Sep 07 2009
Oktoberfest fern der Heimat
Puh, die heißen Tage haben so richtig ausgetrocknet! Gar manches kühles Blondes wurde da nach Sonnenuntergang gekippt – richtig gemütlich im Biergarten. Vorausgesetzt, man musste nicht mehr hinters Steuer.
Kaum ist flaut der Sommer ab, halten Oktoberfeste den Durst bei Laune. Erst das in München. Traditionell endet es, kaum dass der Oktober angebrochen ist. Da geht es in Florida aber erst richtig los! Kaum ein deutscher oder deutsch-amerikanischer Club, der sich nicht ein Oktoberfest ins Programm schreibt. Da habe ich schon Holzsägewettbewerbe und Schuhplattler erlebt.
Einer der großen Clubs feiert an zwei Wochenenden in Cape Coral. Aus diesem Anlass wird sogar eine Oktoberfest-Königin gekrönt. Es hat bereits Tradition, dass auf dem weitläufigen Areal auch immer eine Kapelle aus Deutschland einheizt. In diesem Jahr ist es die Zimmerer Kapelle Biberach. Siehe > http://www.gasc-capecoral.com/e_start.htm (Aktualisiert ist nur die englische Version.)
Bald werde ich wieder einige Stunden dabei sein, wenn in Cape Coral getanzt und geschunkelt wird. Die ersten Jahre traute ich mich nur mit Dirndl hin. Man hatte mir gesagt, das erwarte man von Gästen aus Deutschland. Nur so werde ich als Deutsche wahrgenommen und anerkannt. Schließlich bemühe man sich, deutsche Tradition aufrecht zu erhalten – sogar über Generationen hinweg, nachdem Enkel und Urenkel längst in Amerika geboren worden sind. Was liegt dann näher, als dass ein Original auch die originale Tracht trägt?
Das Argument sah ich ein. Es kostete trotzdem Überwindung, da das Dirndl in meiner Generation – gelinde gesagt – als verstaubt und nicht im positiven Sinne volkstümlich angesehen wird. Aber nach einigen Stunden unter der Sonne Floridas wurde es zum wirklich angenehmen Kleidungsstück. Erstens versteckt es praktisch Rundungen, zweitens macht es jünger als ich dachte. Eigentlich ist es ja ursprünglich ein Arbeitsgewand. Wie die gute alte Kittelschürze, die ich zum Auftakt des Blogs am 24. + 25. April 2009 thematisierte.