Aug 09 2009
Sensibel – bist du es oder wirst du es?
„Du bist Deutschland“ – diese Kampagne fiel mir gestern spontan in einem großen Warenhaus ein. Ich musste mit meinem Einkaufswagen stehen bleiben, denn ein Pärchen beriet sich vor den Drucker-Patronen, welche denn daheim passen würde. Die Frau war nicht das Problem, der Mann war in die Hocke gegangen und blockierte damit mein Durchkommen mit dem Einkaufswagen.
Ich überlegte, ob ich zurück rangieren und die nächste freie Bahn nehmen sollte. Aber mich begann zu interessieren, wie lange es wohl dauern würde, bis der Mann merkte, dass er ein Hindernis darstellte. Er hätte nur einen Schritt vorwärts zu hoppeln brauchen. Aber mit Abstand betrachtet sich die Patronen-Auswahl natürlich besser.
Er merkte seine Rolle nicht. Er erhob sich erst, als er fertig war mit der Betrachtung des Warenangebots. Sein Blick fiel auch dann keine Sekunde auf mich. Mein höfliches stilles Warten drang zu seinem Bewusstsein gar nicht vor.
Darum die Erinnerung an die Kampagne. Man könnte eine neue starten: „Du bist sensibel“. Mit entsprechendem Aufwand könnte man verdeutlichen, was damit gemeint ist. Sensibel nicht nur, wenn es um die eigenen Pfründe geht. Sondern sensibel für das Miteinander, das Gemeinwohl.
Denn der kauernde Mann ist nur symptomatisch dafür, wie sehr sich viele abgeschottet haben und nicht mehr wahrnehmen, was um sie herum vor sich geht. Folglich haben sie auch keine Bringschuld dem Miteinander gegenüber. Das mit „Reizüberflutung“ zu entschuldigen, ist ungeheuer praktisch. Aber man müsste dies ja nicht auf sich beruhen lassen, wenn es einen Sponsor für die Sensibel-Kampagne geben würde.