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Feb 20 2016

Ein kleines Buch hat trotz Hindernissen Erfolg – die 2. Auflage von “Namenloser Tod” ist gestartet

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Literatur

Sie wird nochmal gegenwärtig: Stefanie Blech, Jahrgang 1982, die am 20.7.2000 einen Cocktail aus Alkohol und Drogen nicht überlebte. „Namenloser Tod“ – mit diesem Buch will ihr Nachbar Siegfried Naujeck, dass sie nicht vergebens gestorben ist. Ohne Zeigefinger vor Sucht zu warnen ist sein Anliegen, und andererseits will er Diskussionen über Grundwerte und „modernes Leben“ schlechthin anstoßen. Der Dortmund Verlag brachte nun im Januar die zweite Auflage mit einem Lektüreschlüssel heraus. Dieser stammt aus meiner Feder und enthält unter anderem neun Fragenblöcke, die die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Aspekten des Stoffes vertiefen mögen.

Nun könnte ich die übliche Inhaltsangabe liefern. Doch das passt an anderen Stellen besser. In diesem Blog will ich ja gelegentlich einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Vordringlich ist im Moment, dass das Buch ausschließlich über den Buchhandel erhältlich ist, weil Amazon es seit fünf Wochen nicht schafft, den Titel online zu stellen. Abgesehen davon, dass ich selbst bei den allermeisten Gelegenheiten den örtlichen Buchhandel einer „Fernbeziehung“ vorziehe, sind die Mühen, die es kostet, dass der Verkauf über Amazon funktioniert, erwähnenswert.
Keine Ahnung, woran das liegt. Am Apparat? An einem Eingabefehler, dessen Korrektur anschließend vom System schlichtweg nicht „gefressen“ wird? Stellen Sie sich vor, Sie sind Autor, haben sich eine gefühlte Ewigkeit mit ihrem Buch leidenschaftlich gefordert und geplagt, und erhalten dann von interessierten Menschen mehrfach die Rückmeldung „Amazon meldet ‚derzeit nicht lieferbar‘“.
Es ist nicht das erste Hindernis, das sich für Autor Naujeck mit dem Buch verknüpft.

Hier ein Auszug aus dem Lektüreschlüssel, Kapitel „Rezeption“:
Ausgerechnet die Landesstelle für Suchtfragen in Sachsen-Anhalt nimmt Anstoß an dem Buch. (…) 2009 zog sie eine Parallele zu dem Stern-Bestseller „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, den sie mit einer „Trivialisierung des Drogenkonsums“ in Zusammenhang bringt. (…) Die Geschichte der Christiane F. vom Berliner Kinderstrich schockierte 1978 Jung und Alt, (…) wurde laut „wikipedia“ Anfang der 80er Jahre „zum meistverkauften Buch in der Bundesrepublik Deutschland, in 15 Sprachen übersetzt“ und „in zahlreichen Schulen“ zur Pflichtlektüre. (…)
2011 musste Naujeck erkennen, dass sein Buch punktuell bei Schulen und Jugendklubs der Negativbewertung zum Opfer fiel (…) und wehrte sich in einem „Offenen Brief“ gegen die unerbetene Einschätzung (…). Denn auch wenn man Texte natürlich unterschiedlich auffassen und auslegen kann – hier war dies von einer öffentlich-rechtlichen Instanz hinter den Kulissen mit weitreichenden Konsequenzen geschehen und deshalb einen kritischen Diskurs wert.
Unter anderem ging es um den Nachahmungseffekt. Wenn dieser so hoch gewichtet würde, dürfe man – so Naujeck – im Unterricht auch nicht „Die Leiden des jungen Werthers“ von Goethe oder die modernisierte Aufbereitung dieses Sehnsuchtsstoffs von Ulrich Plenzdorf (168/70, DDR) im Unterricht durchnehmen. Der offene Brief gibt zu bedenken: „ … woraus lernen wir alle – wenn nicht aus Konflikten, rivalisierenden Gegensätzen, strittigen Werten, Missverständnissen und Widerständen? Offene Diskussionen sind in der Wachsamkeit Suchtverhalten gegenüber förderlich. Eine Bürokratie, die mehr verhindert als Räume öffnet, ist kontraproduktiv.“ ZITAT ENDE
Die Entwicklung des Offenen Briefes habe ich miterlebt, verfolge also die Autorenschaft von Siegfried Naujeck schon einige Jahre. Und als dann der Verlag, bei dem die erste Auflage erschienen war, Insolvenz anmeldete, habe ich mitgeholfen, dass die Geschichte von Stefanie weiterhin auf dem Buchmarkt präsent bleibt. Generell bin ich daran interessiert, dass Wachsamkeit gegenüber Strittigem hoch gehalten wird!
Siegfried Naujeck. Namenloser Tod. 2. überarbeitete Auflage mit Lektüreschlüssel, 2016, 199 Seiten, Dortmund-Verlag, 14,80 €, ISBN 978-3-95960-038-5

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