Archiv für das Tag 'Satire'

Mrz 06 2020

Noch ein Ministerium

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Das Ministerium für Einsamkeit – siehe Beitrag zuvor – ließ mich nachsinnen: Wofür könnte man noch Ministerien gründen? (Achtung! Vielleicht wird das eine Satire!)

Heute wurde ich fündig. Ich stand an der Kaffeemaschine – eine altmodische, nicht vollautomatisch. Da fiel mir ein, dass ich eigentlich zu viel arbeite. Auf zu vielen Baustellen. Meist unter einem gewissen Druck. Von einer Bekannten hörte ich Ähnliches. Sie hatte letzte Woche PC-Verbot. Keine Ahnung, wo sie sich befand, aber ich fantasierte mir einen Wohnwagen dazu, eine schöne Lichtung und viel In-die-Luft-starren.

Doch zurück zur Kaffeemaschine. Als ich sie in Gang setzte, blitzte vor meinem geistigen Auge das “Ministerium für Leistung” auf. Es könnte dazu dienen, endlich Leistung zu definieren. Heutzutage gilt ja fatalerweise die Definition “IMMER-MEHR”. Man freut sich, wenn man diese Norm erfüllen kann. Aber ich will mehr! Morgen hänge ich mir mir ein gerahmtes Blatt an die Wand: “Dies ist der vernünftige Rahmen für Leistung” soll darauf stehen. Den Rest des Tages bin ich nun mit Grübeln beschäftigt. Ist Grübeln eine Leistung?

Bevor ich eine Antwort auf diese Frage finde, denke ich mir bereits Arbeitsbegrenzungsmaßnahmen aus. Und natürlich eine vernünftige Relation zwischen Leistung und Ertrag. Zuletzt behalte ich das aber alles für mich und stelle es dem nächsten Kurs “kreativ schreiben” anheim, sich über Leistung usw. eine Geschichte auszudenken. Damit ich nicht alleine grüble. Denn das könnte mich einsam machen, wozu ich zwar das Ministerium für Einsamkeit anrufen könnte, aber das ist in England. Und jetzt, bei all den Wirren um den Brexit …

Also verabschiede ich mich nun erst mal mit einem grüblerischen Lächeln und hoffe, ich habe einen leistungsschwachen Tag!

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Okt 16 2016

Kabarett ist mehr als Witze zum Lachen & Vorsicht bei Mundart im Text / Herbsttermine

Autor: . Abgelegt unter Kultur,Literatur

Sissy Perlinger machte gerade Bühnenpause, als ich partout eine Kabarettveranstaltung als Geburtstagsgeschenk brauchte. Wer trat statt dessen in Reichweite auf? Wenn man mit einem Namen nichts verbindet, vermittelt evtl. Youtube Programmausschnitte. Und man soll ja Unbekannten auch eine Chance geben; jede/r hat mal klein angefangen.

Wir landeten bei einem Duo, das bereits seit mehreren Jahren Säle füllt. Einiges war auch ganz witzig. Es ist nicht so, dass wir nicht gelacht hätten. Aber manchmal sahen wir uns doch über den Brillenrand (die Stirn leicht gekräuselt) etwas ratlos an. Wir waren an rechtschaffene Comedians geraten. Kabarett ging anders!

Es gibt sehr gute Comedians. Olav Schubert zähle ich dazu. Oder ist er mehr Satiriker? Schon lange suche ich nach einer Definition, die die Unterschiede zwischen den „Spaßmachern“ und den Kabarett auf den Punkt bringt. Nun habe ich endlich aus dem Mund von Werner Schneyder in der Talkshow „3 nach 9“ eine schlüssige gehört: „Kabarettisten machen einen Witz, um etwas zu erhellen; sie nehmen das Lachen in Kauf, aber Verblüfftsein genügt. Comedians machen einen Witz, damit die Leute lachen.“ (14.10.2016) Schneyder, Jahrgang 1937, nennt sich übrigens einen “Universaldilettanten” und “hauptberuflichen Meinungsträger“.

Die Liste deutscher Comedians ist lang – siehe > http://www.comedy-shows-tickets.de/deutsche-comedians-liste-who-is-who Einige Namen – wie Dieter Nuhr und Urban Priol –  sind sowohl unter den Kabarettisten als auch unter den Comedians aufgeführt. Kann sein, dass diese Künstler nicht nur „erhellen“, sondern auch jene ansprechen, die lediglich ihre Lachmuskeln trainieren wollen. (Oder man nimmt es mit den Kategorien nicht allzu genau.)

Wer es schon mal versucht hat, weiß, dass es nicht einfach ist, witzig zu schreiben. Bei den Printmedien – man sieht ja weder Mimik noch Gestik – werden Glossen gelegentlich missverstanden. Bei Mundart-Texten erwartet man eher, dass etwas auf die Schippe genommen wird. Doch Mundart will gekonnt sein – schreiberisch gekonnt.

Apropos Mundart, Jargon und sonstige Färbungen. Sie sind gelegentlich sinnvoll, um Protagonisten authentisch auftreten zu lassen. Dazu empfehle ich eine Diskussion bei der „Textwache“ über „Slang, Modewörter und Jugendsprache – Wie umgangssprachlich sollte oder kann ein Text sein?“ >  http://www.textwache.de/textwache-diskutiert/oktober-2016/

Für die Herbstkurse „kreativ schreiben“ sind Anmeldungen möglich in

  • Ostfildern für den 8. & 29.11.2016 sowie in
  • Nördlingen für den 19.11. & 10.12.2016 (jeweils VHS)
  • Der Kurs ist Schorndorf ist schon gestartet und kann noch eine/n „Spätberufene/n“ aufnehmen beim 2. Teffen am 9.11. – Näheres unter > http://journalismus-und-mehr.com/lesehimmel.php

 

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Jun 09 2009

Hohles entlarven

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Literatur

Bölls Originalstimme. Die CD mit seinen Satiren ist etwas Besonders. Erinnerungen an eine Zeit steigen hoch, in der viel um den heißen Brei herum geredet wurde. Deshalb Satire. Sie nimmt das aufs Korn. Das beredte Schweigen. Die Abfälschungsmanöver.

“Eine gute Zeitung erkennt man daran, was sie weg lässt”, hörte ich in meiner Ausbildung. Das prägt meine Medienrezeption bis heute. Ich bin nicht mehr so streng wie früher. Aber wenn ich mir “Dr. Murkes gesammeltes Schweigen” vergegenwärtige, wünsche ich mir die Strenge von früher zurück. Hohles gehört als “Hohles” entlarvt.

Heinrich Böll saß in Mutlangen vorm Raketendepot. Die Fotos von der Promi-Blockade gingen um die Welt. Es war eindeutig: Hier steh ich, ich kann nicht anders. Solche Unbeirrbarkeit ist selten geworden. Das macht nachdenklich.

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