Jan 17 2011
Der 9. Oktober 1999 … hinterlässt einen bleibenden Eindruck
Es ist selten, dass ich ein Buch ein zweites Mal lese. Bei „Ein wilder Tag“ von Bonnie Jo Campbell war mir dies eine Herzensangelegenheit. Nicht nur aus schreibtechnischen Gesichtspunkten, denn am Aufbau dieses Romans lässt sich vor allem der Perspektivwechsel studieren. Anziehend ist die erdverbundene Atmosphäre, die die Ereignisse an diesem 9.10.1999 trägt. Rasch wird vermittelt, dass dieser Tag für eine Reihe von Personen unvergesslich bleiben und Veränderungen nach sich ziehen wird.
Diese Verheißung ist jedoch ein kleines Licht in der Ferne. Wenig spektakulär, wie auch der Ton, in dem uns über die Dorfbewohner am östlichen Rand des Kalamazoo County allerlei erzählt wird. Hauptperson ist ein zwölfjähriger Junge, der sein Asthma mittels Inhalator zähmt, sich aber unbedingt abhärten und dem Farmer George Harland imponieren will. Dieser hat erst vor sechs Wochen die viel jüngere Rachel geheiratet, in deren Adern indianisches Blut fließt und die von ihrer Mutter auf einem Hausboot ohne Komfort aber mit eindrücklichem Unterricht im Erlegen und Weiterverarbeiten von Tieren groß gezogen wurde.
Im Mittelpunkt steht eine Scheune, die viel erzählen könnte. Ihr stattliches Alter bestätigt ihre solide Bauweise. Selbst ein Tornado hatte sie nicht wegreißen können. Doch schnell verdichtet sich zur unglaublichen Gewissheit, dass sie an jenem schicksalhaften Oktobertag fällig ist. Unfassbar, aber sie brennt wirklich ab. Eine zunächst sorgsam gehütete Zigarettenglut ist schuld daran, dass das Stroh Feuer fängt. Wird der Verursacher überleben? Falls ja, wie wird man ihm begegnen?
Im Original heißt der Roman „Q Road“ und ist 2003 erschienen. In Deutschland kam die gebundene Ausgabe 2004 bei Droemer heraus, das Taschenbuch bei Knaur 2008 (392 Seiten, 7,95 €, ISBN 978-3-426-62927-7). Von der preisgekrönten Autorin ist für 2011 ein weiterer Roman angekündigt.