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Aug 03 2019

Die Musenkussmaschine

Autor: . Abgelegt unter Literatur

Die Musenkussmaschine steht bei mir im Bad. Sie beansprucht wenig Platz, hat aber immer ein Auge auf mich. Gott sei Dank ist die Kamera nie an. Ich mag nicht beobachtet werden. Aber ich könnte sie in Betrieb setzen. Doch dazu später.

Die Teilnehmer*innen aus „kreativ schreiben“ haben mir zum Semesterabschluss diese Maschine geschenkt, damit mir weiterhin famose Schreibspiele einfallen. Ich bin zunächst erschrocken, weil sie doch ein wenig aussieht wie ein kostbarer, altertümlicher Fotoapparat. Allerdings ist dieser auf zwei Röhren aufgeschraubt. Und seitlich hängt ein kleiner Hut mit Feder an einem Haken.

Alles ist etwas unförmig zusammengefügt, aber die Maschine erfüllt ihren Zweck. Sie steht im Bad, weil sie nur nach dem Händewaschen benutzt werden darf. Natürlich müssen die Hände sorgfältig abgetrocknet sein. Und beim Abtrocknen entscheide ich dann, ob ich die Hilfe der Musenkussmaschine in Anspruch nehmen will. Manchmal laufen meine Ideen auch selbständig weiter und brauchen keine Hilfe. Der kurze Weg zum Computer reicht dann gerade aus, damit sich die Formulierungen in meinem Kopf festsetzen können. Sie bleiben aber beweglich, können bei Bedarf noch verschoben und ergänzt werden.

Mein Ziel ist klar umrissen: Ich will in meinen Kursen gerne helfen, dass die Teilnehmer*innen unterhaltsame wie packende Texte zustande bringen, so dass sie mit sich zufrieden sind und immer wieder Fortschritte feiern können. Ich sollte also Impulse aussenden und motivieren können, damit alle das Glück des Schreibens erfahren. Dazu habe ich einiges Handwerkszeug, brauche aber auch den Kuss der Muse.

Wenn dieser nicht auf Zuruf kommt, lege ich meine Hände in die Röhren, schließe die Augen und zähle bis elf. Dann durchläuft mich ein Glücksgefühl, und die Arbeit am PC beginnt. Wenn dies nicht von Erfolg gekrönt ist, nehme ich den kleinen Hut vom Haken und setze ihn auf meine Tastatur. Nützt das immer noch nichts, bleibt mir nichts anderes übrig, als dessen kleine Feder zu nehmen und mir damit über alle zehn Finger zu streichen, bis diese von selbst lostippen.

Mit der Kamera könnte ich nun festhalten, wie ich vor dem Inspiriertsein aussah und wie nach erfolgter Arbeit. Aber ich sagte ja schon: darauf verzichte ich. Dazu bin ich einfach zu eitel.

„Die Musenkussmischmaschine“ ist ein Buch, das ich bis jetzt noch nicht gelesen habe. Aber der Titel „bleibt hängen“ und inspiriert. Das Buch von Gerd Herholz und Bettina Mosler erschien 2003 und enthält mehr als 100 Schreibspiele.

Ein mitreißender Titel, eine flotte Schreibe und viele Tipps – dieser Ratgeber kann die Lust aufs Schreiben fördern und über etwaige Klippen hinweghelfen!

Cornelia Jönsson. Der Sprung ins weiße Blatt. Okt. 2017, 220 Seiten, Autorenhaus-Verlag, € 12,80, ISBN 978-3866711440

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