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Dez 30 2009

Schöpft Hoffnung aus Glückwünschen!

Autor: . Abgelegt unter Alltag,Sonstiges

Manche lesen die Zeitung von hinten. Wegen der Todesanzeigen. Ich kenne sogar jemanden, der sammelt besonders eindrucksvolle. Über die Neugier auf Todesdaten ist viel geforscht worden. Spätestens wenn Gleichaltrige oder gar Jüngere sterben, ist das ein Anlass zum Grübeln.

Auf der gleichen Zeitungsseite oder „gegenüber“ finden sich regelmäßig „Glückwünsche & Persönliches“. Zum Schuljahresbeginn habe ich gestaunt, wie viele Großeltern in der Stuttgarter Zeitung (StZ) ihren Enkelkindern einen guten Start als ABC-Schützen wünschten. Vielleicht werden die Kinder dadurch mit größerer Begeisterung ans Lesenlernen herangeführt? Oder betrifft das vor allem die Familien, in denen das Lesen schon vor der Einschulung „sitzt“?

Die Glückwünsche gelten jedenfalls immer häufiger „jungen“ Anlässen –  Silber- oder Goldhochzeiten sind in der Minderheit. Stichprobe heute in der StZ: da wird zum ersten runden Geburtstag gratuliert, zweimal zum 18. und einmal zum 44., zur Eisernen Hochzeit (65 Jahre Ehe!) und zum ersten Hochzeitstag. Insgesamt sind es zehn Anzeigen.

Je mehr Anzeigen, desto besser geht es der Zeitung, desto weniger Kollegen müssen um ihre Anstellung fürchten und desto ferner ist vielleicht auch die nächste Preiserhöhung fürs Abonnement. Außerdem ist es beruhigend zu wissen, dass Menschen für gute Wünsche ein wenig mehr ausgeben können, als eine handelsübliche Gratulationskarte kosten würde. „Privat liegt sehr viel Geld auf der hohen Kante“, höre ich oft, wenn ich gegen Hartz-IV wettere und anscheinend belehrt werden muss, dass nicht alle BundesbürgerInnen am unteren Rand der Einkommensskala angesiedelt sind.

Vielleicht ist deshalb die Rubrik „Glückwünsche & Persönliches“ so eine Art „Zuflucht“ für mich geworden. Da kann ich ablesen, wem es gut geht und freue mich. Mit dieser Perspektive lässt sich Hoffnung für die Zukunft schöpfen. Nicht zuletzt ist ein Zeitungsabonnement ja kein niedrigpreisiges Vergnügen: Finden gedruckte Glückwünsche statt, zeugt das pro Anzeige zumindest von zwei (evtl. treuen) LeserInnen.

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