Okt 11 2010
Hebammen brauchen größere Lobby
Sind Sie auch mit Hilfe einer Hebamme zur Welt gekommen? Haben Sie auch Hebammen bei der Geburt Ihrer Kinder schätzen gelernt? Schade, dass diese Berufsgruppe jetzt mal wieder vor den Kopf gestoßen wurde! Sie wehrte sich in einem offenen Brief an Minister Rösler, weil sie „mit Fassungslosigkeit und Wut“ erfahren musste, dass „nun ein Füllhorn von einer Milliarde Euro über die niedergelassenen Kassenärzte“ ausgeschüttet wurde, während die Hebammenhilfe pro Jahr insgesamt gerade einmal 360 Millionen Euro entlohnt wird.
Zwei Zitate aus dem Brief:
– „Rein rechnerisch darf sich jeder der 150.000 Kassenärzte jetzt über fast 6.700 Euro mehr im Jahr freuen, während eine selbständige Hebamme im Durchschnitt die ersten 12 begleiteten Geburten im Jahr umsonst arbeiten muss, um allein nur die ins uferlose steigenden Haftpflichtprämien bezahlen zu können. Dies alles, nachdem die Ärztehonorare bereits im vergangenen Jahr um 6,1 % gestiegen waren“.
– „Tausende von Hebammen haben in den vergangenen Jahren mangels wirtschaftlicher Perspektive ihren Beruf aufgeben müssen. Die garantierte freie Wahl des Geburtsortes (Klinik, Hausgeburt, Geburtshaus) ist schon heute insbesondere in vielen ländlichen Gebieten zur reinen Farce verkommen.“
Ist das ein weiterer Beweis für das Auseinanderklaffen von (volkswirtschaftlich) Kinderwollen, aber die Voraussetzung dafür klein halten bzw. verschlechtern? Oder zeugt dies abermals von großer Ignoranz Frauen gegenüber, die gefälligst dem Medizinbetrieb vertrauen und notfalls auf erfahrende Hebammen verzichten sollen?
Übrigens: Hebammen haben fast keine Lobby, kommen in den Medien selten vor und sind deshalb mit ihren Leistungen, Mahnungen und Nöten in der Öffentlichkeit unterrepräsentiert.