Nov 17 2009
Schwäche und Fehlbarkeit zulassen!
Bewegende Trauerfeier im Fußballstadion, viele Tränen zum Abschied von Nationaltorwart Robert Enke am Volkstrauertag. Dazu meinte eine Passantin in ein Radio-Mikrofon (SWR): “Da sind die Menschen so, wie sie sein sollten!” Das spricht Bände!
Endlich war es legitim, den Gefühlen freien Lauf zu lassen, Schulterschluss zu üben, das Maskenspiel in unserer Gesellschaft für einige Stunden auszusetzen. Viele weinten nicht zuletzt um ihre eigene Verletzlichkeit und dass diese im Alltag keinen angemessenen Platz beanspruchen darf. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff erreichte die Herzen mit dem Gegenentwurf: „Wir brauchen keine fehlerfreien Roboter, wir brauchen Menschen mit Ecken und Kanten.“
Mobbing-Opfer wüssten darauf einiges zu erwidern. Aber wenn die Trauerreden eine Wende zu mehr Menschlichkeit einleiten – dann trage ihre Substanz bitte mindestens durch das nächste Jahr, das ein sehr schwieriges werden dürfte (Entlassungen, Kaufkraftschwund etc.). In Hannover konnte letzten Sonntag das Erlebnis der anderen Stimmungsqualität schon greifen: „… es ist auch warm geworden, weil die Stadt ganz eng zusammengerückt ist“ (Oberbürgermeister Stephan Weil).
Den Umgang mit Schwäche diskutieren wir schon lange – es ist überfällig, Ängste und Labilitäten bei jederfrau und jedermann zu akzeptieren und zu integrieren. Dann sind sie auch nicht länger ein Störfaktor. Der Traum von der Unverwundbarkeit sollte den Legenden vorbehalten bleiben. Blindes Erfolgsstreben ist keine Kunst! Mehrdimensionalität trägt zu entschieden größerer Reife und – trotz Zweifeln, Schwachpunkten, Rückschlägen usw. – zu mehr Lebensfreude bei. Weise Alte haben das in allen Gesellschaften immer wieder bestätigt.
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