ hat im Zusammenhang mit diesem Abenteuer den richtigen Klang.

„Machet Euch die Erde untertan“ – dieser Aufforderung ist der Mensch über Gebühr nachgekommen. Und wenn wir schon von „Deals“ geleitet sind, müsste für Unternehmen wie private Weltraum-Vergnügen der doppelte Preis erhoben werden, damit davon die Hälfte für die Rettung bedrohter Arten abgezweigt werden kann.

Aber das letzte Wort wird in dieser Angelegenheit sowieso noch nicht gesprochen sein. Beobachten wir also weiter, wie wir uns mit dem Klima plagen, mit Veränderungen schwertun und meist immer an jenen sparen, die sich schlecht wehren können.

Sommerfrische
Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.
 
Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.
 
Und laß deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf

Joachim Ringelnatz (geb. 1883 in Wurzen als Hans Gustav Bötticher; † 1934 in Berlin)
Kurt Tucholsky, 1907 – 1935    

Über den Dächern
Über den Dächern
schwebt Rauch
und ein sanftes Gebimmel
klingt von den Türmen der Stadt.
Meine Sehnsucht fliegt in den Himmel.
Wie es durch das Fenster zieht … !
 
Wozu arbeiten?
Wozu tätig sein?
Wozu in die Versammlungen gehn?
Ich habe nur meine beiden Hände.
Was steht am Ende –?
Das habe ich an Vater gesehen.
Wie es durch das Fenster zieht … !
 
Diese Dachkammer hat der alte Mann.
Dafür fünfundfünfzig Jahre
Arbeit, keinen Tag Urlaub,
Sorgen und graue Haare.
Meine Gedanken hängen am Horizont –
 
Wo ist unser Glück … ?
Und da kommen plötzlich alle meine Gedanken zurück.
Gleich springe ich auf die Beine
und werfe die Arme um den Leib,
weil mich friert …
Ich bin nicht mehr allein.
 
Wir sind stark, wenn wir zusammenhalten:
die Starken und Schwachen, die Jungen und Alten.
Wenn nur der Wille fest bleibt und unsere Partei.
Da bin ich dabei.
Noch einmal sehe ich über die Stadt
und die Dächer …
Schon mancher hat mit trocken Brot und armseligem Essen
in so einer zugigen Dachkammer gesessen.
Mancher, der nachher ein Reich erobert hat.

Aus: lerne lachen

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Jul 08 2021

Wir schreiben uns das Leben bunt!

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

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Jun 09 2021

Wenn der Teppich schmollt statt fliegt

Autor: . Abgelegt unter Literatur

Ach du mein Teppich du. Fliegen sollst Du. Wie die Wörter. Überall surren sie umher, öffnen Fenster und Schränke. Neue Welten werden sichtbar. Ein Festival der Impulse, Fantasie & Kreativität! Und was machst Du statt dessen? Du streikst. Angeblich, weil ich Dich nicht geachtet habe. Wie kann ich jemanden achten, der sich mit Käfern abgibt und Läuse beherbergt. Du meinst, die würden längst das Weite gesucht haben, wenn wir öfter geflogen wären? Hätte, hätte, Fahrradkette. Alles Ausreden. Beleidigte Leberwurst!

Was war das eben? Du beklagst, dass ich Dir Deinen Partner weggenommen habe? Dass Du dem immer noch nachheulst. Nicht mal seine Farbe passte zu Dir. Und dann sein Zustand – zunehmend hochnäsig. Verwöhnt durch zu viele exotische Flugziele. Kam nicht mehr auf den Boden der Tatsachen. Rezitierte jeden Abend anstrengende Gedichte.

Waaas? Ich hätte ihn besser pflegen sollen? Ja womit denn? Gegen Shampoo war er allergisch, den Staubsauger hat er gehasst und fauchend vergrault. Mit Streicheleinheiten und gut zureden hatte ich es lange genug versucht. Selbst seine Fransen habe ich anfangs gekämmt. Ja, niedergekniet bin ich und habe mich um seine Schönheit und Fitness bemüht. Doch ich kriegte keine Verbindung zu ihm. Zuletzt waren wir beide frustriert. Jetzt ist er in guten Händen und hat ein luxuriöses Plätzchen mit Zuhörgarantie.

Und jetzt Du. Trittst Du womöglich in seine Fußstapfen? Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum, sagt man. Ja, schüttle Dich nur. Zeige Wellenbewegungen wie bei einem Orgasmus. Du machst mir nix vor. Du bist nicht flugbereit. Du schmollst lieber und hältst es mit dem Kleinvieh, das Dich in der Wolle krault.

Ich soll Dich davon befreien? Oh Schreck, bin ich allmächtig? Oder soll ich womöglich Umweltgifte einsetzen? Da kommen mir die Kinder auf den Hals. Die wollen eine Zukunft haben, keine Pestizide auf den Äckern und anderswo. Die demonstrieren sogar gegen Fleischverzehr. Der Klimawandel ist denen zu Kopf gestiegen!

Dir ist es auch zu warm und zu stickig? Wie bitte? Ist das Dein Argument, nochmal in luftige Höhen aufzusteigen? Schon wieder Wellenbewegungen. Ich versteh Dich nicht. Wir haben uns auseinandergelebt. Oh, Du hebst ab. Zwei Zentimeter, drei, vier, fünf … Ey, was soll das? Wenn ich jetzt aufspringe, wohin werden wir fliegen? Ahhh – Du siehst die Gruppe da vorne. Der willst Du hinterher? Also wenn es nicht zu lange dauert, komm ich mit, verzeihe Dir Deinen Streik. Aber es müssen nette Menschen sein, denen Du unsere Gesellschaft anbietest. Bis jetzt sehe ich nur eine mit Bubikopf, die emsig etwas notiert. Daneben fliegen zwei, die fangen Buchstaben ein. Dahinter noch vier, die jonglieren mit ganzen Worten. Meinst Du, die spielen „kreativ schreiben“? Komm, lass uns näher ranschweben …

*** “Wörter wie fliegende Teppiche” heißt mein aktueller Kurs an der VHS Schorndorf. Er gestaltet sich sehr abwechselungsreich und findet im Herbst seine Fortsetzung. https://www.vhs-schorndorf.de/ Sobald die Termine in “trockenen Tüchern” sind, stehen sie auch auf meiner homepage unter “Veranstaltungen”. Ein zweites Angebot ist das Experiment “Wir schreiben ein Buch”. Vorab-Informationen hierzu bitte anforden über info@memoreporting.com

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Mai 20 2021

Auf der Höhe der Zeit

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Der “Tag des Fremdworts” (heute) erinnert daran, dass die Welt noch nie einfach und leicht durchschaubar schien und man sich zu jeder Zeit adäquat ausdrücken musste. adäquat = angebracht, angemessen, entsprechend, geeignet.
Der Tag erinnert mich aber auch daran, dass ich früher Menschen bewunderte, die gerne und viele Fremdworte verwendeten. Das verhieß einen gewissen Grad an Bildung, der als erstrebenswert galt.

Doch bald offenbarte sich hier ein zweischneidiges Schwert. Manche Menschen benutzten Fremdwörter, um unter sich zu bleiben, als eine Art Ausweis für ihre Zugehörigkeit zu einer Kaste. Kasten waren aber doch abgeschafft, oder?

Wenn ich als junge Volontärin einen Artikel geschrieben hatte und er klang kompliziert, durfte er nicht in die Technik zur Weiterverarbeitung (wir tippten die Manuskripte an manuellen Schreibmaschinen auf Papier), bevor ihn unsere Raumpflegerin abends gegengelesen hatte. Ihre Berufsbezeichnung hieß damals noch “Putzfrau”. Und erst wenn sie den Text verständlich fand, durfte ich ihn in den Satz geben. Dann war ich stolz darauf, die richtigen Worte gefunden zu haben. Korrekturen waren manchmal nötig und fielen dank ihres “Feedbacks” leicht. (Wer sagt eigentlich heute noch “Rückmeldung”?)

Unvermeidlich bin ich inzwischen auch in die “Kaste” gerutscht, in der munter Fremdwörter verwendet werden. Dennoch tut diese Prägung mit dem Stichwort “Putzfrau” weiterhin ihre Wirkung. Ich schlage öfter nach, wenn ich bei einem Fremdwort zögere (oder stolpere), weil ich entweder a) seine Bedeutung nur “so ungefähr” weiß und/oder b) es doch lieber so ausdrücken möchte, dass das Fremdwort überflüssig wird.

Oft genug kämpfe ich mit der Einsicht, dass es einer “Umstandskrämerei” gleicht, alles “übersetzen” zu wollen. Aber die kritische Selbsthinterfragung, wann etwas Imponiergehabe, unreflektierte Routine oder zu hohem Grad notwendig ist, schärft meine Auseinandersetzung mit der Sprache laufend. Eine Leidenschaft, mit der ich gerne andere Autor:innen anstecken möchte. Transparenz wird allseits reklamiert und ist ein Grundstein der Demokratie. Wie eine hoch angesehene Tugend, die als Leitmotiv verfolgt: “Auf der Höhe der Zeit und dennoch verständlich bleiben.”

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Mrz 21 2021

Sich aus dem Schneckenhaus trauen – trotz social distancing

Autor: . Abgelegt unter Alltag

Ihre Kolumnen klingen stets er- und aufmunternd. Kein Wunder, versteht sie sich doch als „Reiseleiterin ins unsichtbare Innere“ >> Tina Peel, die in diesem Blog schon am 3. Feb. 2017 von ihrer Arbeit als Lebensberaterin und Astrologin sagte: „Es reicht nicht, den Verstand zu füttern.“  Inzwischen hat sie ihr Buch „Partnerschaft – der Schleichweg zum Ich“ in dritter Auflage veröffentlicht.

Ich wollte von ihr wissen:  >> Was ist aus Deiner Sicht als Astrologin das Besondere an diesem Jahr?

Tina Peel. Saturn meint im Wassermann, dass es sehr darauf ankommt, von welcher «Couleur» die Art unseres Denkens ist. Mehr Disziplin im Denken und klarere Lenkung der Gedankenpferde wird unter diesem «Stern» von uns auf jeden Fall verlangt. Damit steht und fällt denn auch, wie erleichternd und befreiend sich für jeden Einzelnen das Jahr 2021 gestaltet. Realität ist bekanntlich nichts Fixes und sehr individuell, das sollten wir nicht vergessen. Übung macht den Meister, und Saturn unterstützt unsere Bemühungen diesbezüglich auf jeden Fall.

Ist Verunsicherung ein größeres Thema als in vergangenen Jahren?

Peel. Verunsicherung ist IMMER ein Thema. Und auch da rät Saturn im Wassermann, die Position des neutralen Beobachters einzunehmen, denn mit Abstand sieht man mehr. Es ist eine Sichtweise, die man sich Schritt für Schritt erarbeiten muss. Doch es lohnt sich. Auch Jupiter, zurzeit ebenfalls im Wassermann, bläst ins gleiche Horn. Betrachten wir alles in einem größeren Rahmen, erkennen wir erst den Sinn darin. Es ist also eine gute Zeit, neue Sichtweisen zu wagen, um Einsichten und mehr Überblick zu erhalten.

Social distancing – das dämpft, wie allseits erlebbar ist. Welche Extreme könnten passieren, wenn die Ventile wieder geöffnet werden dürfen?

Peel. Die einen stürzen sich wahrscheinlich umso mehr ins Getümmel, so wie letzten Sommer. Nachholbedarf. Andere wiederum entwickelten sich dadurch zu echten Einsiedlern und finden den Zugang nicht mehr. Je länger ein Rückzug dauert, umso menschenscheuer kann man werden, wie es an älteren Semestern oft erkennbar ist. Alles ist zu viel, zu laut, zu aufregend.

Was kann man aktiv tun, um Vertrauen zu stärken?

Peel. Sich aus dem Schneckenhaus trauen und offen und hartnäckig freundlich auf die Außenwelt zugehen. Das tut nicht nur anderen gut, sondern auch uns selbst. Und … das Echo ist entsprechend positiv. Das Vertrauen wächst dann analog dazu von selbst.

Aus dem Schneckenhaus trauen? Mehr Briefe schreiben und telefonieren?

Peel. Egal wie, Hauptsache dass! Jeder hat da seine Vorlieben. Und wer wirklich bereit ist, sich einzulassen, findet immer einen Weg, wie es ihm gelingt. Auch hier gilt: Je weniger wir uns auf eine Form versteifen, umso größer und vielfältiger sind doch die Kontaktchancen.

Vielen Dank für das Interview! Weiteres ist nachzulesen auf > http://astro-lebensberatung.ch/

>> In eigener Sache: “kreativ schreiben” in Schorndorf läuft am 24.3.2021 online an (via Zoom), für den Herbst konzipiere ich vorsichtshalber überwiegend online-Angebote. Näheres dazu jeweils aktuell unter https://journalismus-und-mehr.com/2punkt0/category/veranstaltungen/

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Jan 20 2021

langsam – schnell – langsam, wieviel Vorlauf braucht der Fortschritt?

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

„langsam leben“ wird propagiert, slow food ist „in“ und „German Gemütlichkeit“ können die meisten US-Amerikaner selbst dann aussprechen, wenn sie keine Vorfahren aus Bayern oder der Eifel haben. In rasantem Tempo emporschnellend hingegen bei Corona das Interesse an den jeweils neuesten Zahlen, Erkenntnissen und Maßnahmen. Sehr viele Kräfte im Journalismus überschlagen sich sogar, um viel „Input“ auszustoßen – sei dies nun solide und damit nützlich oder nicht. Schnelligkeit vor Qualität?

Einsamkeit assoziiert man mit der langsamen Seite des Lebens. Die Zeit tröpfelt dahin, nicht selten ziehen sich Sinnfragen zäh durch den Alltag. Vor Jahresfrist berichtete ich über das erste Ministerium in England, das zuständig ist für diesen Zustand, der nicht gesundheitsfördernd ist. (Hier noch ein älterer Bericht darüber > https://www.deutschlandfunk.de/grossbritannien-ein-ministerium-leistet-pionierarbeit.795.de.html?dram:article_id=455902  Sich nicht treffen können, macht zwischendurch einsam – auch wenn man noch so viel telefoniert, mailt, skypt. Das Netzwerk existiert weiterhin, aber Distanzhalten strapaziert, Unwägbarkeiten nerven, ewig Vorsichtigseinmüssen verbraucht Energie, stellt unsere Geduld auf eine harte Probe. Das ist hinlänglich bekannt. 

Ins Rampenlicht geriet einiges, dass zwar als bekannt gelten durfte, aber nun umso greller ins Bewusstsein drängte: Geld ist genug vorhanden. Während man früher um 50 Cent mehr für Hartz-IV-Empfänger stritt … Wir müssen das an dieser Stelle nicht wiederholen. Aufgehoben habe ich ein Interview mit Herbert Grönemeyer in der ZEIT vom 5. November 2020, in dem er die Reichen zur Solidarität mit den Kreativen auffordert. In der gleichen Ausgabe wurde Lisa Federle vorgestellt, eine kämpferische Notärztin in Tübingen, die bereits im März 2020 (!) ihren Wohnwagen zu einer mobilen Corona-Testpraxis umbaute. „Es gibt Dinge, wichtige Dinge, die können nicht warten. Irgendjemand muss anfangen“, wird sie zitiert. Für ihr beherztes human-medizinisches Engagement (das schon während der Flüchtlingsströme 2015 vielen Menschen half) bekam sie vom Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande.

Beispielhaft! Wie viele positive Ansätze und Aktionen mag es geben in unserer Republik, die einen lose geknüpften Flickenteppich bilden, Anstöße liefern, mahnen und vorbildlich Energie einsetzen – und dennoch behält das Zögerliche (und oftmals leider auch die Ignoranz des Notwendigen) die Oberhand – von den “knausrig” bestellten Masken und Impfstoffen bis hin zur Maßnahmen gegen die Popularisierung, Erderwärmung usw. Was alles muss passieren, damit die Welt sich ändert?

Ganz besonders traurig werde ich bei der Debatte um „home office“, habe ich doch schon vor etwa 25 Jahren darüber für DAS BESTE einen Artikel aus Amerika adaptiert, der die Vorteile dieser Arbeitsweise deutlich machte. Mitnichten war ich die einzige, die dies thematisierte. Aber genauso wie meine jahrelange Anti-Mobbing-Berichterstattung böse Angriffe nicht verminderte, meine Journalismus-Kritik die Wiederholungen des zu Einseitigen, zu Vordergründen nicht eindämmte, ist auch vieles andere verpufft, das positive Impulse transportierte, zu sinnvollen Veränderungen ermutigte etc. Pionierleistungen wie die von Lisa Federle oder Apelle von Herbert Grönemeyer konnten nicht die ihnen gebührende Durchschlagskraft entwickeln – gegen Behäbigkeit scheint ganz wenig Kraut gewachsen zu sein. „Schade“ ist ein viel zu milder Ausdruck dafür! Als passender Musiktitel dazu fällt mir „3 Schritte vor und 2 zurück“ (1972) von Petra Pascal ein, anzuhören hier > https://www.youtube.com/watch?v=DoKwg95Kt4o – den Text findet man hier > https://www.lyrix.at/t/petra-pascal-drei-schritte-vor-und-zwei-zuruck-017

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