Monatsarchiv für Februar 2012

Feb 18 2012

Abdanken und nett aussehen

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik

Das höchste Amt im Staat ist wieder frei. Wer wird die oder der NEUE sein? Klar, dass nun endlich eine Frau nicht nur eine Chance verdient hat, sondern wirklich auch mehrheitlich gewählt werden sollte. Der Journalistinnebund macht in seinem Blog dazu Vorschläge: http://watch-salon.blogspot.com/

Randnotiz: Nach einer Rücktrittsgalerie googelte ich vergeblich. Falls jemand doch eine Fotostrecke verschiedener Rücktritte in den Tiefen des Webs finden sollte, freue ich mich über Nachricht.

Ob Horst Köhler oder Christian Wulff: die Männer standen hinterm Rednerpult, ihre Ehefrauen standen ohne „Schutzwall“ den Blicken der Nation völlig freigegeben in angemessener Reichweite. Da bekommt das Wort STANDVERMÖGEN eine prickelnde Bedeutung. Die Frauen konnten sich an keinem Papier (die Männer lasen ab) festhalten, hatten nichts anderes zu tun, als eine gute Figur zu machen. Allenfalls durften Sie den Dank ihres Gatten für Rückenstärkung und Repräsentationsgeschick entgegennehmen. Und dann einen guten Abgang hinlegen.

An der Auswahl der Kandidatin wird man erkennen, ob man es mit einer Bundespräsidentin wirklich ernst meint.

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Feb 12 2012

Memoiren wahrheitsgetreu oder ausgeschmückt?

Autor: . Abgelegt unter Literatur,Sonstiges

„Warum soll man die Wahrheit suchen, wenn jeder mit seiner gut leben kann?“ Ich weiß nicht mehr, von wem der Satz stammt, doch er bezog sich auf den Roman Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik von Emma Braslavsky. Ein hervorragendes Buch, das ich so schnell nicht vergesse. Hier eine anschauliche Rezension darüber > http://bit.ly/x9UCmH

Das Buch erwähne ich deshalb, weil ich immer wieder gefragt werde, ob Memoiren denn wahr sein müssen. Ob man sich wirklich bis ins Kleinste erinnern können muss. Ob es unschicklich oder unlauter ist, etwas auszumalen oder wegzulassen, unwissentlich falsch darzustellen oder einfach zu übertreiben. „Es kommt darauf an“, leite ich gerne die Gewissenserforschung ein.

Dazu machte eine persönliche Erfahrung, die mich schmunzeln ließ. Wie ich bereits am 25. September 2011 in diesem Blog ausführte, ebnet eine „Zeittafel“ den Zugang zu Erinnerungen. (Sie finden diesen Beitrag, wenn Sie in das Suchfeld „Zeittafel“ eingeben.) Eines Tages sandte ich einige Fragmente aus meiner Zeittafel meinem Vater. Vielleicht könne er etwas ergänzen und finde etwas, das zu korrigieren wäre.

Und so kam es, dass eine feste Redewendung meiner Mutter plötzlich auf den Prüfstand kam. Sie hatte von mir als einjährigem Kind behauptet, dass ich bei Ruhestörungen nachts immer „senkrecht im Bett stand“. Ich hatte das Bild vor Augen: hochgeschreckt und von den Eltern gehalten, während unter uns die anderen Hausbewohner eine lautstarke „Party“ veranstalteten. Diese Szene darf als zentraler Punkt in unserer Familiengeschichte gesehen werden, denn ohne diese nächtliche Pein, die uns häufig zusetzte, hätten meine Eltern nie das Abenteuer „Hausbau“ auf sich genommen. Die Lärmenden konnten damals nicht beruhigt werden, denn es handelte sich um Lehrlinge des Braugewerbes, die aufgrund des Biers, das ihre Lebensgrundlage war, nachts zur Höchstform aufliefen und für Beschwichtigungen unerreichbar blieben.

Mein Vater meinte nun mehr als 50 Jahre später: „Das kann nicht stimmen, denn mit in dem fraglichen Alter konntest du noch nicht stehen.“ Verblüfft musste ich ihm Recht geben. Futsch war das schöne Bild mit „senkrechten Baby im Kinderbettchen“! Entweder die Formulierung meiner Mutter war lediglich im übertragenen Sinne zu verstehen oder ich erinnere mich nicht exakt an sie. Wie dem auch sei, es wird immer mehrere Möglichkeiten geben, eine Begebenheit, Örtlichkeit oder Handlung aufzufassen und zu formulieren.

Der ungeklärte Tod der Großmutter regt in dem o. g. Roman von Emma Braslavsky sechs Enkel zu Spekulationen an, die sehr unterhaltsam sind. Wir alle bekommen damit vorgeführt, dass jede und jeder sich seine Version der Geschichte zurechtlegt – unabhängig davon, wie sehr er oder sie der Wahrheit nahekommen will oder ob dies überhaupt zu bewerkstelligen ist.

Es gibt Menschen, die schreiben ihre Vergangenheit oder die ihrer Familie nieder, um dabei in alle Verästelungen vorzustoßen und Einzelheiten sowie den alles zusammenhaltenden Bogen offen zu legen. Andere wiederum haben diesen Anspruch nicht. Sie möchten erzählen. Dabei hangeln sie sich an ihren Erinnerungen entlang und räumen ein, dass ihre Fantasie manches Detail aus der Luft griff (weil es so gewesen sein könnte) oder Naheliegendes ergänzte (das nicht mehr exakt zu ermitteln ist) oder etwas ins Fiktive drehte (damit die Geschichte einen gewünschten „Dreh“) bekam.

Die Möglichkeit, Ungenaues oder Fabuliertes kenntlich zu machen, mag man nutzen oder auch nicht. Wie man damit die Vorstellung der Enkel und anderer RezipientInnen beeinflusst, steht auf einem ganz anderen Blatt. Grundsätzlich gilt (auch für jene, die ihre Zielgruppe fest umrissen haben): man schreibt für sich und muss mit dem Ergebnis zufrieden sein. (Und einige leisten sich dazu einen Coach oder Ghostwriter, um sich die Arbeit zu erleichtern.)

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Feb 05 2012

Frauen-Lippen & Männer-Urin – wen juckt’s?

Autor: . Abgelegt unter Allgemein/Politik,Kultur

Wo möchte ich reinpinkeln? Es geht nicht um Nachttopf oder Thermoskanne, sondern um Kunst. Um teure Kunst. Erschwerender Umstand in diesem Fall: Kunst in Anlehnung an Pop und Rock’n Roll.

Ein Urinal ist ins Gerede gekommen. Es geht also nicht um die Damen-Toilette. Um Frauen geht es trotzdem. Aber der Reihe nach.

Das Rolling-Stones-Museum wurde 2011 eröffnet –  in Lüchow. Man erinnert sich: Lüchow war immer im Gespräch wegen Demonstranten („Quertreibern“) politischer Art. Von dem Image hätte man nun ins Positive ablenken können mit dem Museum, in dem mehr als 5000 Exponate Stones-Fans und andere BesucherInnen in ihren Bann ziehen (können).

Aber nun mokieren sich andere QuertreiberInnen. Am publikumswirksamsten vielleicht Luise F. Pusch. Die Sprachwissenschaftlerin widmete den „Kisses“ – so heißen die Urinale auf der Herrentoilette in dem Stones-Museum – in ihrem Blog „Laut und Luise“ eine deftige Glosse > www.fembio.org/biographie.php/frau/blog am 3.2.2012 > unbedingt lesen, da ich die Argumente hier nicht wiederhole. Die Männer pinkeln in geschminkte Münder – geiler Kunstgriff, oder?

Mir kräuselten sich die Lippen, mit angesäuertem Gesicht machte ich mich auf die Suche und empfehle > das NDR Kulturjournal vom 23.05.2011, zu finden auf der Seite www.stonestreff.com/rolling_stones_museum_videos.html. Auf dieser Seite gibt es noch mehr Videos zu dem Thema. Je nach Neigung kann man/frau sich vertiefen.

KUNST DARF ALLES schallt es irgendwo von den Wänden. Die Wände meines Redaktionsbüros werfen allerdings eine zweiteilige Frage zurück: Welche Motive würden Damenklos attraktiver machen und würdest Du da hinein ausscheiden wollen, was Dein Körper nach den Verdauungsprozess absondert – egal, was die Keramik-Künstlerin dafür in Rechnung gestellt hat?

Nun bin ich – Satire hin oder her – zur Anschaulichkeit ein paar Beispiele schuldig: Ich versuche es mit Torte … igitt. Ich versuche es mit Buch … auch daneben. Ich versuche es mit … Ach, da fällt mir schon nix mehr ein, denn das ganze Spiel ist so abartig, dass es meine Phantasie nicht beflügelt. Es stupft sie allerhöchstens für ein paar Sekunden an und landet schnell an einer Schranke. Da dieses Thema nicht lebenswichtig ist, akzeptiere ich diese Schranke. Ich will nicht weiter drüber nachdenken. Aber ich wäre nie darauf gekommen, dass man(n) Männern SOWAS anbietet!

Danke für die Spitze Feder von Luise F. Pusch gegen diese Zumutung! Ich schlage vor, demonstrativ die Damen-Toilette des Museums für jene Männer zu öffnen, die andere Wege gehen wollen. Meinetwegen mit einem einladenden Gästebuch für Kommentare! Über die künstlerisch gestaltete Form des Kugelschreibers könnte man noch reden. Die gefühlte Zwickmühle sollte schon unvergesslich griffig sein!


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